Trauerbeflaggung zum Tod des Augsburger Ehrenbürgers Henry G. Brandt

Augsburg trauert

Der Ehrenbürger der Stadt Augsburg ist in der vergangenen Nacht im Alter von 94 Jahren verstorben. Damit verliert die Stadt eine große Persönlichkeit und die Nachkriegswelt einen der letzten Zeitzeugen des NS-Regimes.

OB Weber: „Ein wortgewaltiger Versöhner, der Brücken gebaut hat“ Oberbürgermeisterin Eva Weber reagierte mit großer Betroffenheit: „Mein Herz ist schwer. Heute Nacht ist unser Ehrenbürger Rabbiner Dr. Henry Brandt verstorben. Ich habe ihn als wortgewaltigen Versöhner kennengelernt, als jemanden, der (interreligiöse) Brücken gebaut hat, als einen Menschen, der mich immer wieder mit seiner Person und seinen Gedanken fasziniert hat. In der Begründung für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde hieß es: ‚Dr. Henry Brandt steht für praktische Lösungen im täglichen Leben und ist damit Vorbild. Vergessen ist seine Sache nicht, aber er verkörpert glaubhaft und zuverlässig die zur Versöhnung ausgestreckte Hand. Er hat die Synagoge für die Stadtgesellschaft geöffnet.‘ Ich schätze mich glücklich, dass ich ihn kennen und ihm oft begegnen durfte. Ich persönlich und die Stadt Augsburg werden ihm ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Weggefährtinnen und Weggefährten.“

Trauerbeflaggung und Kondolenzlisten zu Ehren Brandts

In Gedenken an den Verstorbenen werden die Stadtflaggen am morgigen Mittwoch auf dem Rathausplatz auf Halbmast wehen. Ab Donnerstag, 10. Februar, liegen im Unteren Fletz des Rathauses bis einschließlich Sonntag, 20. Februar, Kondolenzlisten für Trauernde aus. Das Rathaus ist täglich, auch am Wochenende, von 10 bis 18 Uhr zugänglich.

Brandts Stationen und sein Wirken in Augsburg

Henry G. Brandt wurde am 25. September 1927 als Heinz Georg Brandt in München geboren. 1939 emigrierte er mit seiner Familie nach Tel Aviv. Nach dem zweiten Weltkrieg führte ihn sein Studium nach Europa zurück. Er war Rabbiner in Großbritannien und der Schweiz, bevor er 1983 auch nach Deutschland zurückkehrte. Von 1985 bis 2016 war er neben seiner Rabbinertätigkeit jüdischer Vorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Seit ihrer Gründung 2004 bis 2019 leitete er zudem die Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland.

Brandt übernahm 2004 das Rabbinat der jüdischen Gemeinde in Augsburg und leitete diese bis März 2019. Dabei hat er sich insbesondere um den jüdisch-christlichen und allgemein um deninterkonfessionellen und interreligiösen Dialog verdient gemacht. Damit hat er einen wesentlichen Beitrag für den religiösen Frieden in der Augsburger Stadtgesellschaft geleistet. Zudem hat er wesentlich dazu beigetragen, dass das jüdische Kulturmuseum Augsburg Schwaben ein Ort der Begegnung für Nicht-Juden und Juden jeden Alters geworden ist. Seine Verbundenheit zur Friedensstadt Augsburg zeigte sich auch in seinem Lehrauftrag an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Augsburg.
Auch war er Kuratoriumsmitglied des Mietek-Pemper-Preises der Universität Augsburg. 2015 wurde Brandt mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Augsburg auszeichnet. Die Auszeichnung war Dank für sein Lebenswerk und Ermutigung an Alle, seinem Beispiel zu folgen und sein Anliegen weiterzutragen.