ILKA e.V. zu Suchgebieten für Windkraftanlagen im Allgäu

Tourismus in Gefahr?

Der Regionale Planungsverband Allgäu RPV hat Gemeinden, Landkreise und kreisfreie Städte unlängst zu dem Zwecke angeschrieben, zu einer veröffentlichten Suchraumkarte Stellung zu beziehen, die mögliche Räume ausweist, die ggfs. zur Errichtung von Windkraftanlagen genutzt werden könnten. Der RPV Allgäu weist darauf hin, dass es sich bei den Suchräumen noch nicht um mögliche Vorranggebiete handelt. Zu diesem Sachverhalt eine Pressemitteilung der ILKA - Initiative Landschaftsschutz Kempter Wald und Allgäu e.V. im Wortlaut. 

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Für manche die Rettung aus der Energiekrise, für andere ein Fluch. Windräder im Allgäu.Bild: ILKA - Initiative Landschaftsschutz Kempter Wald und Allgäu e.V.
„Wenn unsere exponierten Höhenrücken und bisher ruhigen Waldgebiete mit Hunderten von Windkraftanlagen verspargelt werden, dann wird das Gesicht des Allgäus total entstellt.“ Der Vorsitzende der „Initiative Landschaftsschutz Kempter Wald und Allgäu“ (ILKA), Reinhold Faulhaber, macht sich „größte Sorgen“. Grund: „Die Ampelkoalition nötigt nun auch das windschwache Bayern bis zum Jahr 2027 nicht weniger als 1,1 Prozent der Fläche als Windenergiegebiete auszuweisen. Bis 2032 sollen es sogar 1,8 Prozent sein.“ Um den bisherigen Anteil von 0,1 Prozent in der Region Allgäu massiv zu erhöhen, hat der Regionale Planungsverband Allgäu aktuell den Gemeinden Unterlagen mit den Suchräumen für neue Windenergiegebiete zugesandt.

ILKA richtet in diesem Zusammenhang einen Appell an die Mitglieder des Regionalen Planungsverbands: „Weisen Sie nicht in vorauseilendem Gehorsam mehr als 1,1 Prozent aus, damit nicht übereilt Fakten zum Schaden unserer Region geschaffen werden.“

Für Reinhold Faulhaber wäre es ein Unding, alle Regionen Bayerns undifferenziert über einen Kamm zu scheren. Er weist darauf hin, dass Naturschutzgebiete in Bayern nur rund 2 Prozent der Fläche ausmachen, in der Region Allgäu aber etwa 11 Prozent. Und auch der Prozentsatz der Europäischen FFH-Schutzgebiete ist hier mehr als doppelt so hoch. „Darin drückt sich die hohe Wertigkeit der Region Allgäu für den Naturhaushalt aus. Darauf habe die Initiative Bayerns Umwelt- und Wirt- schaftsministerium sowie die Staatskanzlei hingewiesen,“ so der Vorsitzende. „Der erfreulich hohe Anteil von Schutzgebieten im Allgäu könnte zu einer Massierung von Windkraftanlagen (WKA) auf der verbleibenden Fläche führen.“

Laut Faulhaber „besteht noch Hoffnung, dass eine neue Bundesregierung mit ökonomischem Sachverstand die planwirtschaftlichen Vorgaben revidiert, da Windkraftanlagen im windschwachen Süden Deutschlands uns Steuerzahler besonders teuer kommen. Denn nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) fällt die Vergütungssubventionierung für die Investoren umso höher aus, je schlechter der Windertrag des Standorts ist.“ Nach der neuen Südquoten-Regelung des § 36d EEG würden teurere, unwirtschaftliche WKA-Stromgebote zusätzlich bevorzugt subventioniert. „Damit fördern wir volkswirtschaftlich unsinnig ineffiziente Standorte auf Kosten der Allgemeinheit, der Wirtschaft und der Natur.“

Der ILKA-Vorsitzende sieht große Gefahren für den Tourismus im Allgäu und zitiert den derzeit gültigen Regionalplan Allgäu: „Die Landschaft ist das wichtigste Kapital für die Tourismuswirtschaft. Die Erhaltung der natürlichen Grundlagen und der vielfältigen Landschaft gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Region. Die Erhaltung der Naturgüter und eines möglichst attraktiven Landschaftsbildes mit typischer Flora und Fauna ist für die Funktionsfähigkeit der Region als Lebens- und Wirtschaftsraum, sowohl für die einheimische Bevölkerung, wie auch als Erholungsraum, wichtig.“

Für Faulhaber übernimmt die Region damit, unabhängig vom Zeitgeist, eine Verantwortung und Aufgabe von überörtlicher Bedeutung: Daseinsvorsorge für die Zukunft.

Die Suchraumkarte und ausführliche Erläuterungen sind auf der Internetseite des RPV Allgäu unter www.region.allgaeu.org der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.