Local Hero Augsburg: Alexander Rusch von der KinoGruppeRusch

Interview mit dem geschäftsführenden Gesellschafter

Was manche Menschen als abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung sehen, ist das tägliche Geschäft von Alexander Rusch, dem Sohn des Inhabers der KinoGruppeRusch, Werner Rusch. Im Gespräch mit TRENDYone verriet der sympathische 37-jährige, wie es ihn statt einer großen Karriere als DJ zum Kino zog und was einen gelungenen Kinobesuch auszeichnet.

TRENDYone: Herr Rusch, wie kam ihre persönliche Verbindung zum Kino zustande und welchen beruflichen Werdegang hatten Sie bis dato absolviert?

Alexander Rusch: Nachdem ich meine mittlere Reife absolviert hatte folgte eine Ausbildung zum Industriekaufmann in Hochzoll bei der Firma Klaus Hoch- und Tiefbau und anschließend das Fachabitur an der BOS Augsburg. Danach drängte es mich zur Weiterbildung und ich begann das Studium der Tontechnik an einer privaten Universität in München, da ich sehr an Hip-Hop Musik interessiert war und sogar eine eigene kleine Tonanlage besaß. Mein Plan war es zu dieser Zeit, eines Tages DJ oder Produzent zu werden. Nebenberuflich jobbte ich damals schon im Kino meiner Eltern in Memmingen. Ich konnte schlussendlich in der Musikbranche keinen Fuß fassen und entschied mich 2007, in das Kinogeschäft mit einzusteigen und die Musik zum Hobby zu machen. Im Anschluss hatte ich für sechs Jahre die Leitung des Cineplex in Königsbrunn übernommen. 

Was zeichnet Ihrer Meinung nach ein gutes Kino aus?

Da kommen einige wichtige Dinge zusammen. Das erste ist die Bild- und Tonqualität. Home Entertainment hat heute schon eine richtig gute Qualität und da muss es für die Besucher im Kino einfach nochmal eine Steigerung geben. Ambiente, im Sinne von Sitzkomfort und dem Gefühl beim Betreten des Foyers ist außerdem extrem wichtig. Heute setzt man auf bequeme Couchen und Liegesessel mit Getränkehalter, viel Beinfreiheit und Extra-Platz zum Verstauen von Jacke und Tasche. Extra Tools wie Gratis-WLAN oder Lademöglichkeiten für Handys sind heute selbstverständlich. Eine gute Filmauswahl und ein vielfältiges Programm aus allen Genres ist der letzte wichtige Punkt. 

Wie viele Kinos betreiben Sie und wie sehen ihre speziellen Tätigkeiten aus?

Wir betreiben acht Kinos, sieben davon im süddeutschen Raum und eines in Leipzig. Das sind insgesamt 70 Säle. Nachdem ich durch mein Studium natürlich sehr technikbegeistert bin und es heute die notwendigen Möglichkeiten gibt, um richtig guten Sound in die Kinos zu bringen, war das von Anfang an mein Schwerpunkt. Hierbei gilt es zu überblicken, dass alle Kinos möglichst immer auf dem gleichen und technisch besten Stand sind. Natürlich mache ich das nicht alleine, andere technische Mitarbeiter greifen mir in allen acht Kinos unter die Arme. Im Marketing habe ich den Vorteil, dass ich große Kampagnen nur einmal machen muss und diese dann an allen Standorten verwenden kann. Social Media & Co. Gehört da natürlich genauso dazu. Außerdem kümmere ich mich in Zusammenarbeit mit der Cineplex Gruppe vielseitig um das Thema Nachhaltigkeit.

Wieso ist Ihrer Meinung nach der Gang ins Kino seit so vielen Jahren immer noch ein Erlebnis für Jung und Alt?

Ich finde das ist vergleichbar mit einem Restaurantbesuch. Man macht das nicht so häufig, aber man tut das, um von zu Hause raus zu kommen und eine Abwechslung zu erleben. Auch das gemeinsame Lachen oder auch Weinen während den Kinofilmen gehört dazu. Das ist irgendwie ein Gemeinschaftsgefühl, das entsteht. 

Würden sie behaupten, dass Streaming Anbieter wie Netflix & Co. das Kino zum Aussterben bringen?

Ich sehe Netflix als sehr serienlastig an, dafür hat es meiner Meinung nach heute sehr viel mehr Qualität als das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Natürlich schauen die User auch Filme an, aber ich würde behaupten, dass die Menschen neben dem Streaming ebenso gerne ins Kino gehen. Das einzige was dann vom Kinobesuch abhalten kann ist das „Ich will lieber auf der Couch bleiben“ Gefühl. Genau dieses Gefühl wollen wir unseren Gästen in den nächsten Jahren auch in unseren Kinos bieten. 

Wie gestaltet sich ihre interne Zusammenarbeit in der Familie und worauf achten Sie hier am meisten?

Spannend und schwierig zugleich. Wir treffen uns einmal wöchentlich zu einem kleinen Meeting in das jeder weitestgehend vorbereitet kommt, um die entsprechenden Punkte möglichst schnell abzuarbeiten. Da jeder seine Schwerpunkte und Fachgebiete hat, klappt das relativ schnell. Mein Bruder kümmert sich zusammen mit meiner Mutter viel um Controlling und Buchhaltung, mein Vater ist für die Standortsuche und Expansion zuständig. Wir probieren natürlich, bei Familienfesten möglichst wenig über das Geschäft und Besucherzahlen zu reden, natürlich klappt das nicht immer. 

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit und sind Sie auch außerhalb der Arbeit ein leidenschaftlicher Kinogänger?

Welche Freizeit? (lacht). Die letzten zwei Jahre war im Unternehmen und privat einiges los. Vom Hausbau über die Heirat und die Geburt meines Sohnes – da blieb nicht mehr allzu viel Freizeit. Wenn ich dann mal Zeit für mich habe, mache ich am liebsten Taekwondo (Zweiter Meistergrad) und beschäftige mich mit spirituellen Themen, ab und an auch Meditation oder Yoga. Ich bin ein leidenschaftlicher Kinogänger, doch leider kommt auch das aktuell zu kurz. Das sollte ich 2020 auf jeden Fall wieder ändern. Meine Leidenschaft für Musik habe ich auch heute noch.