Der IHK Schwaben Neujahrsempfang 2018 im Kongress am Park

Wirtschaft und berufliche Bildung - das bewegt die Augsburger Region

Er gehört mittlerweile zum einem der wichtigsten Termine in Augsburgs Veranstaltungskalender: der Neujahrsempfang der IHK Schwaben. Rund 1.500 Gäste aus Politik, Handel und Wirtschaft hatten sich für diesen besonderen Abend, der in diesem Jahr unter dem Motto „Berufliche Aus- und Weiterbildung“ stand, angekündigt.

Nach einem Welcome-Drink im Foyer des Veranstaltungszentrums Kongress am Park in Göggingen wurden die Gäste bereits gebeten zum offiziellen Teil der Veranstaltung überzugehen. Charmant und gekonnt eröffnete Moderator Roman Roell, bekannt vom Bayrischen Fernsehen sowie dem Hörfunk Bayern3, um kurz nach 18 Uhr die Veranstaltung. Noch bevor IHK Präsident Dr. Andreas Kopton das Begrüßungswort übernahm, sorgte eine kleine Kostprobe aus dem ab Juni in Augsburg stattfindenden „Fugger Musical“ für gute Stimmung.

Die neue Währung „Berliner Flughafen“

Das Jahr 2018 stellt für die IHK zwei herausragende Ereignisse. Zum einen die Neuwahlen der Vorstandschaft, zum anderen das 175-jährige Jubiläum der Handelskammer. Von einer vielversprechenden Wirtschaft mit hocherfreulichen Konjunkturzahlen sprach Kopton also. Die neue Regierung will also Energiekosten senken und gute Investitionsmethoden schaffen, doch den Glaube daran bezeichnete der IHK Präsident eher als einen Witz. Immer wieder zog er auch am heutigen Abend mit dem Berliner Flughafen. Von 215 Milliarden Euro Staatsausgaben könnten also 27 Berliner Flughäfen gebaut werden. Für die Regierung sei es laut Kopton nun an der Zeit, die Investitionen endlich an der richtigen Stelle zu tätigen.



Vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Energiewende, Integrationspolitik und der Mobilität der Zukunft sieht Kopton deutliches Potenzial nach oben. An dem Beispiel der rund 2.200 Jugendlichen Flüchtlinge in Deutschland machte er dies besonders deutlich. In rund 114 Flüchtlingsklassen, die über den Weg der IHK eine schulische Ausbildung erhalten, stehen nach dem Schulabschluss rund 23.000 potenzielle Auszubildende zur Verfügung. Doch nur 1.000 junge Flüchtlinge finden den wirklichen Berufsweg, andere werden vorher durch Abschiebebescheide in ein persönliches Loch gezogen und können keinen Beruf ausüben. Geld für Berufsbildung, laut dem IHK Präsident eigentlich zum Fenster hinausgeschmissen ist.

„Wir müssen darauf vertrauen, dass unsere Region stark ist, wir brauchen das schwäbische Glaubensbekenntnis“, so Kopton. Dazu zähle auch eine Grundzufriedenheit, Vertrauen und ein gemeinsamer Anspruch, jeden Tag besser zu werden. Für seine dritte Legislaturperiode als Präsident der IHK Schwaben sieht sich Kopton ebenfalls bereit. „Ob es allerdings dazu kommt, liegt an den Wählern“.

Festredner des Bundesinstituts für Berufsbildung

Anschließend an diese Rede Ergriff der Präsident des BBIB, Professor Dr. Hubert Esser, der an diesem Abend als Festredner fungierte, das Wort. Er sprach vor allem die Veränderungen des dualen Ausbildungssystems in Bayern an. Innerhalb der letzten sei die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um rund 100.000 gesunken. Gleichzeitig steigt die Rate der Studierenden von 26 auf 56 Prozent. Ein Trend, dem laut Esser nicht in nächster Zeit eine Trendwende gegenüberstehen wird. Die Gründe für diesen Trend seien vor allem die niedrige Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Nur mit einer umfassenden Digitalisierung und den entsprechenden Um- und Weiterbildungen des Schulpersonals könne man dem sogenannten „Akademisierungswahn“ ein Ende bereiten. Vor allem Klein- und Kleinstbetriebe sollen hier durch den Support von Handelskammern unterstützt werden. „Die Chance für berufliche Bildung muss überall gleich sein, dafür brauchen wir Powerprojekte wie die der IHK Schwaben“, so Prof. Dr. Hubert Esser. Das einheitliche Ausbildungs- und Prüfungsbild der IHK solle auch in den Schulsystemen wie Gymnasien erfolgen, um allen Schülern für den gleichen Aufwand einen einheitlichen Abschluss bieten zu können.



Nach einer anschließenden Talkrunde wurde aufgrund des 175. Jährigen Jubiläums der IHK ein Kurzfilm gezeigt, der alle bedeutenden Stationen seit der Gründung beleuchtete. Daraufhin überreichte Dr. Andreas Kopton dem Festredner einen hochprozentigen „Unternehmergeist“ ehe das Büffet eröffnet wurde, bei dem sich viele Gelegenheiten des Austausches bei Gesprächen und Getränken in gemütlicher Atmosphäre boten.

Interview mit Dr. Andreas Kropton, Präsident der IHK Schwaben

TRENDYone: Sie hatten angesprochen, dass die Einstellung der Eltern ganz entscheidend zum beruflichen Werdegang ihrer Kinder beitragen kann. Welchen Rat würden Sie Ihrer Tochter dazu geben?

Dr. Andreas Kropton: Viele Eltern denken, dass ihre Kinder etwas ganz Besonderes sind, und deshalb unbedingt auf die Hochschule gehen müssen. Die Einstellung sehe ich allerdings völlig falsch. In der dualen Ausbildung haben wir heute mit unserem Werdegang mehr Chancen als die vielen Bachelor Absolventen, die nach dem Studium keinen Job finden, oder nicht den Job finden, den sie sich erträumt haben.

Mit welchen Projekten will die IHK diese bestehenden Ungleichheiten fördern?

Unser Motto über allem heißt „Lehre macht Karriere“. Damit wollen wir den Menschen zeigen, dass auch Führungskräfte in der Region vor ihrer Karriere eine duale Ausbildung gemacht haben. Auf der anderen Seite geht die IHK in die Schulen und möchte die Möglichkeiten der dualen Ausbildung vorstellen. Mit festen Schulpartnerschaften kann hier eine enge Zusammenarbeit stattfinden.

Wie kann man gegen das genannte Problem der jungen Flüchtlinge, die kurz vor dem Einstieg in eine Ausbildung abgeschoben werden, vorgehen?

Dazu gibt es nur eine Lösung. Nämliche der dauerhafte Kontakt mit dem Innenministerium. Wenn sich die Regierung für eine Abschiebung entscheidet, sollte das auch durchgeführt werden. Ansonsten entsteht an dieser Stelle ein sozialer Sprengstoff, der nicht mehr überblickbar ist. Um die Flüchtlinge aus dieser Hoffnungslosigkeit zu befreien, sollten sie Ausbildungen absolvieren. Schlussendlich können diese mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung zurück in ihr Heimatland.