Netflix and Chill: Video-Streaming-Dienste im Vergleich

So unterscheiden sich die Anbieter voneinander

Nicht erst seit Beginn der Corona-Krise erfreuen sich Streaming-Dienste einer hohen Beliebtheit – mittlerweile gibt es eine große Bandbreite an Anbietern, die alle ihre individuellen Vor- und Nachteile haben. Welcher Anbieter sich für welche Ansprüche und Vorlieben am besten eignet, zeigt unser großer Vergleich.

Kinos, Theater und Co. haben geschlossen, viele Arbeitnehmer sowie vor allem Schüler und Studenten sind vermehrt zu Hause und haben häufig deutlich mehr Freizeit als sonst – kein Wunder, dass Anbieter von Video-Streaming-Diensten zu den wenigen Profiteuren der Corona-Krise und den dabei verhängten Ausgangsbeschränkungen bzw. –sperren gehören.

Nutzerzahlen steigen weiter

Netflix hat daher bereits im ersten Quartal 2020 die Erwartungen von Analysten und Börse übertroffen: 15,7 Millionen Menschen haben sich in den ersten drei Monaten des Jahres bei Netflix für ein Abo angemeldet – das Unternehmen aus Los Gatos kommt jetzt auf 182,8 Millionen zahlende Kunden. Vor allem international legte es nochmals zu und gewann 13,5 Millionen neue Kunden hinzu, Tendenz steigend. Schließlich besitzt Netflix zudem weder Sport- noch Live-Rechte und ist auch anders als die großen TV-Sender zur Refinanzierung nicht auf Werbeeinnahmen angewiesen, die jetzt angesichts der absehbaren Wirtschaftskrise wegbrechen. Auch der neue, große Rivale Disney+ boomt stark – im April  gab der Anbieter bekannt, nur fünf Monate nach dem Start bereits 50 Millionen zahlende Abonnenten zu haben. 

Dahingegen geht die zum Medienkonzern ProSiebenSat.1 Media zugehörige, langjährig bestehende Plattform Maxdome wohl ab dem Sommer dieses Jahres offline. Nach Verschwinden der Plattform in einem ersten Schritt wird dann zu einem späteren Zeitpunkt auch der Maxdome-Store abgeschaltet werden. Dort können Kunden über den Sommer hinaus jedoch weiterhin einzelne Serien und Filme schauen, allerdings müssen sie hierbei nun für jeden Titel einzeln zahlen. Mit Joyn+ steht hier allerdings schon ein Nachfolger in den Startlöchern.

Was ist Videostreaming?

Streaming steht im Englischen für die simultane Übertragung und Wiedergabe von Mediendaten (Video oder Audio), und zwar meist via Internet – daher ist eine schnelle und zuverlässige Internetverbindung auch unabdingbar. Die Technologie setzt sich gegenüber dem Download immer mehr durch, weil dabei weniger Datenspeicher benötigt wird. Allerdings bieten Streaming-Plattformen häufig auch beide Alternativen an: Die Inhalte sind dann entweder direkt über das Internet streambar oder können von Nutzern für unterwegs offline als Download betrachtet werden.

Auf dem Fernseher können Streaming-Inhalte ganz leicht über die Installation der jeweiligen App gebracht werden – wer keinen sogenannten Smart-TV besitzt, erwirbt dazu einen Streaming-Stick, zudem gibt es weitere Möglichkeiten, den eigenen Fernseher zum Smart-TV aufzurüsten. 

Vergleich mit DVD und Blu-Ray

Wer sich jedoch für die Filme, die er schaut, auch tatsächlich interessiert, geht bei Streaming-Anbietern oft leer aus – DVDs und Blu-Rays bieten oft Stunden an spannendem und unterhaltsamen Zusatzmaterial zum Film. Zusätzlich gibt es hier natürlich keine Ladezeiten beim Schauen, stets die beste Qualität und ein physisches Produkt, dass man sich ins Regal stellen kann. Jedoch kosten einzelne Filme teilweise mehr als ein komplettes
Monats-Abo bei einem Streaming-Anbieter. Außerdem können Inhalte beim Streaming überall angesehen werden, die Auswahl ist entsprechend riesig und die Inhalte sind quasi „unzerstörbar“, während eine Disc schon einmal verloren gehen oder Kratzer bekommen kann.

Welcher Dienst passt zu mir?

Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl sind neben dem Angebot, das zu den jeweiligen Vorlieben passen sollte, ob Nutzer lieber mit einem Abo einen Zugriff auf alle Inhalte erhalten möchten oder Filme und Serien alternativ leihen bzw. kaufen können. Auch die Kosten für das gewünschte Programm spielen eine wichtige Rolle, zudem ist für viele relevant, ob es eine Probezeit oder ein Probeabo zum Testen gibt.

Weiterhin die Nummer eins: Netflix 

Der unangefochtene Anführer und gleichzeitig Herrscher über Serien und Filme am Markt ist weiterhin Netflix. Die Server des US-Anbieters bieten in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen (oder ganz klassisch für regnerische Sonntage) genug Kapazitäten, darüber hinaus kommt es sehr selten zu Ausfällen. Ein Pluspunkt ist unter anderem, dass sich die Sprache durch wenige Klicks schnell und unkompliziert ändern lässt – perfekt für alle, die ihren Lieblingsschauspielern gerne in der originalen Tonspur zuhören möchten.

Darüber hinaus beeindruckt Netflix mit einer steigenden Zahl an hochwertigen Eigenproduktionen sowie zahlreichen Oscar-prämierten Filmen und hochkarätigen Serien (etwa „Better Call Saul“, „Tote Mädchen lügen nicht“ oder der erst diesen März angelaufene virale Hit „Tiger King“). Dieses breite Angebot ist in geringer Auflösung bereits für 7,99 Euro erhältlich, die Full HD-Auflösung gibt es ab 11,99 Euro und Streamen in 4K ist für 15,99 Euro möglich. Viele Filme stehen außerdem auch als Download bereit, besonders attraktiv sind natürlich auch die Möglichkeit der Nutzung auf mehreren Geräten sowie die überaus geschickte Empfehlungsfunktion von Netflix. 

Eine gute Alternative: Amazon Prime Video

Auf Platz zwei liegt Amazon Prime Video, das vor allem beim Preis-Leistungsverhältnis punkten kann. Nach der etwas umständlichen Installation der App können Nutzer für nur 7,99 Euro im Monat oder 69 Euro im Jahr Zugang zu einer breit gefächerten Auswahl an tollen Filmen, Serien und Dokumentationen erhalten und ganz nebenbei von den weiteren Amazon-Angeboten (Prime Versand, Amazon Music) profitieren. Mit im Preis enthalten sind auch Eigenproduktionen wie etwa „The Boys“ oder „The Marvelous Mrs. Maisel“, die im Gegensatz zu manch anderen Serien auch in vollem Umfang verfügbar sind. 

Für Disney-Fans ein Muss: Disney+

Bereits auf dem dritten Platz befindet sich Neu-Anbieter Disney+, der sowohl bei Streaming-Kennern als auch bei Neueinsteigern von Beginn an überzeugen kann. Für 6,99 Euro im Monat bzw. 69 Euro im Jahr bekommt man hier Zugriff auf zahlreiche Filme und Serien aus der großen Welt von Disney. Damit ist für jeden Geschmack etwas geboten: Die bereits etwas älteren Zuschauer können sich über Titel aus ihrer eigenen Kindheit freuen, das jüngere Publikum findet hier hochkarätige Eigenproduktionen wie beispielsweise „The Mandalorian“. Wenngleich die Suchfunktion noch nicht immer einwandfrei funktioniert und neue Episoden jeweils nur wöchentlich erscheinen, punktet Disney+ vor allem mit einer übersichtlichen Seite.

Beliebt bei RTL-Zuschauern: TV NOW

Die Mediengruppe RTL mit ihren zahlreichen Sendern (RTL, VOX, n-tv und Co.) stellt ihren Fans mit TV NOW seit 2018 eine umfangreiche Plattform zur Verfügung, die deutlich mehr bietet als andere Mediatheken. Nutzer mit einem Premium-Zugang für 4,99 Euro im Monat erhalten hier Zugriff auf zahlreiche Staffeln von Sendungen („GZSZ“, „Alarm für Cobra 11“) und bekannten Shows („Der Bachelor“) – und können Folgen bereits eine Woche vor TV-Ausstrahlung schauen. Dies gibt es mit deutlich weniger Werbeunterbrechungen (jeweils nur ein Spot) und höherer Videoqualität, außerdem sind weitere Eigenproduktionen sowie Live-TV enthalten.

Für iOS-Nutzer: iTunes Videothek

Zumindest für iOS-Nutzer empfiehlt sich die iTunes Videothek, die mit einer großen Vielfalt an Videoinhalten (vor allem aktuelle Filme) sowie einer wirklich hervorragenden Videoqualität beeindrucken kann. Hierbei gibt es im Gegensatz zu den anderen Anbietern keinen Pauschalzugang zu den Inhalten, allerdings lassen sich Filme und Serien kaufen bzw. leihen. Außerdem können Serien oder deren Folgen einzeln gekauft werden, was jedoch vergleichsweise teuer ist. Durchschnittlich kosten Filme in vierfacher Full-HD-Auflösung 12,28 Euro, was verglichen mit Blu-Rays immer noch deutlich günstiger ist.

Mit Werbung: Hulu

Wer kein großes Problem mit Werbeunterbrechungen hat, wird mit Hulu glücklich werden: Hierfür ist zwar ein VPN-Dienst vonnöten, allerdings werden monatlich nur 5,99 US-Dollar fällig. In Deutschland soll der Dienst frühestens 2021 starten. Hulu überzeugt jedoch bereits jetzt mit einem großen Angebot und Eigenproduktionen wie etwa „The Handmaid’s Tale“, auch bei den Filme gibt es bereits einige Highlights zu entdecken. 

Für TV-Liebhaber: Joyn+

Maxdome-Nachfolger Joyn+ bietet für 6,99 Euro monatlich Live-Streams in HD sowie eine Mediathek, die aus Eigenproduktionen, Serien und Filmen besteht. Das Abo lohnt sich aufgrund des bislang überschaubaren Angebots also vor allem für Fans von Serien wie „The 100“ oder besagten TV-Live-Streams. Bis Mitte oder Ende des Jahres sollen dann Maxdome und der Eurosport-Player in die Streaming-Plattform integriert werden.

Vor allem für Sport-Fans: Sky Ticket

Getrennt vom allgemeinen Pay TV-Abo von Sky lässt sich Sky Ticket buchen. Hierbei kann zwischen dem Cinema-, Entertainment-, Sport- und Supersport-Ticket gewählt werden, das jeweils einzeln gebucht werden muss. Sky Ticket kann vor allem mit aktuellen Filmen und Serien und vor allem zahlreichen Sport-Übertragungen punkten, der Preis ist allerdings mit 9,99 Euro pro Monat und Ticket vergleichsweise hoch, zudem sind Bild- und Tonqualität lediglich Mittelmaß. 

Nur für Apple-Nutzer: Apple TV+

Das vergleichsweise kleinste Angebot der Streaming-Dienste bietet Apple TV+, für das entsprechend auch nur 4,99 Euro monatlich fällig werden. Weil Apple hierbei auf Eigenproduktionen setzt, wird die Anzahl der Titel jedoch kontinuierlich anwachsen. Aktuell lohnt sich ein dauerhaftes Abo aber kaum, zumal es Apple TV+ auch nur auf Apple-Geräten gibt – ansonsten geht es lediglich über den Browser. Käufer eines Apple-Gerätes bekommen ein Jahr kostenlos.    |Text: Vera Mergle