IHK-Regionalversammlung Allgäu

Wirtschaft im Dialog mit der Politik

Nesselwang – Die gemeinsame Sommersitzung der IHK-Regionalversammlung Kempten/Oberallgäu und Kaufbeuren/Ostallgäu fand in diesem Jahr bei der Endress+Hauser Wetzer GmbH + Co. KG in Nesselwang statt.

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Die gemeinsame Sommersitzung der IHK-Regionalversammlung Kempten/Oberallgäu und Kaufbeuren/Ostallgäu fand in diesem Jahr bei der Endress+Hauser Wetzer GmbH + Co. KG in Ne...Bild: IHK Regionlaversammlung Kempten Oberallgäu
Geschäftsführer Harald Hertweck, selbst Mitglied der IHK- Regionalversammlung, stellte für die Veranstaltung die neuen Räumlichkeiten sowie das im vergangenen Jahr eröffnete Produkt- und Entwicklungszentrum mit angeschlossenem Mitarbeiterrestaurant zur Verfügung.

Im Rahmen einer Betriebsführung erhielten die Mitglieder der Regionalversammlung Einblicke in das Unternehmen und die Produktion. Endress+Hauser entwickelt und produziert Messtechnik für Prozess- und Laboranwendungen sowie Automatisierungslösungen und ist in zahlreichen Branchen weltweit vertreten – von der Lebensmittelherstellung über die Chemie bis hin zur Energieversorgung. Das Unternehmen beschäftigt rund 800 Mitarbeitende. Die Ursprünge reichen bis ins Jahr 1872 zurück, seit 1977 gehört es zur international tätigen Endress+Hauser Gruppe, die heute in 125 Ländern aktiv ist.

Wirtschaftspolitischer Austausch mit Bundestagsabgeordnetem Stephan Stracke 


Im Mittelpunkt der Sitzung stand die wirtschaftspolitische Lage in Deutschland und im Allgäu. Die Unternehmen stehen aktuell vor vielfältigen Herausforderungen, darunter hohe Energie- und Lohnkosten, zunehmende Bürokratie, hohe Steuerbelastung sowie ein zu geringes Arbeitsvolumen. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Marc Lucassen eröffnete die Veranstaltung mit einem Überblick über die konjunkturelle Entwicklung und die aktuelle wirtschaftliche Ausgangslage. Dabei richtete er deutliche Worte an die Politik: „Die Herausforderungen, vor denen unsere Wirtschaft steht, sind lösbar. Dafür sind nun aber eine Verbesserung der Standortbedingungen und der Mut zu echten Strukturreformen erforderlich.“ Zwar hellt sich die Stimmung in der Wirtschaft leicht auf, doch die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland bleibt weiter unter Druck.

Diskussionsrunde zu Energie, Infrastruktur und Arbeitsvolumen


In der anschließenden Diskussionsrunde tauschten sich Dr. Marc Lucassen, Stephan Stracke, sowie die beiden Vorsitzenden der IHK-Regionalversammlung, Julia Zwicker und Peter Leo Dobler, zu drei zentralen Themenfeldern aus: 


Energiepreise: 
Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Senkung der Stromsteuer wurde bislang nicht wie geplant umgesetzt. Stracke verwies auf die angespannte Haushaltslage und begrenzte finanzielle Spielräume. Lucassen kritisierte hingegen den Vertrauensverlust in die politische Verlässlichkeit. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten brauche es eine stabile und planbare Politik. „Vertrauen in politische Entscheidungen ist maßgeblich für Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Durch Entscheidungen wie jetzt bei der Stromsteuer wird diese weiter in Mitleidenschaft gezogen.“ so Lucassen.

Infrastruktur:
Aus der kürzlich beschlossenen Neuverschuldung in Höhe von 500 Milliarden Euro sollen voraussichtlich 300 Milliarden Euro in die Infrastruktur investiert werden. Geplant sind bis 2029 Investitionen in Höhe von 166 Milliarden Euro in Schiene, Straße und Wasserstraße. Problematisch ist jedoch die enge Zweckbindung dieser Mittel. Der Fokus liegt auf dem Erhalt bestehender Infrastruktur, nicht jedoch auf Neu- oder Ausbaumaßnahmen. 
Ein konkretes Beispiel aus der Region ist der Ausbau der B12, dessen Umsetzung derzeit durch laufende Gerichtsverfahren verzögert wird. Für die Allgäuer Wirtschaft hat dieses Projekt große Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf Standortentwicklung, Arbeitsplätze und Neuansiedlungen. “Wir müssen grundsätzlich schneller werden in Deutschland, langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die überbordende Bürokratie bremsen Unternehmen und dringend benötigte Investitionen in unserem Land aus.“, betonte Dobler. 
Auch im Bereich öffentlicher Verkehr wurde auf aktuelle Entwicklungen hingewiesen. Die mögliche Einstellung der Intercity-Verbindung Hamburg–Oberstdorf könnte negative Auswirkungen auf den Tourismus im Allgäu haben. „Viele Menschen aus Großstädten reisen verstärkt mit der Bahn. Fällt eine solche Verbindung weg, weichen viele auf besser erreichbare Ziele aus“, warnte Zwicker.

Arbeitsvolumen:
Trotz steigender sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ist das tatsächliche Arbeitsvolumen in Deutschland kaum gewachsen. Stracke betonte den Reformbedarf in diesem Bereich. Um Mehrarbeit attraktiver zu gestalten, sollten steuerfreie Überstundenauszahlungen sowie flexiblere Arbeitszeitregelungen ermöglicht werden. Aus Sicht der IHK Schwaben wären solche Maßnahmen wichtige Schritte, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und Unternehmen mehr Spielräume bei der Arbeitszeitgestaltung zu geben.
Fazit: 
Die Sitzung der IHK-Regionalversammlungen machte deutlich, wie wichtig der kontinuierliche Austausch zwischen Wirtschaft und Politik ist. Die Unternehmen in der Region stehen unter hohem Druck, umso mehr braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen, zukunftsgerichtete Investitionen und grundlegende Strukturreformen