Arzt vs. Heilpraktiker: Schulmedizin und / oder alternative Methoden?

Wo liegen die Unterschiede und wann ist Vorsicht geboten?

Wer krank ist, geht zum Arzt. Früher blieb einem keine andere Wahl. Heute hingegen gibt es immer mehr Möglichkeiten, Erkrankungen außerhalb der konservativen Schulmedizin zu behandeln. Viele Menschen vertrauen heute nicht nur ihrem Fach- oder Hausarzt, sondern auch zahlreichen alternativen Methoden. Diese können die klassische Medizin ergänzen, manchmal sogar ersetzen. Doch wo liegen die Unterschiede und wann ist Vorsicht geboten?

Unterschied Eins: Die Medizin

Schulmedizin
In der traditionellen Schulmedizin ist ein Mensch krank, wenn nachweisbare Veränderungen im Körper oder an den Zellen durch Untersuchungen im Labor oder beispielsweise durch Röntgen sichtbar werden. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Symptome, die es rasch und effizient zu beseitigen gilt. Die Diagnose- und Behandlungsmethoden werden an Universitäten ständig erforscht und gelehrt. Studien können zum Beispiel Auskunft darüber geben, welche Behandlung in wie vielen Fällen zu welchen (Neben-)Wirkungen führt.

Alternative Methoden
Die alternative Medizin wird auch Komplementärmedizin genannt, denn in den meisten Fällen ist sie keine reine Alternative, sondern eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Rund 60 Prozent der deutschen Bevölkerung nutzen beide Medizinformen. Vor allem bei chronischen Schmerzen oder Krankheiten suchen Patienten einen Heilpraktiker auf. Gesundheit bedeutet in der Komplementärmedizin ein harmonisches Zusammenspiel aller organischen Strukturen, Funktionen und Energien. Wird dieses Zusammenspiel durch äußere und innere Einwirkungen gestört, kann dies zu gesundheitlichen Störungen und Krankheiten führen. Neben anamnestischen und klinischen Daten, beurteilt der Therapeut seinen Patienten dann vor allem in Hinblick auf seine Konstitution und seine Anfälligkeit für Krankheiten. Die daraus resultierende Behandlung richtet sich darauf aus, die Selbstheilungskräfte zu unterstützen und so ein natürliches Heilen der Erkrankung zu ermöglichen. Hierfür gibt es viele Verfahren, die bekanntesten sind:

Naturheilkunde:
Klassischen Naturheilverfahren können vielseitig sein und beinhalten neben der Pflanzenheilkunde auch Elemente der Ernährungs- und Bewegungstherapie. Auch Hydrotherapie, die Anwendung von kaltem und warmem Wasser zum Beispiel nach Kneipp, findet hier statt.

Akupunktur:
Die Akupunktur ist eine Behandlungsmethode, die vor mehr als 2.000 Jahren in China entwickelt wurde. Sie ist ein fester Bestandteil der sogenannten „Chinesischen Medizin“, zu der auch die Massage, die Heilgymnastik (Tai-Chi und Qigong) und die Verwendung von Arzneien pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft gehören.

Homöopathie:
Hier lassen sich auf Basis der Krankengeschichte des Patienten Symptome analysieren und ein homöopathisches Arzneimittel zuteilen. Diese sind besser bekannt als Globuli, rein pflanzliche Kügelchen.

Unterschied zwei: Die Ausbildung

Arzt
Der angehende Arzt muss ein mindestens sechsjähriges Medizinstudium absolvieren, um nach bestandenem Staatsexamen und Approbation als Assistenzarzt tätig werden zu können. Darin sind auch praktische Zeiten in Form der Famulatur und dem praktischen Jahr fest vorgeschrieben, in denen der Mediziner eine gewisse Sicherheit in der Diagnose und Therapie gewinnen soll. Danach schließt sich eine fünf- bis sechsjährige Facharztausbildung an. Erst danach kann sich ein Arzt in seiner eigenen Praxis niederlassen. Die Ausbildung in Naturheilverfahren nimmt im Medizinstudium nur einen geringen Umfang ein. Ärzte, die sich hierfür interessieren, können sich aber in einem Masterstudium, bei einem der zahlreichen Verbände oder bei der Ärztekammer fortbilden. Im Gegensatz zum Heilpraktiker ist es dem Arzt aber erlaubt, verschreibungspflichtige Medikamente auszustellen.

Heilpraktiker
Seit 1936 gibt es den Beruf des Heilpraktikers, etablieren konnte er sich jedoch erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Einen einheitlichen, vorgeschriebenen Ausbildungsweg gibt es nicht. In der Regel absolvieren angehende Heilpraktiker eine etwa dreijährige Ausbildung. Diese ist aber keine Voraussetzung für das Ablegen der schriftlichen und mündlichen Prüfung, deren Bestehen hingegen Voraussetzung ist, um als Heilpraktiker zu arbeiten. Inhaltlich variiert der Prüfungsstoff von Bundesland zu Bundesland, die Prüfung erfolgt durch die zuständigen Landesgesundheitsämter. Voraussetzung für eine Zulassung ist die Vollendung des 25. Lebensjahres, eine körperliche und geistige Eignung sowie ein polizeiliches Führungszeugnis und ein Hauptschulabschluss. Die Ausbildung und Vorbereitung auf die Prüfung kann an einer der zahlreichen privaten Heilpraktikerschulen kostenpflichtig absolviert werden.

Fazit: Die Wahl der richtigen Behandlung ist ein schwieriges Unterfangen. Letztlich entscheidet neben der Fachkompetenz auch das Bauchgefühl. Wo fühle ich mich gut aufgehoben und verstanden? Doch Achtung: Vorsicht ist bei ernstzunehmenden Erkrankungen geboten! Wer schwerwiegend erkrankt und dadurch sogar vom Tod bedroht sein kann, sollte sich eingehend beraten lassen, von mehreren unabhängigen Experten. Nur so kann die individuell beste Behandlung gefunden werden.