Local Hero Tina Rupprecht: WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht

„always train like the challenger“

Sie ist ein echtes Kraftpaket und steht an der Spitze des Augsburger Profisportes. Tina Rupprecht ist bekannt als „Tiny Tina“ und macht seit dem Beginn ihrer Profikarriere 2013 die Boxringe dieser Welt unsicher. Die Bilanz der amtierenden WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht spricht für sich. Im Interview mit TRENDYone verriet die 28-jährige Details ihres Lebens außerhalb des Rings und sprach außerdem über die Benachteiligung des Frauenboxens.

TRENDYone: Im Jugendalter entscheiden sich viele Mädchen für Tanzen oder Volleyball. Du hast Dich für das Kickboxen entschieden. Wie kam es dazu?

Tina Rupprecht: Eigentlich war das ein Zufall. Mit 13 Jahren bin ich bei einem Probetraining gelandet und wollte das Kickboxen einfach ausprobieren. Das hat mir gut gefallen und alle haben relativ schnell gemerkt, dass ich auch Talent dafür habe. Ab diesem Zeitpunkt habe ich den Sport für mich entdeckt und angefangen, wie ein Verrückte zu trainieren. Nach ungefähr einem Jahr kam dann die Erkenntnis, dass mir das klassische Boxen einfach nochmal ein Stück mehr Spaß macht und mir besser liegt. 2007 kam ich dann zum Boxclub Haan und startete meine Boxkarriere. 

Wann bist du in den Profisport gewechselt und was änderte sich dadurch für Dich?

Der Wechsel war Ende 2013 als ich mein Profidebüt gemacht habe. Je näher ich dann aber zu meinem ersten WM-Titel gekommen bin, desto zeit- und trainingsintensiver wurde alles. Bis dahin hatte ich parallel zum Sport noch mein Studium bestritten, daher war es mir auch nicht immer möglich, zweimal täglich zu trainieren. Heute bin ich hauptberufliche Boxerin. 

Wie sah Deine berufliche Laufbahn neben dem Sport aus?

Ich habe Grundschullehramt an der Uni Augsburg studiert – natürlich Sport als Hauptfach (lacht). 2018 habe ich hier mein Staatsexamen abgelegt, konnte aber aus zeitlichen Gründen das nötige Referendariat noch nicht durchziehen. Trotzdem unterrichte ich aktuell einmal in der Woche Sport an der Realschule in Zusmarshausen. Die Resonanz der Schüler auf mich als Sportlerin ist total gut und es macht mir auch sehr viel Spaß. 

Hast Du konkrete Pläne für die Zeit nach Deiner Profikarriere vor?

Das Thema Selbstständigkeit spielt hier zum Beispiel eine Rolle für mich. Mir macht es sehr viel Spaß vor der Kamera zu stehen oder TV-Shows zu moderieren und ich sehe in diesem Bereich auch eine sehr große Perspektive für mich.

Die Bilanz deiner bisherigen Boxkämpfe ist nahezu makellos. Wie kann Dein Körper das bewerkstelligen?

Mein großer Vorteil liegt darin, dass mein Körperwicht quasi gleichzeitig der Gewichtsvorgabe meiner Boxklasse entspricht.
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Daher spare ich mir z.B. großartige Diäten vor großen Wettkämpfen. Zwischen den Kämpfen muss man auf jeden Fall richtig dosieren und auf seinen Körper hören. Nach intensiven Trainings sind ein oder zwei Pausentage und Regeneration besonders wichtig. 

Was unterscheidet Deiner Meinung nach Frauenboxen vom Männerboxen?

Leider ist der finanzielle Aspekt zwischen dem Männer- und Frauenbusiness immer noch zu gravierend. Frauenboxen ist – wie auch in anderen Sportarten wie Fußball – weitaus unterbezahlter. Wenn man das Niveau betrachtet, können auch Frauen richtig brutal sein. Ich würde mir einfach wünschen, dass dem Frauenboxen einfach mehr Medienbeachtung geschenkt wird. 

In welchem Verhältnis steht Du zu Deinem Trainer Alexander Haan?

Unser Verhältnis ist rein mehr als nur ein berufliches. Im Gegenteil sind wir ganz dicke Freunde. Wir arbeiten seit 10 Jahren zusammen und das hat viel Vertrauen hervorgebracht. Er ist mein Trainer aber auch einer meiner besten Freunde. 

Inwiefern wirkt sich die Corona Pandemie aktuell auf den Boxsport aus und was bedeutet das für Dich direkt?

Die Auswirkungen sind extrem. Seit fast einem Jahr gab es keinen einzigen Boxkampf. Dafür fehlen bei den Veranstaltern einfach die finanziellen Einnahmen durch fehlende Zuschauer. Das ist natürlich frustrierend, ein Jahr zu trainieren, ohne das Potenzial dann auch im Kampf zu zeigen. Außerdem verliert man ein ganzes Jahr seiner ganzen aktiven Laufbahn, die ja ohnehin schon sehr zeitlich begrenzt ist. 

Du trägst Titel wie „Boxerin des Jahres“. Was bedeuten Dir diese Auszeichnungen?

Natürlich ist es eine große Ehre, mich mit solchen Titeln schmücken zu können. Damit repräsentiere ich nicht nur meine Heimatstadt, sondern auch ganz Deutschland. Ich boxe schon so lange und bin froh, dass meine Arbeit mit solchen Titeln anerkannt und wertgeschätzt wird. 

Wie gestaltet sich Deine Freizeit außerhalb des Boxrings?

Wenn Zeit für mich bleibt bin ich gerne in der Natur unterwegs oder betätige mich in anderen sportlichen Bereichen (Skifahren, Radeln). Familie und Freunde gehören natürlich auch dazu. 

Was bedeutet Dir Augsburg als Heimatstadt?

Ich liebe Augsburg. Ich bin hier geboren, habe meine Familie hier und möchte das nicht missen. Das Ausland kam für mich nie in Frage. Durch die Boxwettkämpfe komme ich ja trotzdem ein bisschen in der Welt herum.