Licht am Ende des Tunnels? Ein Jahr Corona: Das Orange Hotel in Neu-Ulm zieht Bilanz

Ein Interview mit Harald Gloning, Geschäftsführer Orange Hotel und Apartments

Im Rahmen eines internen Projektes wurde mit Herr Gloning ein Interview über die Entwicklung und Folgen der Pandemie für die Hotellerie im Allgemeinen und über das Orange Hotel im Besonderen geführt.

Herr Gloning, während einer Pandemie ein Hotel zu leiten, das haben Sie sich zu Beginn Ihrer Tätigkeit als Hotelier, sicher auch nicht vorstellen können.
Das stimmt! Unser Hotel gibt es seit 2009 – also knapp über 10 Jahre. Die Jubiläumsparty zum 10-jährigen ist leider letztes Jahr coronabedingt ins Wasser gefallen. Durch viel Fleiß, ein tolles Team und zahlreiche treue Kunden haben wir es in den vergangenen Jahren geschafft, von zuerst 40 Zimmern, zunächst auf 70 und mittlerweile auf über 135 Hotelzimmer zu expandieren. Mit knapp 80 % Auslastung pro Jahr hatten wir etwa 40.000 Gäste jährlich in unserem Hotel und Restaurant. Und das alles war im März letzten Jahres ganz plötzlich weg.

Wie müssen wir uns das Orange Hotel & Apartments unter normalen Betriebsbedingungen vorstellen?
Unter normalen Betriebsbedingungen gehört unser Hotel schon seit vielen Jahren zu den am besten ausgelasteten der Region. Zu unseren Hotelgästen zählen die verschiedensten Menschen aus aller Welt. Geschäftsleute, allein reisende Touristen, Familien, Jugendgruppen. Das hängt ganz sicher mit unserem überaus fairen Preis-Leistungsverhältnis und dem zuvorkommenden Service, aber auch mit unserem Alleinstellungsmerkmal zusammen: Bei uns gibt es alles auf einem Areal. Ein Restaurant, Tagungsräume, einen Friseursalon, einen Lounge-Bereich mit Strandfeeling, ein Friseurmuseum und ausreichend kostenlose Parkplätze. Weitere Pluspunkte sind unsere zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung.

Wenn Sie sich zurückerinnern, was waren Ihre Gedanken, als Sie zum ersten Mal mit dem Thema „Lockdown“ konfrontiert waren?
Ich bin von Anfang an sehr realistisch mit dem Thema umgegangen. Mir war klar: Das wird bestimmt nicht der letzte Lockdown sein und ich sollte Recht behalten. Aber ganz ehrlich, diese ständige Ungewissheit, wann und unter welchen Bedingungen wir unsere Türen wieder für Gäste öffnen dürfen, ist im Grunde das Schlimmste. Vor allem für meine Mitarbeiter! Seit über einem Jahr herrscht absolute Planungsunsicherheit. Das ist für ein Unternehmen eine extreme Herausforderung, die auf den Schultern jedes Mitarbeiters lastet. Unser Glück ist, dass wir nicht nur über Hotelzimmer verfügen, sondern auch über mehrere 1-Zimmer-Apartments an insgesamt fünf Standorten in der Region. Die Vermietung der Apartments bietet uns zumindest eine gewisse finanzielle Sicherheit.

Mit welchen konkreten Herausforderungen mussten Sie sich bisher durch die Pandemie als Hotelier auseinandersetzen?
Sehr viel zusätzlicher bürokratischer Aufwand. Immer wieder neue offizielle Bestimmungen lesen, verstehen und darauf begründete Hygienekonzepte umsetzen und kontrollieren. Überbrückungshilfen beantragen. Kurzarbeit anmelden und nicht zuletzt die Mitarbeiter halten.

Beim Blick auf Ihr Unternehmen fällt auf, dass sich das Orange Hotel und Apartments seit mehr als zehn Jahren immer wieder weiterentwickelt und ständig neu erfunden hat. Das lässt darauf schließen, dass bei Ihnen nicht alles in Stein gemeißelt ist?
Ja, das ist richtig, und wenn uns diese Zeit eines gelehrt hat, dann, dass man anpassungsfähig sein muss. Wer seine unternehmerischen Ziele in Stein gemeißelt hat und nicht gewillt ist, neue Wege zu gehen oder flexibel auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren, wird auf lange Sicht untergehen. Dabei habe ich vor allem die Mitarbeiter im Sinn. Die sind das wesentlichste Kapital eines Unternehmens – und das ist branchenunabhängig. Mit ihnen werden Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten gebündelt. Dank ihnen entstehen ungewöhnliche Ideen, werden neue Wege offenbart und betreten.

Wie bekannt wurde, haben einige Ihrer Kollegen in der Region Corona bedingt große Schwierigkeiten den Hotelbetrieb wieder aufzunehmen. Was denken Sie, wie sich die Hotellerie in Ulm und Neu-Ulm in den nächsten Jahren aufgrund dieses Hintergrundes entwickeln wird?
Corona wird mit Sicherheit etliche Hotelbetriebe in die Knie zwingen. Vielen Hoteliers droht die Insolvenz. Das ist ein trauriges, bedauerliches Bild, das sich da für die nahe Zukunft abzeichnet und davon ist natürlich nicht nur unsere Region betroffen.

Welche Lehren ziehen Sie für sich aus den Entwicklungen den vergangenen 14 Monate und welche Pläne für die Zukunft haben Sie?

Ganz stark ist der Wunsch nach Planbarkeit und Normalität. Ich bin davon überzeugt, dass der Hotelmarkt nach dem kompletten „Re-Start“ neu verteilt wird. Unser Plan für die Zukunft ist, wieder mit tollen Ideen für unsere Gäste da zu sein. Und darauf freuen wir uns!