Heizen ohne Gas und Öl?

Diese Alternativen bieten sich an

Der Krieg in der Ukraine führt aktuell in Deutschland zu einem schnelleren Umdenken beim Heizen – wegen der hohen Kosten überlegen bereits viele Verbraucher, ihre Gas- bzw. Ölheizung zu ersetzen. Doch was bedeutet das genau und welche Alternativen gibt es?

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Bild: stock.adobe
Immer noch mehr als die Hälfte der deutschen Haushalte heizt derzeit mit fossilen Brennstoffen wie Gas – dabei hat sich jetzt gezeigt, dass Deutschland von fossilen Energieträgern so schnell wie möglich unabhängig werden sollte. Ende Juni hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sogar die zweite Stufe des sogenannten „Notfallplan Gas“ ausgerufen und an Verbraucher appelliert, ihren Gasverbrauch weiter zu reduzieren.

Langfristig braucht es Alternativen

Die rapide steigenden Preise sowie die Angst vor Versorgungsengpässen geben neben den ökologischen Aspekten jetzt also einen starken Anreiz, sich nach Alternativen zu Gas- und Ölheizungen umzusehen. Denn die fossilen Brennstoffe sind nicht nur endlich, sondern vor allem erzeugt ihre Verbrennung auch CO2. Aus Gründen der Nachhaltigkeit sowie der Verantwortung für künftige Generationen muss die Gesellschaft daher zunehmend alternative Heizmöglichkeiten nutzen, die nicht ausschließlich Gas oder Öl verwenden.

Prinzipiell kommen dafür mehrere Heizsysteme infrage. Dazu gehören: Wärmepumpe, Solarthermie, Infrarotheizung, Brennstoffzellenheizung, Holzheizung und generell hybride Systeme, die eine Mischung aus erneuerbaren und fossilen Energien darstellen. Die Möglichkeiten sind also definitiv vorhanden, doch wie sieht es mit der Umsetzung aus?

Heizen ohne Öl und Gas bis 2035 möglich

Einer Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace zufolge könnte das Heizen der Gebäude hierzulande ab dem Jahr 2035 komplett durch erneuerbare Energien wie etwa Sonne oder Wind gesichert werden. Jedoch lässt sich das nur durch Verbote und nicht unerhebliche finanzielle Aufwendungen erreichen: Der Einbau von neuen Öl- und Gasheizungen müsste nämlich bereits ab 2024 verboten werden, der Betrieb von bestehenden Heizungsanlagen wiederum (schrittweise) bis 2035 – die Kosten liegen laut der Studie bei stolzen 72 Milliarden Euro im Jahr. 

Daneben schlagen die Wissenschaftler auch ein ergänzendes Förderprogramm für zwölf Millionen Wärmepumpen und 70 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen vor. Bislang sind in Deutschland laut der Studie etwa eine Million Wärmepumpen und 20 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen installiert.

Alternative Heizsysteme im Überblick

Die beiden letztgenannten Alternativen kommen momentan am häufigsten zum Einsatz, da sie im Vergleich mit anderen Systemen die meisten Vorteile bieten und zudem staatlich mit besonders hohen Zuschüssen gefördert werden. Alle weiteren Vorteile sowie mögliche Nachteile der einzelnen Technologien folgen jetzt im großen Überblick: 

Wärmepumpe

Wenn es um den Ersatz von fossilen Brennstoffen geht, wird meistens die Wärmepumpe als Erstes genannt. Wenn alle Voraussetzungen stimmen, bietet sie eine sehr ausgereifte Technik, um Wärme für Heizung und Warmwasser auf umweltschonende Weise zu erzeugen. Ungefähr drei Viertel der dafür benötigten Energie entzieht die Wärmepumpe der Umwelt – wahlweise der Luft, dem Boden oder dem Grundwasser. Für den Rest benötigt die Wärmepumpe Strom. Im Idealfall ist das Ökostrom – der kann vom eigenen Dach kommen, aus einer Batterie oder auch aus dem Netz.

Wärmepumpen nutzen Sonnenenergie, die in der Erde (also im Boden), in der Luft oder auch im Grundwasser gespeichert ist. Diese Energie wird dann mit einem Kollektor oder per Sonde gesammelt und mit einem Trägermedium zu einem Kondensator geführt. Dort wird die Flüssigkeit schließlich mithilfe von Strom noch stärker erwärmt und verdichtet – und zwar so lange, bis sie kondensiert. Dabei setzt sie Wärme frei, die über einen Wärmetauscher an Heizungswasser oder Brauchwasser abgegeben wird. Nach dem Abkühlen fließt die Flüssigkeit zurück und der Kreislauf beginnt erneut.

So weit, so gut – doch der Einsatz von Wärmepumpen ist in der Realität nicht ganz so einfach: Vor allem bei Bestandsgebäuden ist das Ganze eine Herausforderung. Bei einem Neubau gelingt die Abstimmung von Haus und Wärmepumpe noch relativ gut, da hier von Anfang an Heizkörper, Technik und Dämmung genau geplant werden können. Geht es jedoch um eine Umrüstung, gibt es häufig gleich mehrere Probleme. Oftmals passen bereits die vorhandenen Heizkörper nicht zu einer Wärmepumpe, denn diese erzeugt kein besonders heißes Wasser. Um also ein Haus heizen zu können, braucht es sehr große Heizkörper. 

Auch eine gute Isolierung des Gebäudes ist enorm wichtig, da eine Wärmepumpe ansonsten nicht wirklich effizient arbeiten kann und noch dazu sehr viel Strom braucht. Nicht zuletzt fehlt es bei einigen Heizungsinstallateuren aktuell noch an ausreichend Erfahrung mit Wärmepumpen – daher sollten bei einer Umrüstung unbedingt Experten beauftragt werden. Ebenso kann ein geförderter Energieberater ein guter Einstieg in die Planung sein. Auch die Anschaffung an sich wird vom Staat gefördert – und zwar mit bis zu 50 Prozent, was bei den momentanen Anschaffungskosten einer Wärmepumpe (je nach Wärmequelle 12.000 bis 33.000 Euro) eine nicht unerhebliche Summe ist.

Solarthermie

Ein guter Einstieg in alternative Heizsysteme ist aber auch Solarthermie, besonders in Kombination mit einer Gasbrennwertheizung zu einer Hybridheizung. Wer als Hausbesitzer ökologisch nachhaltig heizen möchte, aber (noch) nicht vollständig auf alternative Energieerzeuger umsteigen kann, findet mit dieser Kombination eine gute Alternative, um zumindest den Verbrauch von Gas zu reduzieren. Die anders betriebene Heizung kommt dann unterstützend zum Einsatz – denn wenn die Sonne nicht scheint, kann nur mit Solarthermie nicht so gut geheizt werden bzw. reicht die Wärme für ein ganzes Haus nicht aus. 

Solarthermie wandelt Sonnenenergie in Wärmeenergie für die Warmwassererzeugung oder eben auch zum Heizen um. Dafür sind also Solaranlagen notwendig – genauer gesagt werden Solarkollektoren auf Dächern oder an Wänden montiert. In diesen Kollektoren fließt Solarflüssigkeit, ein Gemisch aus Frostschutzmittel und Wasser. Die Flüssigkeit wird durch die Sonne erwärmt, fließt zu einem Wärmetauscher und erwärmt dadurch wiederum Heizungswasser oder Brauchwasser. Die Technik ist – sofern passende Flächen vorhanden sind – relativ einfach zu installieren und ebenso leicht zu bedienen. Zudem wartet eine hohe staatliche Förderung: So sind in Kombination mit einer Gasheizung bei einem Umstieg bis zu 45 Prozent Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) drin. Mit Blick auf die niedrigen Betriebskosten amortisieren sich daher die Anschaffungskosten (je nach Kollektorfläche und Heizungsgröße zwischen 15.000 und 25.000 Euro) so relativ schnell.

Brennstoffzellenheizung

Mit einer Brennstoffzellenheizung können Hausbesitzer Wärme und Strom effizient selbst produzieren – daher liegt diese platzsparende Hightech-Alternative aktuell besonders im Trend. Das Ganze funktioniert durch die sogenannte „kalte Verbrennung“ in einer Brennstoffzelle. Dort wird Wasserdampf mit Gas gemischt, wodurch Wasserstoff entsteht, der wiederum in der Brennstoffzelle Wärme und Strom erzeugt. Das Ergebnis ist eine deutlich emissionsärmere Wärmeerzeugung, außerdem ist die Technik sehr geräusch- und wartungsarm. 

Weitere Vorteile sind die hohe Förderung der Brennstoffzellenheizung durch das Förderprogramm KfW 433 sowie die Möglichkeit, die Brennstoffzellenheizung mit einer Photovoltaik-Anlage zu kombinieren. Der Anschaffungspreis ist dafür hier höher (ca. 23.000 Euro für das Gerät selbst plus Kosten für Einbau und Zubehör), während die CO2-Bilanz wegen der Nutzung von Erdgas etwas schlechter ausfällt.

Infrarotheizung

Eine andere Alternative sind Infrarotheizungen: Das sind Heizkörper, die durch das Aussenden von Infrarotstrahlung die Raumtemperatur erhöhen. Ihre Funktion ist quasi mit der Sonne vergleichbar, denn auch sie sendet Infrarotstrahlen aus, welche die Materie erwärmen. Allerdings sind Infrarotheizungen eben auch Elektroheizungen – deshalb kann es sein, dass sie viel Strom verbrauchen. Es ist jedoch auch möglich, eine Elektroheizung effizient zu nutzen und so Gas und Öl zu sparen. 

Selbst bei Mietwohnungen können diese Heizsysteme sinnvoll sein, da sie vergleichsweise einfach zu installieren sind. Zudem sind sie jederzeit relativ leicht erweiterbar und die jährlichen Wartungskosten fallen weg. Die Kosten an sich liegen bei einer Infrarotheizung momentan je nach Modell und Leistung pro Raum zwischen 100 und 1.000 Euro.

Heizen mit Holz

Auch das Heizen mit Holz (in der Regel Pellets) kann eine gute Alternative sein – aber Moment mal: Wird dabei nicht auch CO2 ausgestoßen? Das stimmt zwar, jedoch spricht man hierbei trotzdem von einer CO2-neutralen Heizung, da die ausgestoßenen Emissionen nur genauso viel sein können, wie das, was der Baum eben vorher an CO2 aus der Luft entnommen hat. 

Es gibt demnach einen geschlossenen Kreislauf, es wird also nichts Zusätzliches ausgestoßen. Allerdings sind die Heizkessel oft mit hohen Wartungsaufwänden verbunden und natürlich muss der Brennstoff immer wieder neu besorgt werden bzw. benötigt sehr viel Platz. Zudem ist der Einbau recht teuer und die Feinstaubbelastung wird hier relativ kritisch gesehen. 

Daher sollte diese Lösung am besten in Kombination mit anderen alternativen Energieerzeugern zum Einsatz kommen – so ist ein hohes Maß an Autarkie bei der Energieerzeugung möglich. Hausbesitzer müssen jedoch selbst gewillt sein, den Mehraufwand beim Heizen zu leisten. Eine komplett automatisierte Lösung ist mit Holzheiztechnik zudem nur in beschränktem Umfang möglich.

Fernwärme 

Eine weitere Heizvariante ist Fernwärme, wofür jedoch ein entsprechender Anschluss vorhanden sein muss. Dafür muss dann allerdings nicht mehr in eine eigene Heizung investiert werden und auch kein eigener Raum vorgehalten werden. 

Bei der Fernwärme erzeugt ein zentrales Kraftwerk die Wärme für viele Haushalte – oftmals in Kombination mit Stromerzeugung. Es können aber auch andere Wärmequellen sein, wie zum Beispiel Geothermie. Das heiße Wasser bzw. der Dampf des zentralen Kraftwerks wird im Keller mit einem Wärmetauscher an das Hausnetz angeschlossen. Darin gibt das Fernwärmenetz einen Teil seiner Wärmeenergie ab, um die Heizungen und das Trinkwasser zu erwärmen.

Fernwärme ist dabei natürlich immer nur so ökologisch wie das zentrale Kraftwerk. Verbrennt auch das nur Erdgas oder sogar Kohle, ist beim Ausstieg aus den fossilen Energien nicht wirklich viel gewonnen. Nur die Nutzung des fossilen Brennstoffes ist in der Regel relativ effizient, weil es sich oft um Kraft-Wärme-Kopplung handelt, also um die Abwärme bei der Stromerzeugung in einem Kraftwerk. 

Nachteilig werden von den Nutzern allerdings die meist sehr langen Vertragsdauern mit dem Anbieter sowie die mitunter hohen laufenden Kosten gesehen. 

Ausblick: Dämmen als Basis

Ein wichtiger Punkt ist, dass Dämmen weiterhin als die wichtigste Maßnahme und sozusagen als Basis beim Heizen gilt. Schließlich spart Energie, die gar nicht erst verbraucht wird, immer noch am meisten ein. Selbst kleinere Maßnahmen können hier bereits einiges ausmachen. Oft kosten solche Maßnahmen auch gar nicht mal so viel Geld – zumindest im Verhältnis zur dadurch eingesparten Heizenergie! 

FAZIT: 

Ob aus ökologischer oder kostentechnischer Sicht: Eine Umrüstung der eigenen Öl- oder Gasheizung ist auf jeden Fall sinnvoll und wird daher mit attraktiven Fördergeldern vom Staat bezuschusst. Neben dem Einbau einer Wärmepumpe ist beispielsweise die Hybridheizung aus Gasheizung und Solarthermie ein guter Kompromiss, da auch hierbei CO2 eingespart und der Gasverbrauch auf ein Minimum reduziert wird. Wer einen hohen Verbrauch hat und seinen Strom selbst erzeugen möchte, hat mit einer Brennstoffzellenheizung eine gute Alternative. |Text: Vera Mergle