IHK Schwaben stellt Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2025 vor

Stillstand statt Wachstum

Deutschland braucht die Wirtschaftswende

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IHK-Präsident Reinhold Braun und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Marc Lucassen stellten die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2025 vorBild: IHK Schwaben
Die Stimmung in der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft verharrt zum Jahresbeginn 2025 auf niedrigem Niveau. Während sich die aktuelle Geschäftslage wenig verändert hat, haben sich die Erwartungen weiter verschlechtert. Der IHK-Konjunkturindex liegt im Vergleich zum Herbst 2024 unverändert bei 99 Punkten – und damit unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten sowie deutlich unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 115 Punkten. „In der regionalen Wirtschaft herrscht Stillstand statt Wachstum. Es fehlen die positiven Impulse aus dem In- und Ausland“, stellt Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben, bei der Vorstellung der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage fest. IHK-Präsident Reinhold Braun: „Die konjunkturellen Risiken erreichen ein Rekordniveau. An der Spitze liegen die schlechten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, gefolgt von der schwachen Inlandsnachfrage und den hohen Arbeitskosten. Die Unternehmen aus fordern eine Wirtschaftswende von der neuen Bundesregierung.“
 
Vom 7. bis zum 16. Januar 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. 920 Unternehmen haben geantwortet.

Die Lage bleibt nahezu unverändert, die Erwartungen verschlechtern sich
Die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage verändert sich im Vergleich zur IHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2024 nur wenig. Lucassen: „Der regionalen Wirtschaft fehlen die Wachstumsimpulse aus dem In- und dem Ausland. Zudem fühlen sich die Unternehmen durch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in ihrem Handlungsspielraum massiv behindert.“ So beurteilen 22 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, 47 Prozent als befriedigend und 31 Prozent als gut. „Besorgniserregend ist, dass der Pessimismus weiter um sich greift. So erwarten 28 Prozent der Unternehmen, dass sich ihre Geschäftslage verschlechtern wird. Dagegen liegt der Anteil der Unternehmen, die von einer verbesserten Geschäftslage ausgehen bei lediglich 18 Prozent“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer die Entwicklung des IHK-Konjunkturindex.
 
Die Branchen nähern sich an, die Stimmung im Baugewerbe hellt sich etwas auf

Die branchenspezifischen Konjunkturindizes und damit die Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage und der Erwartungen nähern sich an. Die Unterschiede zwischen den Branchen werden geringer. An der Spitze stehen weiterhin die Dienstleistungen für Unternehmen mit einem Konjunkturindex von 106 Punkten. Am Ende steht nun das Reise- und Gastgewerbe, das saisonal bedingt nur noch 85 Punkte erreicht. Etwas an Boden gewinnen das Baugewerbe mit einem Branchenindex von nun 89 Punkten sowie die Industrie mit 90 Punkten. Der Konjunkturindex des Einzelhandels liegt zum Jahresbeginn bei 94 Punkten.
 
Die Exportflaute der Industrie hält an

„Die Industrie ist besonders stark vom Auslandsgeschäft abhängig. Umso schwieriger ist es, dass das aktuelle Auftragsvolumen aller wichtigen Weltregionen rückläufig ist“, so Lucassen. Und auch das erwartete Auftragsvolumen verheißt wenig Gutes. Einzig aus Nordamerika erhofft sich die heimische Industrie mehr Aufträge als bisher. Lucassen dazu: „Ob und in welchem Umfang die Industrie vom erwarteten Wachstum in Europa und der Welt profitieren wird, ist unklar. Die geopolitischen Krisen beispielsweise in der Ukraine oder im Nahen Osten bleiben ungelöst und die wirtschaftlichen Folgen der US-Wahl sind derzeit schwer abzuschätzen. Europa sollte sich daher auf den eigenen Binnenmarkt konzentrieren. Hierbei muss die neue Bundesregierung eine führende Rolle übernehmen.
 
Die Stimmung in den bayerisch-schwäbischen Teilregionen gleicht sich an

Die konjunkturelle Lage ist in allen Regionen Bayerisch Schwabens ist ähnlich. Am positivsten ist die Stimmung im Wirtschaftsraum Augsburg (IHK-Konjunkturindex: 102 Punkte). Dieser profitiert weiterhin vom Dienstleistungssektor in der Bezirkshauptstadt. Auf den Plätzen folgen das wirtschaftlich breit aufgestellte Allgäu (98 Punkte), gefolgt von den eher produktionsorientierten Regionen Nord- (96 Punkte) und Westschwabens (95 Punkte).
 
Risiken auf Rekordniveau: Schlechte wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, schwache Inlandsnachfrage und hohe Arbeitskosten
Die wirtschaftlichen Risiken erreichen ein besorgniserregendes Allzeit-Hoch. Die größten Risiken sind quer über alle Branchen hinweg die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (69 Prozent), die Inlandsnachfrage (67 Prozent) sowie die Arbeitskosten (55 Prozent). „Die Energie- und Rohstoffpreise haben zwar etwas an Bedeutung verloren, sie bleiben jedoch besonders für die energieintensiven Branchen eine große Herausforderung. An Bedeutung spürbar eingebüßt hat dagegen der Arbeits- und Fachkräftemangel. Die schlechte konjunkturelle Lage hat den Arbeitsmarkt erreicht“, erläutert Braun mit Blick auf die in Summe rückläufigen Beschäftigungspläne der Unternehmen.
 
Investitionen: Inland schrumpft, Ausland wächst

Die Investitionsabsichten der Unternehmen im Inland verharren auf niedrigem Niveau. Seit Herbst 2024 sind sie weiter gesunken und liegen deutlich im negativen Bereich. Lucassen: „Ohne Investitionsanreize wird sich der Verlust an wirtschaftlicher Substanz im Inland weiter beschleunigen.“ Seit nunmehr drei Jahren planen mehr Unternehmen im Ausland statt im Inland zu investieren. Im Ausland werden neue Kapazitäten aufgebaut, im Inland wird in den Ersatz bestehender Anlagen investiert. Besonders bedrohlich ist, dass Produktinnovationen als inländisches Investitionsmotiv eine absolut untergeordnete Rolle spielen, beispielsweise noch hinter dem Umweltschutz.
 
Deutschland braucht eine Wirtschaftswende: Es ist höchste Zeit für eine mutige Agenda 2030

„Die deutsche Wirtschaft hat zwei Jahre der Rezession hinter sich, ein weiteres Jahr droht. Im internationalen Wettbewerb hat der nationale und in dessen Abwärtssog leider auch der regionale Wirtschaftsstandort an Attraktivität verloren. Daher ist es höchste Zeit für eine mutige Agenda 2030“, fordert Braun mit Blick auf die am 23. Februar 2025 stattfindende Wahl zum Deutschen Bundestag. Sieben Handlungsfelder für einen starken Wirtschaftsstandort hat die IHK Schwaben im Vorfeld zur Wahl formuliert: Wachstumspotential erhöhen, zusätzliche Arbeitskräfte gewinnen und den Arbeitsmarkt flexibilisieren, bezahlbare und sichere Energie- und Rohstoffversorgung, EU und Globalisierung als Wachstumsmotor nutzen, digitale Spitzenposition erreichen, Wachstumsbremse Bürokratie lösen sowie Steuern senken und vereinfachen. Braun: „Deutschland braucht die Wirtschaftswende.“