Stadtspitze informiert über die Corona-Lage in der Verwaltung, dem Klinikum und dem Stadtgebiet

Pressegespräch zum Thema Corona ins Rathaus

Gemeinsam mit Thomas Schuhmeier, Leiter des Referats für öffentliche Sicherheit und Ordnung, Dr. Daniela Schönhals, Leiterin des Gesundheitsamts und Maximilian Mai, Vorstand des Klinikums Memmingen, gab er einen Überblick über die Corona-Lage im Stadtgebiet und beantwortete Fragen.

Zunächst erklärte Schilder die Corona-Situation, wie sie sich aus Sicht der Verantwortlichen der Stadt darstellt. „Es liegt uns fern, bei der Bevölkerung durch die zusätzliche Allgemeinverfügung für Unruhe zu sorgen und Ängste zu schüren“, betonte er dabei ausdrücklich. „Allerdings befinden wir uns im Stadtgebiet Memmingen in einer sehr fragilen Lage. Seit 10. Oktober 2020 sind wir über dem Inzidenzwert von 50. Die geradezu explodierenden Infektionszahlen machen uns allen große Sorgen und daher sehen wir es als nötig an, die Menschen in unserer Stadt bestmöglich zu schützen – zur Not auch mit schärferen Maßnahmen. Diese zusätzlichen Verschärfungen wurden uns von der Regierung von Schwaben dringend angeraten.“ Den Bürgerinnen und Bürgern die reelle Lage zu vermitteln, sei nicht immer leicht. Dankenswerter Weise würden aber die unpopulären Maßnahmen, die zum Schutz aller erforderlich sind, größtenteils von der Bevölkerung mitgetragen und umgesetzt. Das Stadtoberhaupt wies noch einmal explizit darauf hin, dass die Maßnahmen nur zu einer Entspannung des Infektionsgeschehens beitragen könnten, wenn sich möglichst alle daranhalten.

Hier spielt auch das Thema Maskenpflicht eine entscheidende Rolle. „Nur wer eine Maske trägt, schützt andere und sich!“, sagte Schilder. Um in den Schulen solange als möglich den Präsenzunterreicht aufrecht zu erhalten, müssten auch die Kleinsten dieser Pflicht leider nachkommen. Alleingänge bei diesem Thema sieht die Stadtspitze kritisch – unterhöhlen sie doch die präventive Maßnahme, die Lehrer/innen und Schüler/innen gleichermaßen vor einer Infektion bewahren soll. „Natürlich würde ich mir wünsche, dass dies alles nicht nötig wäre, aber auch wenn wir uns alle wie in einem schlechten Traum fühlen, so müssen wir der Realität doch in die Augen schauen“, verteidigte Schilder die Vorschrift. Zudem gibt der Gesetzgeber der Stadt hierbei keinen Spielraum, dies selber zu entscheiden. Die Stadt befindet sich zu diesem Thema derzeit in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und der Regierung von Schwaben.

Thomas Schuhmaier legte den Anwesenden die Schwierigkeit der unterschiedlichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) dar. So aktualisieren die beiden Institute die Zahlen zu verschiedenen Zeiten, wodurch sich Unterschiede ergeben. Zur Einordnung in die Ampel wird dabei deshalb immer der höhere der beiden Inzidenzwerte hergenommen, die täglich um 15 Uhr erfolgt. Zusätzlich zu den daraus resultierenden Vorgaben kann jede Kommune eine eigene Allgemeinverfügung mit schärferen Maßnahmen erlassen, wenn dies nötig sei, wie Schuhmaier mitteilte. So entscheiden auch die Städte, an welchen Stellen im öffentlichen Bereich Masken getragen werden müssen. Davon betroffen sind in Memmingen derzeit der Marktplatz, die Kramerstraße, der Weinmarkt, der Theater- und der Schrannenplatz. Da das Infektionsgeschehen im Stadtgebiet Memmingen derzeit nicht eingrenzbar ist und sich durch alle Altersschichten hindurch zieht, reagiert die Stadt mit ihrer Allgemeinverfügung präventiv, um die Infektionsketten möglichst zu unterbrechen und den Inzidenzwert von über 100 nicht zu überschreiten.

Dabei ist auch das Gesundheitsamt von entscheidender Rolle. Das Team rund um Dr. Daniela Schönhals arbeitet am Limit, um die Infektionsketten nachvollziehen zu können, Kontaktpersonen auszumachen und über notwendige Maßnahmen zu informieren. Um diese Arbeit leisten zu können, wurde das Stammpersonal von zwölf Angestellten mittlerweile auf 19 erhöht, die dafür extra aus anderen Ämtern abgezogen wurden. Zudem kommen ab dem 26. Oktober 2020 fünf Soldatinnen und Soldaten hinzu, die vom Ministerium bereitgestellt wurden. Im absoluten Bedarfsfall könnten auch von der Regierung von Schwaben und der Polizei weitere Personen zur Unterstützung angefordert werden. „Um die mittlerweile vielen Kontaktperson einer infizierten Person nachvollziehen und informieren zu können, ist ein großes Team von Nöten“, stellte Schönhals fest. „Im Frühjahr waren die Ketten deutlich kürzer, weil weniger Kontakte vorhanden waren.“ Sie spricht sich daher gemeinsam mit Schilder und Schuhmaier dafür aus, dass Infizierte ihre Kontaktpersonen auch selbstständig informieren, sobald sie das ein positives Testergebnis vorliegen haben.

Als Vertreter des Klinikums stellt Maximilian Mai die wichtigsten Zahlen vor. So wurden im Zeitraum zwischen dem 01. März und dem 21. Oktober 2020 insgesamt 63 Patienten am Klinikum mit Corona-Erkrankung behandelt. Dabei war die Aufteilung in Geschlechter ziemlich ausgeglichen. Jeweils ein Drittel der Behandelten kam aus dem Stadtgebiet, dem Unterallgäu und den umliegenden Landkreisen. Etwa 10 Prozent von ihnen mussten auf der Intensivstation behandelt werden, im Durchschnitt 11,5 Tage. Was ungefähr doppelt so lange ist, wie ein Patient durchschnittlich auf der Intensivstation verbringt (5,4 Tage). Aktuell werden im Klinikum elf Personen mit Corona behandelt, davon zwei auf der Intensivstation (Stand: 23.10.2020).

Als großes Plus sieht Mai das hauseigenen Labor für Patienten und das Personal, dessen Kapazität noch erweitert werden soll. Laut Mai stehen derzeit ausreichend Intensivbetten zur Verfügung. So gibt es 20 Betten, die binnen 24 Stunden auf 27 aufgestockt werden können. Zudem können zwölf weitere in Containern bereitgestellt werden und zusätzlich 29 Betten auf der Isolierstation EG1, die als Infekt-Station eingerichtet wurde und von außen zugänglich ist, herangezogen werden.

Auch wurde im Sommer ein zweites CT-Gerät beschafft, so dass Infizierte von Nicht-Infizierten getrennt behandelt werden können. Auch Pandemiematerial wie Schutzanzüge und Masken wurden in den letzten Wochen weiter aufgestockt und stehen im ausreichenden Maße zur Verfügung.

Mai sieht das Klinikum momentan gut gerüstet. Alle Leistungen können wie gewohnt angeboten werden. Er bittet daher die Bevölkerung, bei Bedarf ins Krankenhaus zu kommen und nicht aus Angst vor Ansteckung zuhause zu bleiben. Gerade bei Erkrankungen, die dringend behandelt werden müssen, wie Symptome eines Herzinfarkts könnte dies schwere Folgen haben.

Da Kontaktreduktion das beste Mittel ist, um einer Infektion zu entgehen, hat das Klinikum am 22. Oktober ein Besuchsverbot erlassen, um die Patienten und das Personal zu schützen und die Behörden zu entlasten. Dabei gelten folgende Ausnahmenregelungen: Besuch von Patienten am Ende Ihres Lebens, Begleitung bei Geburten, ein Elternteil bei minderjährigen Patienten sowie Patienten, mit denen aufgrund einer entsprechenden Erkrankung (wie z. B. Demenz oder eine psychische Erkrankung) eine Kommunikation erschwert oder nicht möglich ist. Das Klinikum nimmt mit dem Besuchsverbot sein Hausrecht war und verschärft dadurch die geltende Allgemeinverfügung der Stadt Memmingen für sich selbst.