Corona-Krise in der Familie: Was tun bei Stress und Streit?

Die Corona-Krise zehrt an den Nerven

Es ist ein bizarres Bild: Ein Spielplatz, leer. Mit rot-weißen Absperrbändern verriegelt. Auf einem in Plastik eingeschweißten Zettel steht „Betreten verboten – Dieser Spielplatz ist aufgrund der SARS-CoV-2- Pandemie geschlossen.“ Dieses Stillleben sagt aus, was Familien in Deutschland in den letzten Monaten durchmachen mussten. Das Alltägliche brach unter den Händen der meist perfekt organisierten Eltern komplett auseinander. Rhythmen und Routinen wichen Unsicherheit und emotionalen Stress.

Die Corona-Krise zehrt an den Nerven. Glücklicherweise geht es langsam wieder bergauf – mit Vorsicht. Dennoch empfinden viele Familien die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Reduzierung sozialer Kontakte als große Herausforderung. Welche Möglichkeiten gibt es, mit der Pandemie umzugehen und Eskalationen im Vorfeld zu vermeiden? 

Der Familienalltag ist vorwiegend bis ins kleinste Detail geplant. Ganz egal, wie ihr vorheriger Alltag ausgesehen hat: meist waren andere Menschen darin involviert. Oder andere Orte. Seit wir mit dem Corona-Virus konfrontiert wurden, hat sich dieses Konstrukt in Familien elementar verändert. Fast alles, was sich Familien an regelmäßigen Strukturen und Ritualen aufgebaut haben, wurde in einer Rekordzeit zerstört. Das Leben findet nun hauptsächlich zu Hause statt – unter Vollbesetzung. Wir wissen: Arbeiten im Home-Office am Küchentisch, während die Kinder direkt daneben mit Tusche die Stuhllehnen verzieren, ist der Endgegner für die strapazierte Konzentration. 

Was macht die aktuelle Situation so schwierig?

Kindergartenkinder möchten beschäftigt, Schulkinder im Home-Schooling müssen unterrichtet werden. Eine unnatürlich große Herausforderung, wenn nebenbei im Home-Office die Arbeit weiterlaufen soll. Obwohl unser Leben langsam wieder Fahrt aufnimmt, werden wir gebeten, unsere sozialen Kontakte weiterhin zu reduzieren. Aufzupassen und unnötige Wege zu vermeiden. Alles verständlich. Doch trotzdem müssen Eltern ihrer Arbeit nachgehen und ihren Kindern einen möglichst abwechslungsreichen Tag ermöglichen. Ein Spagat zwischen Beruf und Familienleben reicht da längst nicht mehr aus. 

Mögliche Folgen in der Familie

Schon vor Corona kamen viele Familien an ihre Grenzen, da das Jonglieren mit allem, was erledigt und getan werden möchte und nebenbei auch noch mit einem Lächeln das dickste Buch der Welt für die kleinen Sprösslinge vorgelesen werden will, einfach zu viel ist. Stresssituationen sind vorprogrammiert. Ein Burn-out keine Seltenheit. Disharmonie, Streit und Eskalation stehen statt rosigem Familienleben auf der Tagesordnung. Auch die Kinder in Familien können sich aufgrund dieser Stresssituationen innerhalb ihres familiären Umfeldes emotional zurückziehen. Denn obwohl in Deutschland der neue Virus alle den Atem anhalten lässt, kümmert das die kindlichen Entwicklungssprünge nicht im Geringsten. Viele Kinder fühlen sich unverstanden, ignoriert, da ihre Eltern schlichtweg nicht mehr die emotionale Kapazität besitzen mit Engelszungen durch die Wutausbrüche zu helfen - Frustration auf beiden Seiten.

Tipps und Lösungen

Fahren Sie Ihre eigenen Ansprüche - zumindest für die Zeit der Corona-Krise -herunter. Geben Sie sich den Raum und die Zeit, sich in der neuen Situation zurecht zu finden. Verbringen Sie lieber die Zeit mit Ihren Kindern oder tun Sie etwas für sich selbst, anstatt am Abend wie von Sinnen durch das Haus zu wirbeln. 

Sehr guter Spruch für den Kühlschrank: Die Art, wie wir mit uns selbst umgehen, prägt auch den Umgang mit unseren Kindern. Sind wir streng mit uns selbst, sind wir es auch mit unseren Kindern. Sind wir nachsichtig im Umgang mit uns selbst, sind wird es auch mit unseren Kindern.  

Setzen Sie sich zusammen und überlegen sie gemeinsam, welche Werte für Ihre Familie von Bedeutung sind. Wenige und wichtige Familienregeln, die für alle nachvollziehbar sind und gemeinsam festgelegt werden, geben Halt und Orientierung. 

Schaffen Sie gemeinsame Rituale. Das gibt Struktur und Geborgenheit. Vor allem für kleine Kinder ist ein vorhersehbarer Tag entspannter.

Ansprechpartner für Eltern und Kinder in Krisensituationen

In Konflikt- und Krisensituationen können sich Kinder, Jugendliche und Familien an die örtlichen Jugendämter wenden. Alle Informationen finden Sie u.a. über die Familienportale des Bundesfamilienministeriums: https://familienportal.de.

Auf www.exclamo.org können sich Hilfebedürftige und Ratsuchende melden und selbst entscheiden, ob sie per Mail, SMS oder Telefon unterstützt werden möchten. 

Über krisenchat.de können Betroffene direkt eine WhatsApp-Nachricht schicken - rund um die Uhr. 

Eine Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, die über ihre Sorgen sprechen und sich einen Rat holen möchten, ist die Nummer gegen Kummer. Dort kann immer von montags bis samstags zwischen 14 und 20 Uhr angerufen werden. Die Nummer ist kostenlos und anonym. Pendant dazu ist das Elterntelefon: 0800 111 0 550.

Quelle: Der Kinderschutzbund