Stellungnahme des Allgäuer Einzelhandels zu amazon in Memmingen

Allgäuer Einzelhandel gegen Verteilerzentrum

Beim Allgäuer Einzelhandel läuten die Alarmglocken. Neben den erheblichen Verlusten durch die Geschäftsschliessungen während des zweiten Lockdowns droht neuer Ungemach aus anderer Richtung. Der US-Onlineversandhändler amazon hat seine Fühler ins Allgäu ausgestreckt und plant den Bau eines Verteilerzentrums am Allgäuer Flughafen in Memmingen. Dort werden eintreffende Waren aus den Logistikzentren verpackt, sortiert und mit Zustellern zu den Kunden im Allgäu ausgefahren. Rund 160 Arbeitsplätze im Versand und in der Verwaltung sollen entstehen, amazon plant mit 350 regionalen Zustellern Verträge abzuschliessen.

Nun fühlen sich viele Vertreter des Einzelhandels im Allgäu durch die Pläne des US-Riesen bedroht. „Es geht nicht um die Verteufelung des Online-Handels im Allgemeinen. Es geht uns aber sehr wohl darum, dass ein allesbeherrschender Monopolist mit seiner Marktmacht unseren regionalen Einzelhandel mittelfristig in seiner Existzens bedroht.", sagt stellvertetend für mehrere Allgäuer Stadtmarketing-Verbände der Geschäftsstellenleiter des City-Managment e.V. Kempten Niklas Ringeisen. „amazon ist bisher dadurch aufgefallen, dass es anders als die vielen inhabergeführten Geschäfte in unseren Innenstädten unverhältnismäßig wenig Steuren zahlt und nur wenig zur allgemeinen Entwicklung unserer Gesellschaft beiträgt.", ergänzt Niklas Ringeisen. Gemeinsam mit Tobias Schaber von „Impuls Immenstadt", Andreas Gärtner vom HBE Handelsverband Schwaben, Dietmar Wolz vom City-Managment Kempten e.V., Dr. Hans-Peter Keiß vom ASS Sonthofen, Hermann Oßwald vom Stadtmarketing Memmingen e.V. und Anja Glück vom Mindelheimer Werbekreis wurde nun eine Stellungnahme an Vertreter der Politik und Presse verfasst, die wir im Wortlaut wiedergeben:

Amazon Memmingerberg

Sehr geehrte Damen und Herren

Die Corona Pandemie bedroht eine Vielzahl an stationären Einzelhändlern. Lockdowns und dadurch stark rückläufige Frequenzen in unseren Fußgängerzonen sorgen für eine ungewisse Zukunft.

Die gesamte Politik ruft derzeit dazu auf, den regionalen Handel zu unterstützen – da kann es doch nicht sein, dass dieselben Politiker gleichzeitig für ein Amazon-Logistikzentrum auf kommunalem Grund den Weg bereiten.

Dass Amazon sich nun auf einer Fläche ansiedeln möchte, welche weitgehend in kommunalem Besitz ist, bedeutet auch, dass unsere Politik hier verantwortungsvoll handeln muss und nur Unternehmen ansiedelt, die auch vor Ort Steuern bezahlen, ordentliche Arbeitsplätze schaffen und eine regionale Wertschöpfung generieren. Zudem müssen auf einem Grundstück direkt am Allgäu Airport mit einer Fläche von 30.000m2 wesentlich mehr als bis zu 140 Arbeitsplätzen entstehen.

Wir, die inhabergeführten Geschäfte und Betriebe im Allgäu, sind die Seele der Innenstädte und investieren viel Zeit und Geld in eine attraktive Aufenthaltsqualität für Gäste und Einheimische. Der örtliche Handel schafft sichere und faire Arbeits- und Ausbildungsplätze in unseren Städten und ist stets erste Anlaufstelle für spendensuchende Vereine und Organisationen.

Uns geht es mit diesem Schreiben nicht darum die Amazon-Expansionswalze aufzuhalten oder den Onlinehandel zu verurteilen. Jedoch möchten wir uns dafür einsetzen, dass kommunaler Grund im Sinne der Bürgerinnen und Bürger sinnvoll und zukunftsträchtig eingesetzt wird.

Aus diesem Grund sehen wir, die Vertreter des Handelsverband HBE Schwaben sowie der Allgäuer Handelsverbunde Impuls Immenstadt, City-Management Kempten, ASS Attraktive Stadt Sonthofen, Stadtmarketing Memmingen e.V. und Mindelheimer Werbekreis es als unsere Pflicht, für unsere Mitglieder ein klares Zeichen zu setzten. Deshalb fordern wir Sie auf, sich gegen eine Ansiedlung von Amazon im Allgäu auszusprechen.

Für eine der schönsten Urlaubsregionen in Deutschland braucht’s auch intakte und einladende Innenstädte. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen.
Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung. Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund.