Local Hero: Alina Reh mehrfache Deutsche Meisterin in der Leichtathletik

"Den eigenen Weg finden und los"

Die Liste der nationalen und internationalen Erfolge von Alina Reh ist lang: unter anderem elf Goldmedaillen, elf Silbermedaillen und vier Bronzemedaillen konnte die 23-jährige mehrfache deutsche Meisterin bereits einfahren und ist damit die erfolgreichste Leichtathletin der Region. Wir haben die sympathische Ulmerin getroffen und nachgefragt, wie sie mit ihren Erfolgen umgeht, was ihre Visionen für die Zukunft sind und wieso sie sich gerade die Bundeswehr als neue Herausforderung ausgesucht hat.

Mit 23 Jahren sind Sie bereits eine herausragende Leichtathletin und eines der sportlichen Aushängeschilder Ulms. Wie, wann und wo begann Ihre sportliche Karriere?
Ich war bereits als Kind sehr aktiv und hatte Spaß am Ausdauersport – ich glaube so habe ich meine überschüssige Energie rausgelassen (lacht). Jedoch hatte ich nie klassische Leichtathletik betrieben. Nachdem ich mit neun Jahren am fünf Kilometer langen Stadtlauf in Kempten teilgenommen habe, trainierte ich drei- bis viermal die Woche bei einem Trainer in Laichingen. Nebenher habe ich dann noch sechs Jahre lang Fußball gespielt. 

Wofür haben Sie sich beruflich neben dem Sport interessiert?
Ich habe 2015 mein Abitur in Laichingen gemacht und danach eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolviert. Seit 2017 arbeite ich in diesem Beruf halbtags bei meiner Mutter in einem Supermarkt in Laichingen. Ich hatte schon immer Freude am Einzelhandel und am Verkauf von Lebensmitteln.

Welchen Anteil an Ihrem Erfolg widmen Sie ihrer Familie und/oder Freunden?
Am meisten eigentlich all meinen Familienmitgliedern, weil sie immer hinter mir stehen und mich auffangen, wenn es nicht so gut läuft. Sie begleiten mich bei vielen Einheiten, die ich alleine machen muss und haben mich früher auch immer zu Wettkämpfen gefahren. Einen großen Anteil haben auch meine bisherigen Trainer, die für mich Trainer und Mentoren sind, mir viel beigebracht und ermöglicht haben und mich auch als Mensch geformt haben.

Inwiefern finden coronabedingt aktuell Wettkämpfe statt und wie bereiten Sie sich darauf vor? 
Natürlich war es dieses Jahr etwas schwierig. Nach und nach waren Wettkämpfe zwar wieder möglich, jedoch nur sehr spontan und daher sehr schwer zu planen.  Anfang August konnten dann zum Glück doch die Deutsche Meisterschaften in Braunschweig stattfinden. Dies war für mich das Highlight des Jahres. Denn die Trainingslager im Ausland wurden alle gecancelt und auch in Deutschland war es erst Mitte Juni wieder möglich, in kleinen Gruppen zu trainieren. Als Läufer hatte ich natürlich den Vorteil, dass ich überall trainieren konnte, auch unabhängig und ohne Trainingspartner. 

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit abseits vom Trainingsgelände?
Meistens bin ich bei meiner Mama im Supermarkt oder Zuhause. Ich koche sehr gerne und nehme mir dafür auch gerne Zeit. In der Saisonpause fahre ich auch gerne mit dem Rennrad oder gehe wandern in den Bergen. Im Winter mache ich außerdem noch gerne Skilanglauf.

Wieso haben Sie sich in Ihrer Jugend für einen Einzelsport und keinen Teamsport entschieden?
Fußball hat mir auch sehr viel Spaß gemacht, aber das Laufen war irgendwie eher meins. Ich bin für meine Leistungen jetzt selbst verantwortlich und habe dadurch auch gewisse „Freiheiten“.  

Auf welche Ihrer Erfolge sind Sie besonders stolz und welche Erfolge möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Besonders stolz bin ich darauf, dass ich nach Verletzungen immer wieder gestärkt zurück gekommen bin. Beispielsweise bei der EM in Berlin 2018. Damals habe ich trotz eines Ermüdungsbruches im April 2018 den 4. Platz belegt. Mein nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele 2021. Außerdem möchte ich gerne noch weitere internationale Medaillen gewinnen und meinen ersten Marathon laufen.

Haben Sie ein persönliches Vorbild aus dem Sport?
Kein Spezielles. Ich finde viele Sportler bringen unglaubliche Leistungen auf ihre Art und Weise. Wichtig ist für mich dabei auch die Persönlichkeit der Menschen. Man kann sich vieles abschauen, aber am Ende muss man seinen eigenen Weg finden, überzeugt davon sein und diesen auch gehen. 

Sie sind vor kurzem in den Bundeswehrbund eingetreten. Erzählen Sie uns kurz, wie es dazu kam und was Ihre Ziele bei der Bundeswehr sind?
Ich habe mich schon lange mit dem Thema der Bundeswehrbund Sportfördergruppe auseinandergesetzt. Dieses Jahr ist es wegen der Corona-Pandemie für mich günstig damit anzufangen, da Wettkämpfe keine so große Bedeutung mehr haben. Ich habe am 1. September meine Grundausbildung in Hannover begonnen.  Mein Ziel ist es, den Sport noch professioneller betreiben zu können, eine finanzielle Absicherung zu haben und noch größere Ziele erreichen zu können.

Welches sind Ihre Spezial-Disziplinen? 
Mein Favourite sind die 10.000 Meter. Ich bin keine schnelle Läuferin, sondern habe meine Stärken im Ausdauerbereich. Bildlich gesehen finde ich es entspannter, bei 25 Stadionrunden mehr Zeit zu haben, denn nur so kann ich den Wettkampf dann auch richtig genießen. 

Was bedeutet Ihnen der TSV Laichingen als Heimatverein?
Laichingen ist und bleibt meine Heimat. Dort habe ich mit dem Sport begonnen und im Laichinger Stadion fühle ich mich am wohlsten.