Kommunalwahl 2026: Kann Unternehmer Helmut Wiedemann die Politik in Augsburg aufrütteln?
Spitzenkandidat Wiedemann führt die WSA in die Kommunalwahl 2026 – mit Rückhalt von Peter Grab
Für die Kommunalwahl 2026 in Augsburg stellt der Verein Wir sind Augsburg (WSA e.V.) eine veränderte und unternehmerisch geprägte Liste auf. Spitzenkandidat wird Helmut Wiedemann, Bauunternehmer und bekannt als Initiator und Betreiber des „Winterlands“ vor der City-Galerie Augsburg. Unterstützt wird er von Peter Grab, der seit Jahren für die WSA im Augsburger Stadtrat sitzt und sich als beharrlicher Umsetzer einen Namen gemacht hat. In einem gemeinsamen Gespräch erklären die beiden, weshalb sie auf Macher setzen, welche Rolle die Liste spielen soll und wo sie Augsburgs größte Versäumnisse sehen.
„Wir wollen machen, nicht verwalten“
WSA-Spitzenkandidat Helmut Wiedemann und WSA-Stadtrat Peter Grab im Interview
Helmut Wiedemann betont gleich zu Beginn, dass die WSA eine sogenannte Macherliste aufstellt: viele Unternehmerinnen, Unternehmer und Selbstständige, die nicht im politischen Apparat groß geworden sind, sondern aus der Praxis kommen. „Die Stadt braucht Leute, die anpacken, nicht verwalten“, sagt er. Er selbst sei Bauunternehmer und Bauträger und habe deshalb einen klaren Blick dafür, wo Entscheidungen zu lange dauern: „Wir wollen kurze Wege, weniger Gerede, schnellere Genehmigungen und pragmatische Lösungen.“Peter Grab erklärt, dass die gesamte Liste bereits weitgehend steht, aber erst am 23. Oktober bei der Aufstellungsversammlung offiziell präsentiert wird. Er verweist darauf, dass die WSA intern basisdemokratisch arbeitet: „Die Mitglieder stimmen geheim ab, wir stellen nichts von oben herab hin. Das hat in der Vergangenheit gut funktioniert.“ Wiedemann ergänzt, dass auch weitere engagierte Kandidatinnen und Kandidaten dazukommen können, sofern sie nicht nur mitlaufen, sondern tatsächlich etwas verändern wollen.
Auf die Frage, warum die WSA vorerst keinen eigenen Oberbürgermeisterkandidaten aufstellt, sagt Grab, die Wirkung solcher Kandidaturen habe stark nachgelassen: „Früher gab es vier, fünf OB-Kandidaten, das hatte Aufmerksamkeit. Heute gehen nur noch die großen drei in die Hauptdebatten, alle anderen verschwinden daneben. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen.“ Stattdessen wolle man sich bewusst auf die Liste konzentrieren – mit unternehmerischer Ausrichtung und klaren Zielen.
Wiedemann schildert seinen Weg zur Kandidatur so: Er habe jahrelang über die Stadtpolitik geschimpft und erkannt, dass das nicht reiche. „Irgendwann muss man selber was tun. Der Zeitpunkt war für mich jetzt richtig.“ Da er schon länger Teil des Vereins sei, habe er mit Peter Grab gesprochen und dort offene Türen gefunden.
Grab verweist auf bisherige Erfolge im Stadtrat – auch als Einzelvertreter: etwa die Umwandlung der Stadt- und Staatsbibliothek in eine staatlich getragene Einrichtung, wodurch Augsburg jährlich rund eine Million Euro spart. „Viele wissen das gar nicht“, sagt Wiedemann anerkennend. Grab erklärt, dass man in München verhandelt und auch den Kämmerer eingebunden habe: „Man muss dranbleiben – Verträge lassen sich ändern, wenn der Wille da ist.“
Inhaltlich wollen beide die wirtschaftliche Handschrift betonen. Wiedemann stellt klar, dass die WSA nicht „wirtschaftsfreundlich“, sondern wirtschaftsorientiert im praktischen Sinn sei: „Wir denken unternehmerisch, nicht in Posten oder Apparaten.“ Die Liste soll bewusst kompakter werden als bei anderen Parteien. Statt 60 Namen plane man mit rund 20 Kandidierenden: „20 Menschen mit jeweils drei Stimmen ergeben genauso 60 Stimmen. Alles darüber hinaus ist Show“, so Grab.
Der wichtigste Unterschied zu anderen Listen? „Wir sind keine Berufspolitiker“, sagt Wiedemann. „Wir haben Berufe und Verantwortung im Alltag. Wir wollen nicht reden, sondern umsetzen.“ Die Bürger hätten genug von Streitereien und Stillstand. Realistisch rechne er mit zwei bis drei Stadtratsmandaten, aber die Entscheidung liege beim Wähler: „Wenn die Leute wirklich Veränderung wollen, dann müssen sie unser Team stärken.“
Ein zentrales Zukunftsthema ist für beide der Wohnungsbau. Wiedemann kritisiert, dass seit Jahren über Wohnungsnot gesprochen werde, ohne dass gehandelt wurde: „Vor fünf Jahren waren die Zinsen niedrig. Da hätte man bauen können. Heute sind die Bedingungen schlechter – und es fehlen Leute mit Ahnung, wie man trotzdem bezahlbaren Wohnraum schafft.“ Er fordert mehr Verdichtung, schnellere Entscheidungen im Stadtplanungsamt und eine konsequente Nutzung bestehender Spielräume. Dass Genehmigungen teilweise endlos liegen bleiben, hält er für nicht hinnehmbar.
Grab ergänzt mit einem Blick auf die politische Doppelmoral: „Alle schreiben sich ‚Wohnen muss billiger werden‘ auf die Plakate. Gleichzeitig haben sie die Grundsteuer massiv erhöht – damit steigen die Nebenkosten.“ Für ihn sei das unehrlich und ein Beispiel dafür, wie Worte und Handeln auseinanderklaffen.
Beide machen deutlich, dass Engagement keine Einbahnstraße ist. Wiedemann ruft Bürger auf, nicht nur zu meckern, sondern sich einzubringen: „Augsburg braucht Menschen, die mitkämpfen statt nur am Stammtisch zu schimpfen.“ Er selbst habe schon früher Projekte vorangebracht – ob im Bäderbereich oder mit Winterland – und sei ein „Problemlöser, keiner der Probleme schafft“.
Zum Schluss beschreibt er, was ihm am Herzen liegt: sichtbare Veränderungen im Alltag. Er nennt Beispiele wie marode Schultoiletten oder fehlende Aufzüge an Schulen: „Wenn ich am Ende der Periode lesen kann, dass die Leute sagen: Da hat sich wirklich was geändert – dann hat es sich gelohnt.“ Grab ergänzt, dass jede zusätzliche Stimme für die WSA den Handlungsspielraum vergrößere: „Nur wenn wir stark sind, können wir viel bewegen. Aber auch als Einzelner kann man Wirkung entfalten – das habe ich bewiesen.“
Mit Blick auf 2026 versprechen die beiden keinen großen Showwahlkampf, sondern „sichtbare, pragmatische Veränderung – durch Leute, die machen statt versprechen“.