Allgäuer Festwoche 2022 ohne Wirtschaftsausstellung

«Zwei- statt Dreiklang»

Die Meldungen waren widersprüchlich gewesen. Aus dem Werkausschuss der Stadt Kempten wurde am Montag Abend berichtet, die Allgäuer Festwoche 2022 sei abgesagt. Als Begründung wurde angeführt, der für die Allgäuer Festwoche zuständige Messe- und Verwaltungsbetrieb der Stadt Kempten habe auch in zwei aufeinanderfolgenden, europaweiten Ausschreibungen keinen Anbieter gefunden, der für die Messe notwendigen Zelte hätte liefern können. Da ein großer Teil der Messezelte der Allgäuer Wirtschafts- und Verbrauchermesse über Tiefgaragen steht (Festzelt, Halle 3,4,5,8 und 9) würden für den Einsatz spezielle Zelte gesucht, die aus bestimmten Gründen heuer nicht zur Verfügung stünden, so die Festwochenleiterin Martina Dufner vom Messe- und Verwaltungs-Betrieb der Stadt Kempten.

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Eine Wirtschaftsausstellung wird es heuer auf der Allgäuer Festwoche nicht geben. Grund dafür sei, es gebe keine Zelte, so die Verantworlichen.Bild: Jörg Spielberg
• Allgäuer Festwoche 2022 ohne Wirtschaftsausstellung

• Allgäuer Festwoche soll am Standort „Stadtpark" bleiben

Rolle rückwärts?

Dienstag Mittag wurden andere Meldungen offenbar. Die Allgäuer Festwoche, üblicherweise bestehend aus dem Dreiklang Wirtschaftsausstellung, Kulturtage und Heimatfest wird stattfinden, allerdings ohne den Part einer Wirtschaftsmesse. Das schuf Verwunderung bei Presse und Öffentlichkeit und so wurde kurzerhand vom Büro des Oberbürgermeisters Thomas Kiechle eine Pressekonfernz via Zoom einberufen, an der auch die Verantwortlichen Martina Dufner, Festwochenleiterin, Klaus Knoll, 2. Bürgermeister, und der Leiter des Referats für Wirtschaft, Kultur und Verwaltung Dr. Richard Schießl teilnahmen.

Deutliche Veränderungen

Oberbürgermeister Kiechle äußerte sich als erstes zur Entscheidung, die Allgäuer Festwoche in verkleinerter Form 2022 stattfinden zu lassen. „Für jeden war klar…", so OB Kiechle,„…dass wir mit der Festwoche 2022 nicht nahtlos an die letzte Festwoche 2019 werden anknüpfen können." Kiechle räumt ein, dass zwei Jahre Pandemie und der Krieg in der Ukraine mit seinen weltweiten Folgen dazu geführt haben, die Zukunft der Festwoche neu zu denken." Ziel sei es aber in jedem Fall die Allgäuer Festwoche in einem Zeitfenster von 2-3 Jahren wieder auf ein Niveau von vor der Pandemie zu bringen. Angesichts der aktuellen Begleitumstände wollte man für 2022 keinen Kompromiss eingehen, sondern eine Grundsatzentscheidung treffen. Trotzdem werde es für die Allgäuer auch heuer eine attraktive Begegnungsstätte geben, die in diesem Jahr aber wohl eher einen Volksfestcharakter mit vielen kulturellen und gastronomischen Angeboten haben werde. Zur konkreten Ausgestaltung der Festwoche wird es am 6. Mai eine Sondersitzung des Werkausschusses geben. Grundsätzlich sei es ihm wichtig zu betonen, dass der Markenkern „Wirtschaft" der Allgäuer Festwoche erhalten bleibt, wenngleich sich dessen Ausgestaltung den Anforderungen der Zeit, Stichwort Klimaschutz und Ökologie, anpassen müsse. „Die Allgäuer Festwoche war nie statisch, sie war immer dynamisch.", so Kiechle abschliessend.

Keine Zelte lieferbar

Auch die Leiterin der Allgäuer Festwoche, Martina Dufner vom Messe- und Veranstaltungsbetrieb, drückte ihr Bedauern darüber aus, dass es heuer nur eine Festwoche ohne Wirtschaftsausstellung geben wird. Grund dafür sei gewesen, dass der bisherige Zeltbauer, die hessische Firma Röder Zelt- und Veranstaltungsservice GmbH aus Büdingen, sich im vergangenen Jahr von ihrem Eventgeschäft verabschiedet habe und dies im Frühsommer 2021 dem Messe- und Veranstaltungs-Betrieb mitgeteilt habe. Daraufhin habe man sich auf die Suche nach Alternativen gemacht und andere Zeltbauer angesprochen. Im Januar 2022 wurde eine erste Ausschreibung auf den Weg gebracht, die aber bis Ende Januar zu keinem konkretem Angebot geführt habe. „Wir haben nachgefasst und noch eine Ausschreibung eröffnet, die aber bis vergangene Woche wieder keine Angebote erbracht hat.", so Martina Dufner. Auf Nachfrage habe man von Zeltbauern die Auskunft erhalten, dass andere Nachfragen attraktiver waren und eine erhöhte Nachfrage nach Zelten für Kriegsflüchlinge oder andere militärische Verwendungen bestünde. „Aufgrund der gesteigerten Nachfrage seien natürlich auch die Preise gestiegen.", so Dufner. Zudem würden an Zelte mit Standorten über Tiefgaragen ganz spezielle technische Anfoderungen verknüpft, die gegenwärtig vom Markt nicht erfüllt werden könnten. „Wir wollten aber in punkto Qualität der Zelte keinen Rückschritt begehen und verzichten dann lieber auf eine Wirtschaftsausstellung, die ggfs. nur unter freiem Himmel hätte stattfinden können.", so Dufner.

Volksfest geplant

Als dritter Redner meldete sich Kemptens 2. Bürgermeister Klaus Knoll zu Wort. Er versprach gemeinsam mit dem Werkausschuss an einem alternativen Konzept für die Allgäuer Festwoche 2022 zu arbeiten. „Wir sind jetzt in einem zweiten Jahr der Pandemie und mir ist bewusst, dass jeder im Sommer wieder etwas erleben möchte." Es habe ihn erfreut zu hören, dass die bekannten Gastronomen der Allgäuer Festwoche in jedem Fall auch an einer abgespeckten Allgäuer Festwoche teilnehmen möchten und gastronomische Angebote machen werden. Das Angebot in diesem Jahr wird größer ausfallen als der „Stadtsommer 2021", es wird auch über Kempten hinaus beworben und wird ein Mix aus Gastronomie, Kultur, Kunst, Musikfestival und Fahrgeschäfte für Kindern sein. „Das Ziel aber aller Beteiligten sei es, in den Jahren 2023 oder 2024 wieder eine Festwoche mit Wirtschaftsausstellung auf die Beine stellen zu können.", so Knoll.

Fazit

Die Pressekonferenz war offen und ehrlich, trotzdem bleiben weiterhin Fragen, ob die vorgebrachten Gründe für eine abgespeckte Version der Allgäuer Festwoche tatsächlich alleinig verantwortlich sind. In diesen Zeiten weiss niemand, welche Auswirkungen der Ukraine-Konflikt noch für uns bereit hält, Stichwort Explosion der Energiepreise, anziehende Inflation, Wegbrechen von Lieferketten. Vielleicht ist es da vernünftig, auf Sicht zu fahren und nicht voll ins Risiko zu gehen, auch wenn OB Kiechle am Ende der PK seinen Willen betonte, mit einer kleineren Festwoche 2022 zumindest dem Corona-Virus die Stirn bieten zu wollen und Kempten wieder mit Leben zu füllen. Auf die konkrete Frage, ob der Standort „Stadtpark" für die Allgäuer Festwoche bleibt, antwortete Kiechle mit einem klaren: „Ja"