IHK Schwaben: fast 1.000 zusätzliche Ausbildungsverträge

Der Markt kommt spät in Schwung

Gut vier Wochen nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres zeigt sich ein deutlicher Nachholeffekt auf dem Ausbildungsmarkt. Allein im September sind bei der IHK Schwaben noch einmal zusätzlich fast 1.000 Verträge für das laufende Jahr eingegangen. Damit bestätigen sich die Prognosen: „Der coronabedingte Lockdown hat den Findungsprozess im Frühjahr komplett lahmgelegt und viele Unternehmen bei der Suche nach Auszubildenden ausgebremst.

Jetzt wird vieles nachgeholt. Auch weil die jungen Menschen erkennen, dass die Wirtschaft sicherholt und beste berufliche Perspektiven bietet“, sagt Reinhold Braun, stellvertretender Präsident der IHK Schwaben und Vorsitzender der IHK- Regionalversammlung Augsburg-Land.

Die Zahl der neuen Auszubildenden ist schwabenweit auf knapp 8.000 gestiegen. Das entspricht fast 90 Prozent des Vorjahresniveaus. Im Wirtschaftsraum Augsburg liegt die Zahl der Neuverträge mit 2626 sogar noch darüber. 2019 waren es zum gleichen Zeitpunkt 2880 Neuverträge. Im September sind noch einmal 451 neue Verträge aus dem Wirtschaftsraum Augsburg bei der IHK Schwaben eingegangen. „Diese Zahlen stimmen uns zuversichtlich, dass das Minus bis Jahresende noch weiter schrumpft“, sagt Braun. Insbesondere in den kaufmännischen Berufen gab es in den letzten Wochen noch einmal deutliche Zuwächse.

Wirtschaftliche Unsicherheit schreckt Bewerber ab

Ein Rückgang bei der Zahl der Neuverträge im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem im Bereich Metall und Elektro, im Transportsektor sowie im Hotel- und Gastgewerbe zu verzeichnen. Neben der Corona-Krise dürften Faktoren wie der demografische Wandeloder branchenspezifische Herausforderungen eine Rolle gespielt haben. „AufBewerberseite hat sich die coronabedingte Unsicherheit über die weitere wirtschaftlicheEntwicklung deutlich gezeigt“, berichtet Thomas Sixta, Vorsitzender der IHK- Regionalversammlung Aichach. Viele Schulabgänger hätten sich angesichts der konjunkturellen Lage häufiger als in den vergangenen Jahren für eine weiterführendeSchule statt für eine duale Ausbildung entschieden. „Doch trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds investieren die Unternehmen weiterhin gezielt und bewusst in die Berufliche Ausbildung und damit in ihre Zukunftssicherung. Die Türen für interessierte junge Menschen und Schulabgänger stehen seitens der Unternehmen weit offen“, sagt Sixta.

Mehr offene Stellen als Bewerber

Nach wie vor gibt es einen großen Überhang offener Stellen. Jedem Bewerber standen in Bayerisch-Schwaben rein rechnerisch drei Ausbildungsplätze gegenüber. „Die Chancenfür junge Menschen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, stehen auch in diesem Jahr sehrgut“, betont Dr. Markus Litpher, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Augsburg- Stadt.
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Mit zahlreichen Maßnahmen will die IHK Schwaben in den kommenden Monaten dazu beitragen, den Ausbildungsmarkt weiter zu stabilisieren. „Der Nachwuchs anFachkräften ist für die Unternehmen im Wirtschaftsraum weiter ein drängendes Thema. Daran wird die Corona-Krise nichts ändern. Daher werden wir alles daran setzen, dasAusbildungsniveau hochzuhalten“, sagt Litpher. Die IHK Schwaben legt besonderes Augenmerk auf eine gezielte Nachvermittlung. Dabei kümmern sich Experten der IHK in individuellen Beratungen um Unternehmen, die weiter einen Auszubildenden suchen, oder um Schulabgänger, die noch in diesem Jahr mit einer Ausbildung starten möchten. Dazu steht man in engem Kontakt mit weiterführenden Schulen.

Erfolgreiche Projekte laufen bereits

Flankiert werden diese Bemühungen durch Projekte wie die Schulpartnerschaften oder die Ausbildungsscouts. Sobald es die Corona-Maßnahmen erlauben, werden die Scouts wieder an Schulen zu finden sein. Auch eine digitale Lösung wurde inzwischen entwickelt. Ein neu aufgelegtes Projekt soll Studienabbrecher und -zweifler ansprechen und über die duale Ausbildung als Alternative zur Uni oder Hochschule informieren. Die Kampagne„Elternstolz“, die im Herbst startet, richtet sich vor allem an Eltern, die man für das Thema Berufswahl sensibilisieren will. Bereits zuletzt hatte die IHK Schwaben dem drohenden Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt erfolgreich gegengesteuert: mit digitalen Formaten für das Azubi-Recruiting wie einem virtuellen Speed-Dating, einer weiter ausgebauten Online-Jobbörse unter ihk-lehrstellenboerse.de oder gezielten und individuellenNachvermittlungsaktionen. „Diese Anstrengungen werden wir fortführen“, sagt Litpher.

Kontakt für Unternehmen und Jobsuchende

Junge Menschen, die an einer Ausbildung interessiert sind, sowie Unternehmen, die ausbilden möchten, könnten sich an die Hotline der Berufsorientierung der IHK Schwaben unter 0821 3162-100 wenden.