Local Hero: Andrea Dietel-Sing vom Colosseum-Center Kempten

Inhaberin in 4. Generation

Ein besonderes Anliegen der Familie Dietel-Sing ist es, ihren Besuchern ein absolutes Kinoerlebnis zu bieten. Das Filmtheater wird bereits in vierter Generation geführt. In Kemptens Innenstadt bietet der Familienbetrieb ein abwechslungsreiches Kinoprogramm und neueste Technik. Wir trafen die symphytische Inhaberin Andrea Dietel-Sing und sprachen mit ihr über ihre Leidenschaft zum Beruf und über die Auswirkungen der Corona- Krise auf ihr Kino.

TRENDYone: Wie und wann haben Sie eine Verbindung zum Kino bekommen und welchen beruflichen Werdegang haben Sie bis dato persönlich absolviert?
Andrea Dietel-Sing: Ich bin mit dem Kino aufgewachsen. Meine Eltern sind die zweite Generation, die das Kino betreiben. Als wir damals nach Kempten gekommen sind, war ich vier Jahre alt und ich fand es damals schon unglaublich toll. Alle haben immer versucht für die nächste Generation etwas zu erweitern sowie aufzubauen und das hat mich natürlich auch stark geprägt. Jeder von uns hat nebenher noch eine andere Ausbildung abgeschlossen – etwas was einem besonders liegt. Man ist als Selbstständiger nie sicher, es kann jederzeit vorbei sein. Ich persönlich habe Jura studiert, deswegen liegt mir beispielsweise das Verhandeln mit Verträgen sowie das Disponieren.

Wie gestaltet sich Ihre interne Zusammenarbeit in der Familie und worauf achten Sie dabei am meisten?
Wir sprechen uns bei allen Problemen ab, dieser Zusammenhalt ist mir auch sehr wichtig. Ansonsten hat jeder seinen speziellen Aufgabenbereich: Ich bin für das Disponieren, für die Filme und für die Events zuständig. Zusätzlich schreibe ich die Rechnungen, was sich wiederum mit den Aufgabenbereichen von meiner Mutter überschneidet. Meine Mutter kümmert sich meistens um die Lohnbuchhaltung, ebenfalls um Rechnungen und auch um Bestellungen. Meine Tochter hat unsere Webseite neu gestaltet und legt dabei besonders viel Wert auf ein modernes Auftreten. Sie bewirbt uns zudem auf Facebook und Instagram, was bei uns vorher außen vor gewesen ist.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach ein gutes Kino aus?
Das Ziel eines guten Kinos sollte es sein, dass die Leute Freude haben und bequem sitzen. Außerdem müssen der Ablauf und die Filmauswahl stimmen, jeder Geschmack sollte dabei abgedeckt werden. Das Kino-Team muss freundlich sein und auf die Leute eingehen. Ich persönlich finde es schlimm, wenn irgendwo Anonymität herrscht. Die Besucher sollten keine Hemmungen haben, etwas zu fragen. Unser Ziel ist es, dass die Kunden während ihres Besuches abschalten konnten und das Kino mit einem Lächeln verlassen.

Würden Sie behaupten, dass Streaming Anbieter wie Netflix & Co. das Kino zum Aussterben bringen?
Aus verschiedenen Gründen glaube ich dies nicht. Erstens möchte ich dazusagen, dass man das Kino schon sehr oft als tot bezeichnet hat – zum Beispiel als der Fernseher oder die Videos herausgekommen sind. Nichtsdestotrotz fanden es die Leute immer schön, von Zuhause rauszukommen. Auch die atemberaubende Technik kann man daheim nicht erzielen: Mit Dolby Surround bekommt der Besucher das Gefühl, sich mitten im Geschehen zu befinden.

Bedeutet die Corona-Krise für Sie nur negative Beeinträchtigungen oder konnten Sie auch positive Schlüsse daraus ziehen?
Die größten Einschränkungen liegen natürlich erstmal bei den Besucherzahlen: Aktuell können wir jeden Saal nur noch zu einem Drittel füllen. Zu den positiven Aspekten muss ich sagen, dass sich das Kinoerlebnis ein bisschen verändert hat. Alle Kinobetreiber sind im Moment danach bestrebt, eine möglichst breite Palette an Filmen anzubieten. Jeder versucht derzeit den Kinobesuch mit einem Event zu verkleiden - wir haben beispielsweise je- den Mittwoch einen Verkleidungstag mit ermäßigtem Eintritt abgehalten, ein Kaffeekränzchen organisiert oder am Weltkindertag ein Mittmachkino auf die Beine gestellt. Zusätzlich gibt es viele Kinotouren, bei denen der Regisseur und die Darsteller vor Ort sind.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit und sind Sie auch außerhalb der Arbeit ein leidenschaftlicher Kinogänger?
Ich bin sieben Tage die Woche im Kino am Arbeiten, deswegen fällt es mir einfach schwer, einen Film gemütlich anzuschauen. Aber ich liebe Filme und immer, wenn sich die Gelegenheit bietet, nutze ich diese. Oft ist es dann aber so, dass ich mich nicht wirklich auf den Inhalt konzentrieren kann, sondern eher unter Stress bin. Man macht sich dann Gedanken über die Bildqualität oder den Ton. Während ich in meiner Jugend in Augsburg studiert habe, sind wir regelmäßig ins Kino gegangen. Das war dann auch immer eine ganz große Besonderheit. Bei einem anschließenden Besuch im Restaurant gehörte es einfach dazu, über den Film zu reden. Das vermisse ich jetzt natürlich schon.

Was zeichnet Ihr Kino im Vergleich zur Konkurrenz aus?
Wir sind ein Familienbetrieb und von meiner Familie ist bei jeder Vorstellung jemand vor Ort. Wenn es irgendein Problem gibt, sei es, dass jemand eine falsche Karte gebucht hat, dann hat er immer einen Ansprechpartner. Das zweite Plus ist, dass wir unglaublich viel Wert auf den Sitzkomfort unserer Kunden legen. Auch die Sauberkeit ist für uns oberste Priorität: Die Luft wird bei uns frisch gefiltert, das macht denke ich nicht jede.