Nass, aber glücklich: Die Fantastischen Vier rocken Füssen

Ein Konzertabend, wie ein altes Freundestreffen

Am Freitag, den 25. Juli 2025 eröffnete Deutschlands wohl legendärste Hip-Hop-Formation, Die Fantastischen Vier, die aktuelle Ausgabe der Königswinkel Open Airs im Barockgarten am Festspielhaus Füssen. Mit Blick auf den Forggensee und die majestätische Kulisse von Neuschwanstein und Hohenschwangau (etwas versteckt im trüben Wetter) trafen Tausende Fans ein, bereit für einen Abend, der genauso magisch wie nass werden sollte.

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Bild: Nina Königs
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Schon bevor die Fantas die Bühne betraten, sorgte DJ Thomilla für ordentlich Vorfreude – mit einem energiegeladenen Set, das das Publikum von der ersten Minute an zum Tanzen brachte. Ein perfekter Auftakt, der die Stimmung anheizte und klar machte: Dieser Abend wird besonders.

Kaum setzte der erste Beat ein, da wirkte es, als hätte sich eine Clique Jugendlicher die Bühne geschnappt: Smudo, Thomas D. und Michi Beck hüpften und sprangen, als wäre das hier nicht ein Konzert, sondern ein leidenschaftliches Statement. And.Ypsilon, eher im Hintergrund, aber musikalisch absolut zentral, hielt gemeinsam mit der herausragenden Liveband – unter anderem mit Dominik Krämer am Bass – das Fundament. Sie agieren vielleicht ruhiger, aber sind in ihrer Präsenz und ihrem Können genauso eindrucksvoll. Ohne sie wäre der Fanta-Sound nicht das, was er ist: tight, vielschichtig, kraftvoll. Bei Songs wie „Tag am Meer“, „Populär“, „MfG“ oder „Picknicker“ schwang nie Distanz mit – stattdessen echte Freundschaft und Freude am gemeinsamen Tun. Kein Halten mehr, als die ersten Takte von „Die Da!?!” erklingen. Tausende Hände schossen in die Luft, die Menge sang aus voller Kehle – und für einen Moment war jeder wieder jung, losgelöst, genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Glück lag in der Luft, schwerelos und laut.

Aber sie können nicht nur laut. Ein leiser, zutiefst berührender Moment entstand, als Thomas D. „Inferno“ anstimmte – seinen Song über das Sterben. Zuvor sprach er über Ozzy Osbourne, darüber, wie dieser trotz aller Widrigkeiten bei seinem letzten Auftritt noch einmal alles gegeben habe – ein ehrlicher Tribut, getragen von Respekt und stiller Verehrung. Und dann dieser Blick in den Himmel, mitten im Song. Ein Blick, der sagte: Jetzt denke ich an jemanden ganz Besonderen. Und man spürte – nicht nur er tat das. Viele im Publikum taten es ihm gleich. Für einen Augenblick war da eine spürbare Stille zwischen all dem Klang. Ein kollektives Gedenken, ohne Worte, getragen von Musik. Musik kann so etwas. Sie verbindet uns mit dem, was war, mit dem, was wir vermissen – und mit dem, was uns ausmacht. Und genau das ist so kostbar.

Zwischen Klassiker-Momenten und persönlichen, sozialkritischen Songs zeigte sich: Die Fantastischen Vier machen große Kunst, ohne je zu moralisieren. Sie sprechen Themen an – Verantwortung, Erinnerung, Gesellschaft – aber immer mit einem Augenzwinkern, mit Authentizität, mit Herz.

Wunderschön war auch zu beobachten, wie Musik hier Generationen verband. Familien standen gemeinsam im Regen, durchnässt, aber vereint – nicht nur durch Ponchos, sondern durch gemeinsame Erinnerungen und neue Erlebnisse. Kinder, die mit offenem Mund ihre Eltern bei Hip-Hop-Moves beobachteten, zwischen Staunen, leichter Peinlichkeit und der Erkenntnis: Wow – unsere Eltern sind eigentlich ziemlich cool.

Die Eltern wiederum strahlten – nicht nur wegen der Musik, sondern weil sie spürten, wie ihre eigene Jugend wieder lebendig wurde. Und zwischen all den Menschen entstanden Gespräche:

„Weißt du noch 1993 am Baggersee bei Schwabmünchen?“

Und plötzlich kam von irgendwo: „Ihr wart auch da?“

Es war, als hätte sich ein kollektives Gedächtnis geöffnet – nicht laut, nicht pathetisch, sondern warm und echt. Erinnerungen wurden geteilt, Menschen rückten zusammen. Musik macht das möglich. Sie schafft Verbindung, wo vorher Distanz war, und sie bringt Menschen zusammen – unabhängig vom Alter. An diesem Abend war das deutlich zu spüren. Jeder war Teil von etwas Größerem. Und das bleibt.

Und die Band zeigte echte Dankbarkeit: Sie sprachen davon, wie sehr sie die Fans schätzen, wie lange sie sich gegenseitig tragen – und nichts wirkt gestellt. Keine Spur von Arroganz, dafür Haltung, Respekt und echter Zusammenhalt. Sie stehen da nicht als Stars, sondern als Freunde, die ihre Bühne lieben und emphatisch an das Publikum denken.

Im Rahmen des Open Air Festival-Line Ups ist der Auftritt der Fantas erst der Startschuss. Es folgen:

• Haindling am 28. Juli (niederbayerische Kultband mit Weltmusik und Humor)

• Gianna Nannini am 29. Juli (italienische Rock-Ikone),

• Samu Haber (Ex-Sunrise Avenue) am 31. Juli,

• Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys am 7. August (Italo-Schlager mit Augenzwinkern, schon ausverkauft),

• und Fäaschtbänkler am 8. August – poppige, schweizer Volksmusik mit Beats

Der Konzertabend mit den Fantastischen Vier war nicht nur ein musikalischer Triumph – er war ein emotionales Familienfest unter Freunden, eingebettet in die spektakuläre Naturkulisse des Füssener Barockgartens. Der Regen wirkte wie ein verbindendes Element: nass, matschig, aber eben nur verbindend. Jeder verließ die Wiese ein bisschen demütiger, aber überwältigt von Gemeinschaft, Erinnerungen und Musik – und ganz sicher: glücklich.