FC Augsburg Spieler Keven Schlotterbeck im exklusiven Interview

Es geht immer ums Gewinnen!

Keven Schlotterbeck, einer der mittlerweile sechs Neuzugänge beim FC Augsburg, soll die Mannschaft um Jess Thorup künftig in der Innenverteidigung verstärken. Am Rande der Safari, die alle neben der Saisonvorbereitung im Trainingslager in White River erlebten, trafen wir ihn zu einem Kurz-Interview.

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Bild: FC Augsburg
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Keven, wir reißen dich gerade weg von einem Kartenspiel mit deinen Kollegen. Was spielt ihr da eigentlich?


Keven Schlotterbeck: Schwimmen, so nennt man das bei mir zu Hause in Weinstadt, die Jungs nennen es Schnauz.


Ich habe nur gerade beobachtet, du verlierst nicht gerne?


Nein, fürchterlich. Wenn ich spiele, geht es immer ums Gewinnen. Im Fußball ist der Ehrgeiz dann natürlich noch größer. Aber es verliert niemand gern.


Nun ist Fußball ein Teamsport, da bist du auch auf deine Mannschaftskameraden angewiesen, ob man zusammen gewinnt oder verliert. Wie gehst du hier mit Niederlagen um?


Es kommt immer auf den Spielverlauf an, auf das Ergebnis und das Wie. Richtig, es ist ein Teamsport, wenn einer nicht gut drauf ist, versuchen ihn die anderen zehn mit zu ziehen, damit am Ende ein funktionierendes Team auf dem Platz steht.

Was für ein Typ bist du? Auch noch nach einer Niederlage positiv oder doch eher schon mal sauer auf Kollegen?


Auf Teamkollegen bin ich nicht sauer. Das Wichtigste ist, sich erst einmal selbst zu hinterfragen und nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Da beginne ich stets bei mir selbst und schaue, wie ist das Spiel gelaufen. Wie kann ich es im nächsten besser machen. Man kann Verschiedenes aus jedem einzelnen Spiel ziehen, sollte kritisch mit Niederlagen umgehen, aber ebenso mit Siegen. Wir sind nicht ausgelernt, wir haben Verbesserungspotential, Woche für Woche, Training für Training. Man sollte sich ranhalten und alles geben, damit man das Optimum als Team erreicht.

Apropos Training, du kommst nach Augsburg und schon geht es ins Trainingslager nach Südafrika, Safari inklusive. Ist es dein erstes Trainingslager im Ausland?


Nun, Freiburg geht seit Jahren nach Schruns in Österreich, mit Berlin war ich auch in Österreich, mit Bochum war ich allerdings nicht unterwegs. Aber ich bin happy, hier zu sein, das ist ein unfassbar schönes Erlebnis bislang. Vor allem die Leute hier sind sehr, sehr freundlich. Es macht sehr viel Spaß und ist eine super Erfahrung. Ich freue mich auf die weiteren Tage.


Du sagtest vorhin am Frühstücksbüffet, dass du auch wieder hierher kommen willst.


Ja, das wäre schön. Das hat sich jetzt so in mir verfestigt, dass ich hoffentlich in den nächsten beiden Jahren nochmals hierher reisen kann.


Ihr macht jetzt noch eine weitere Safaritour, ihr wollt unbedingt noch einen Löwen erleben?

Was habt ihr bereits gesehen?


Ja (lacht), unbedingt. Gestern war es schon eine Wildkatze, Serval nennt man sie. Auch unser Guide hat dieses nachtaktive Tier noch nie bei Tag gesehen, daher war das etwas Besonderes. Aber ansonsten sahen wir Giraffen, Elefanten. Die Natur ist ebenso schön hier, man erlebt tolle Blicke auf Berge und Täler.


Gehen wir gedanklich mal zurück nach Europa, nach Augsburg. Du als gebürtiger Baden-Württemberger Schwabe bist nun im bayerischen Schwaben. Ist die Mentalität hier bei uns in Augsburg ähnlich zu deiner Heimat. Oder musstest du dich in der kurzen Zeit schon umgewöhnen?


So viel war ich jetzt noch nicht in der Stadt unterwegs, aber ich glaube die Mentalität ist schon ähnlich. Ich habe die Jungs und den Staff kennengelernt. Ich wurde herzlich aufgenommen, das ist wichtig, um Anschluss an die Mannschaft zu bekommen. Ich persönlich hatte keine Anpassungsprobleme.


Kanntest du schon jemanden vorher?


Tatsächlich nicht, beziehungsweise Arne (Maier) und Felix (Uduokhai) habe ich einmal bei Olympia getroffen, doch wir sind relativ früh ausgeschieden, da war also weniger Zeit, um sich besser kennenzulernen. Ich bin hier sehr gelassen angekommen, weil ich wusste, es gibt gute Jungs, mit denen man sich relativ schnell versteht. Ich selbst bin auch pflegeleicht, habe stets ein Lächeln im Gesicht. Und wir sprechen Englisch, sind auch mit den Spielern, die aus verschiedenen Ländern kommen, im Austausch. Es ist schön, auch deren Erfahrungen und Ansichten zu hören.

Du kommst aus einer ziemlich großen Fußballer-Familie.

Ja, ein Cousin war früher bei Freiburg, der andere bei 1860 München und Hannover, meine Cousine bei der TSG Hoffenheim, ein Onkel war früher Profi. Mein Vater hat es leider nicht geschafft, da er mit 19 Jahren eine sehr schwere Virenerkrankung hatte, ein Jahr im Krankenhaus lag und seither auch nicht mehr so gut zu Fuß ist. Unser Opa war zudem Trainer beim SV Fellbach. Nur meine Mutter wurde mit Tennis groß. Wir wurden mit zwei Sportarten erzogen, Fußball und Tennis, das ich zehn Jahre spielte. Aber dann musste ich mich entscheiden und es wurde Fußball. Aber die Grundschläge habe ich noch intus.

Du kannst ja nach deiner Karriere wieder zum Tennis zurück, das machen ja einige ehemalige Fußballer.

Wobei ich gerade sehr gerne Paddle-Tennis spiele, das ist lustig und ein Ausgleich zum Fußball.

Stimmt es, dass du ungern auf deinen Bruder Nico angesprochen und mit ihm verglichen werden willst? Oder ist es eher eine liebevolle Konkurrenz zwischen euch?

Wenn man den Weg verfolgt hat, dann weiß man, dass er mir damals den Platz in Freiburg abgeluchst hat, als wir beide als Linksfuß in der Innenverteidigung standen. Er hat ein überragendes Jahr beim SC gespielt und wechselte dann nach Dortmund zum BVB. Ich durfte jetzt anderthalb Jahre in seiner Nähe wohnen, das war unglaublich schön. Jetzt wird es schwieriger, ihn mal bei einem Champions League Spiel zu unterstützen. Bei der EM habe ich versucht, für ihn da zu sein. Früher haben wir uns darüber aufgeregt, denn die Vergleiche werden nun einmal gezogen, schütteln wir es jetzt ab und lassen die meisten reden. Wir versuchen uns gegenseitig bestmöglich zu unterstützen.

Aber es ist schon eine Motivation für dich, ihm nachzueifern? Stichwort Nationalmannschaft!

Auf jeden Fall, wobei, was heißt nacheifern? Wir haben beide einen Sprung geschafft, den nicht jeder vorweisen kann. Dass wir als Brüderpaar den Schritt in die Bundesliga geschafft haben, beide schon über 100 Spiele absolviert haben. Wenn man fünfzehn Jahre zurückgeht, standen wir gefühlt im Spielzimmer und haben uns auf die Rübe gehauen, weil wir beide gewinnen wollten.
So ist es gefühlt auch heute, wenn wir uns sehen, hauen wir uns auf selbige im Spiel gegeneinander.

Gibt es privat noch andere Sportarten für dich, bei denen du gewinnen willst?

Ich bin grundsätzlich sportbegeistert. Ansonsten versuche ich meinen Wochenplan so zu takten, dass der volle Fokus auf dem Fußballtraining liegt. Dazu gehört ein Mittagsschlaf, eine Tasse Kaffee danach, und die Vorbereitung auf den folgenden Tag.

Was sind deine mittel- und langfristigen Ziele, beruflich und privat?

Kurzfristig will ich erst einmal eine gute Saison in Augsburg spielen, hoffentlich mit viel Einsatzzeit, das ist klar. Aber dafür bin dann auch ich selbst verantwortlich. Der Weg nach oben ist unbegrenzt, man kann, glaube ich, viel erreichen. Ich werde schauen, was in den nächsten fünf Jahren passiert. Ich bin jetzt im besten Fußballalter mit 27. Daher freue ich mich auf die Zukunft. Denn es geht nicht nur darum, auf dem Platz zu überzeugen, sondern man sollte sich grundlegend vor- und nachbereiten, um fit zu sein.