Folgen des Lockdowns: Warum Millionen Kleidungsstücke der Modebranche bald im Müll landen könnten

Wegwerfen statt spenden?

Boots, Stiefel, Pullis, Jacken, Mützen… Die Lager des Modehandels sind überfüllter denn je. Vor etlichen Wochen mussten die Geschäfte zwangsweise ihre Türen schließen und blieben somit auf der Winterware sitzen. Platzmangel sowie enorme Umsatzeinbußen zählen zu den drastischsten Folgen, mit welchen die Branche derzeit zu kämpfen hat. Die Frühjahrs- und Sommerkollektion 2021 ist bei den meisten inzwischen eingetroffen – wohin aber mit der Winterware?

Schätzungen des Textilverbandes zufolge stapeln sich derzeit nahezu 500 Millionen Kleidungsstücke und Schuhe in den deutschen Lagern. Wenn die Geschäfte wieder öffnen dürfen, werden wohl die wenigsten zu gefütterten Parkas oder zur kuschligen Teddy Jacke greifen – die Garderobe muss ja schließlich frühlingstauglich gemacht werden.
 
Für den Handel ist spenden teurer als entsorgen
 
Da die Liquidität der Modebranche bedingt durch die vorherrschende Coronakrise derart angeschlagen ist, bleibt nur eine Möglichkeit: Die Kleidung muss entsorgt werden. So traurig dies auch klingen mag, es ist wesentlich billiger, überschüssige Textilien zu vernichten, als zu spenden. Der Grund dafür findet sich im deutschen Steuerrecht. Auf eine Sachspende werden nämlich 19 Prozent Umsatzsteuer erhoben, für den Modehandel wäre eine Spende demnach ein Draufzahlgeschäft. Wird beispielsweise eine Tonne Pullis verbrannt, so belaufen sich die Kosten auf etwa 100 Euro. Würde diese Menge jedoch gespendet werden, müsste mit deutlich höheren Beträgen kalkuliert werden, selbst wenn von einem äußerst niedrigen Warenpreis ausgegangen wird.
 
#SpendenStattVernichten
 
Unter dem Hashtag #SpendenStattVernichten richtet sich eine Initiative von Grünen, Einzelhandel sowie Paritätischem Wohlfahrtsverband nun an die Bundesregierung: Ziel dabei ist es, die Bedingungen für das Spenden von unverkaufter Textilware zu bessern.
 
Nicht nur während der Pandemie ein großes Problem
 
Das Entsorgen neuer Ware ist schon lange ein heftig diskutiertes Thema: Jährlich sind es bis zu 230 Millionen Textilien, die schlussendlich vernichtet werden müssen. Laut Aussagen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier soll es Modeunternehmen ermöglicht werden, ihre saisonale Ware steuerlich abschreiben zu können.