Local Hero: Joachim Löwenthal vom Skyline Park

„Man wird als Schausteller geboren“

Seit 1999 betreibt Joachim Löwenthal den Allgäu Skyline Park in Bad Wörishofen, der heute pro Jahr über 400.000 Besucher zählt. Parks dieser Art gibt es viele in Deutschland. Aber was macht gerade den Allgäu Skyline Park so einzigartig? Nicht umsonst wurde er 2015/2016 zum zehnten Mal in Folge als bester Freizeitpark Bayerns mit dem besten Preisleistungsverhältnis Europas ausgezeichnet. Wir sprachen mit Löwenthal über seine Pläne, seine Kindheitsträume, das Schaustellergeschäft und seinen Lebenstraum.

TRENDYone: In der vierten Generation kennen Sie das Schaustellergeschäft so gut wie kein anderer. Was waren die Meilensteine in Ihrer Karriere?
Joachim Löwenthal: Man wird als Schausteller geboren, ohne es zu wissen. Aber das Gefühl dafür hat man einfach im Blut. Geboren und aufgewachsen bin ich in Wuppertal. In Worms ging ich dann zusammen mit meinem Bruder in ein Internat, um nicht ständig die Schule wechseln zu müssen. Eigentlich wollte ich immer Ingenieur werden und Brücken bauen. Das ging dann leider nicht, ich wollte aber immer etwas Technisches machen. Auf Drängen meiner Mutter, die mit einer Losbude durch die Lande von Kirmes zu Kirmes reiste, verwarf ich meine beruflichen Pläne und überredete sie, 1978 eine große Schiffschaukel zu kaufen. Eine zweite kauften wir dann bald dazu. Damit legte ich den Grundstein für den Skyline Park wie für eine Dynastie, die ihre Tradition bis in die fünfte Generation bewahrt hat. Meine beiden Kinder aus erster Ehe Nadine und Daniel Löwenthal sind heute bereits mit ins Geschäft eingestiegen. 

Wie entstand die Idee des Skyline Parks  im Allgäu?
Vier Jahre später in 1982 gaben wir die erste portable Wildwasserbahn der Welt mit einem Gesamtgewicht von 1.000 Tonnen in Auftrag. Damals war das etwas ganz Besonderes. Zehn Jahre später wurde sie durch eine neue Wildwasserbahn ersetzt, die heute immer noch auf Reisen durch ganz Europa geht. Persönlich überwache ich den Aufbau und den Transport der Bauteile, die in 65 Eisenbahnwaggons und 15 „Brummis“ unterwegs sind. Dann kam die Wende und wir wollten zuerst am Lausitzring einen Park aufbauen. Das haben wir dann verworfen und haben Mitte August 1998 von dem Grundstück in Bad Wörishofen gelesen. Nach den Verhandlungen mit dem Besitzer haben wir einen Monat später das Gelände, das damals relativ klein und bescheiden war, gekauft. An Pfingsten 1999 sind wir gestartet und haben den Skyline Park eröffnet. Und das mit widrigsten Bedingungen. Es regnete tagelang. 

Was war das erste tolle Fahrgeschäft?
Ein paar Fahrgeschäfte waren bereits da, darunter ein Piratenschiff und ein Looping. Wir hatten sogar im ersten Jahr schon 110.000 Besucher, vorher waren es 50.000 Besucher. Das ist heute etwas schwieriger zu erreichen. Alljährlich investieren wir in neue Fahrgeschäfte. Das macht die Besucher neugierig, viele kommen gerne wieder. 

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Hoffentlich noch nicht im Altersheim. Ich fühle mich fit. Wir wollen den Park weiter ausbauen und haben das komplette Gelände hier bis zu Bahnlinie noch dazu gewinnen können. Geplant sind Open Air-Konzerte im Park, und ein Hotel soll entstehen. In 2018 wird ein neuer Parkplatz gebaut, der Eingang wird dann verlegt werden zur neuen Achterbahn hin. Mein Ziel: bis zu 800.000 Besucher im Jahr. Und das ist machbar, davon bin ich überzeugt. Wir haben alle Möglichkeiten hier an diesem Standort zu den großen Einzugsgebieten, wie die Schweiz, Österreich, München und Stuttgart. Dazu gibt es viele Neuheiten in 2017, wie der Sky Dragster und viele weitere Fahrgeschäfte. Zudem wird die bislang größte transportable Wildwasserbahn hier neben der neuen Achterbahn ihre feste Heimat finden. Zudem werden wir den bestehenden Parkbereich verschönern und renovieren. Der Park wird noch schöner für unsere Gäste werden und die Service-Qualität wird stetig verbessert. 

Was machen Sie eigentlich im Winter?
Wenn die anderen beiden Geschäftsfelder im Winter ruhen, geht es nach Leeds, England. Auf dem berühmtesten deutschen Weihnachtsmarkt, der Mitte November beginnt, betreiben wir seit 2002 viele Weihnachtsbuden, ein Bierzelt und ein Restaurant. Begonnen haben wir eigentlich in Birmingham mit einem Suppen- und Bratwurststand.

Was ist Ihr persönliches Steckenpferd?
Meine Arbeit. Es gibt kein Golf, da langweile ich mich ja. Aber der Skyline Park ist meine Welt, mein Leben, meine Arbeit. Dort arbeite ich 16 bis 17 Stunden am Tag. Im Laufe der Jahre hat man auch eine Verantwortung für die Menschen, die hier arbeiten. Das sind weit über 100 Mitarbeiter mit ihren Familien. Dieser sozialen Komponente fühlen wir uns sehr verpflichtet. Ich bin ein Unternehmer der alten Schule, der fordert, aber auch fördert. Ein Hobby habe ich noch: Kran fahren. Das liebe ich. Dann nehme ich meinen Hund mit. Und ich esse ganz gerne. Urlaub mache ich zu selten. Ich bin froh, wenn wir am 18. Dezember nach dem Weihnachtsmarkt schließen. Da fahre ich dann auch mal weg und genieße die Ruhe. Dann geht es auch schon bald wieder los und man muss die neue Saison vorbereiten. 

Was ist Ihr Lebensmotto?
Ich lebe meine Arbeit mit Leidenschaft. | Text: Sabine Roth