Journalist und Medienunternehmer Helmut Markwort zu Gast in Oberstdorf

Die Macht der Medien

Oberstdorf…Helmut Markwort (87) ist ein streitbarer Geist, manchmal scheint es, als würde der Journalist und Medienunternehmer einen Kampf gegen Windmühlen führen, wenn er zu mehr Meinungsvielfalt aufruft und sich dem grünen Zeitgeist entgegenstellt, der sich wie Mehltau über den gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelegt hat. Dabei ist Markwort kein Mensch mit extremen Überzeugungen, sondern zutiefst den Werten und Vorstellungen des Bürgertums verhaftet.

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Helmut Markwort ist der Schöpfer des Nachrichtenmagazins „Focus" und war jahrelang Moderator des BR Sonntag-Stammtisch. Im LOFT in Oberstdorf sprach Markwort zur „Macht d...Bild: Jörg Spielberg
Bekannt wurde Markwort den meisten als Herausgeber und Schöpfer des Nachrichtenmagazins „Focus", dass er 1993 auf den Markt brachte, um einen Gegenpol zum links-liberalen „Spiegel" zu erschaffen. Den Fernsehzuschauern in Bayern wurde er als Moderator des „Sonntag-Stammtisch" bekannt, wo er im „Brunnenwirt" in Dachau mit Politikern und Prominenten das politische und gesellschaftliche Leben erörtete. Als überzeugter Liberaler beschloss er 2018 als Landtagsabgeordneter der FDP in den Bayerischen Landtag zu wechseln. Markwort ist Mitglied des Rundfunkrates des BR, in dem er u.a. die Einhaltung der Programmgrundsätze des ARD-Untersenders im Auge hat. Nicht selten steht Markwort hier mit seinen marktliberalen Überzeugungen und dem Wunsch, den öffentlich-rechtlich Rundfunk grundlegend zu reformieren, allein.



Dinge beim Namen nennen

Helmut Markwort war nun als Ehrengast zum diesjährigen Neujahrsempfang der FDP Kempten Oberallgäu in das Lichtspiel- und Kulturhaus LOFT nach Oberstdorf eingeladen. Dort wurde er vom Kreisvorsitzenden der FDP Oberallgäu Michael Käser und dem Vorsitzenden der FDP Kempten Andreas Dünnebier zu seiner Tätigkeit als Journalist, Medienunternehmer und FDP-Politiker interviewt. „Die Macht der Medien", mit diesen Worten wurde der Abend angekündigt, zu dem rund 60 Interessierte und Freunde der Liberalen erschienen. Der 1936 in Darmstadt geborene Markwort ist ein Journalist der alten Schule. Für ihn gilt der Grundsatz seines verstorbenen Kollegen Hans-Joachim Friedrichs, der forderte: „Ein guter Journalist soll sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten." Haltungsjournalismus, wie er im ÖRR beispielhaft von Anja Reschke und Georg Restle betrieben wird, erteilt der Medienmacher eine Abfuhr. Im Gegenteil, Markwort wünscht sich weniger Meinung und Kommentrar, als vielmehr eine Berichterstattung, die die Dinge beim Namen nennt. Als Beispiel führt Markwort am Abend die Geschehnisse rund um die Krawalle der Silvesternacht in Berlin Neukölln auf. Erst als andere Medien die Täter als in der Mehrzahl junge Männer mit migrantischen Hintergrund identifizierten, waren auch die Verantwortlichen des ÖRR bereit, diesen Sachverhalt zu thematisieren, respektive diesen überhaupt zu erwähnen. Dito dasselbe kurz darauf im Fall der Messerattacke in einem Zug in Brokstedt.

„Zu links und zu teuer"

Markwort kritisiert in diesem Zusammenhang, dass es gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen Überhang von Meinungsmachern gebe, die einem „grünen" Weltbild folgen und dessen Narrative als allgemeingültig und nicht kritikwürdig präsentieren. Helmut Markwort erwähnt eine Umfrage aus dem Jahr 2020, bei der jungen Volontären des ÖRR die „Sonntagsfrage" gestellt wurde. Während weniger als 5% für die Union oder FDP votierten, waren es bei der Partei Die Grünen gleich 57%. So kommt Markwort zum Fazit: „Der Mainstream ist zu links und bildet mit seinen Überzeugungen nicht die gesellschaftliche Mehrheit ab." Zudem sei der ÖRR zu teuer und ineffizient. Lediglich 40% der Gebührengelder über insgesamt 8,4 Mrd. Euro fliessen nach Erkenntnis des Medienexperten in das Programm. „Mit den überwiegenden Rest wird ein überbordene Verwaltung, technische Ausstattung und Vielköpfigkeit finanziert." Das System führe automatisch zu Entgleisungen, wie sie sich rund um die ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger unlängst ereignet haben.

Die Zeitung ist tot - lang lebe die Zeitung!

Als Journalist der alten Schule, wirbt der Medienunternehmer am Abend ausdrücklich für das Überleben der klassischen Tageszeitungen. Nur diese könnten in der Tiefe und mit ihrer Ausführlichkeit über die Themen der Zeit umfassend berichten: „Niemand liesst eine ansprechende Reportage online, dafür braucht es nach wie vor die Tageszeitungen." Deren Geschäftsmodell aber erodiere, wie Markwort feststellt. Die Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft sind rückläufig, Geschäftsmodelle aus dem Online-Sektor aber noch nicht soweit etabliert, dass diese die Verluste aus dem Printbereich ausgleichen könnten. „Bei der Online-Berichterstattung kommt es auf Geschwindigkeit und das Ranking in den großen Internet-Suchmaschinen an, weniger auf die Inhalte." weiss Markwort zu berichten, der auch den „Focus" einst ins Internet brachte. Waren es früher bis zu vier Tageszeitungen, die der Vollblutjournalist täglich las, sind es heute wesentlich weniger. Als Lektüre ermpfiehlt Helmut Markwort am Abend die NZZ, die Neue Zürcher Zeitung und gesteht, dass auch er sich in alternativen Medien informiert, sei es bei seinem einstigen „Focus"-Moskau-Korrespondenten Boris Reitschuster oder den Journalistenkollegen Roland Tichy und Milena Predarovic. Die Gäste des Abends hatten während und nach dem Interview Gelegenheit Fragen an Helmut Markwort zu stellen.