FCA Eigengewächse Mert Kömür und Noki Banks

Role-Models für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit beim FCA

Sie werden immer wieder von verschiedenen Seiten als die Paradebeispiele für erfolgreiche Nachwuchsarbeit beim FC Augsburg herangezogen. Die beiden FCA Eigengewächse Mert Kömür und Noki Banks, die das Nachwuchsleistungszentrum des Bundesligisten durchlaufen haben. Beide sind im Kader der Profimannschaft angekommen und haben ihre Einsätze. Marion Buk-Kluger fragte beide, wie sie mit dieser Rolle umgehen, wie alles begann und natürlich wie sie Weihnachten verbringen.

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Bild: Kolbert Press
Noki, erinnerst Du Dich noch an Deinen allerersten Tag im Training in der Jugendakademie des FCA. Wie war das? Du warst 9.

Noki: Ich erinnere mich noch sehr gut daran. Das war an der Sportanlage Süd, damals gab es das Nachwuchsleistungszentrum noch nicht so wie es heute dasteht. Ich war sehr nervös und meine Eltern haben mich zu dem Probetraining begleitet.

Mert, Du kamst 2019, vier Jahre später als Noki, mit 14 zum FCA. Wann seid Ihr Euch zum ersten Mal begegnet?

Mert: Das müsste gewesen sein, als ich in der U17 war und Noki in der U16 – er ist dann zu uns hochgekommen.

Wisst Ihr noch wie die erste Begegnung war, wie fandet Ihr Euch?

Mert: An die erste Begegnung im Speziellen kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich weiß aber, dass Noki im Trainingslager dabei war – und das war wirklich lustig. Er war damals halt auch noch jünger als wir… (lacht).

Noki: Ich glaube, Mert mochte mich am Anfang nicht so richtig. Er sagt zwar immer, er hätte nur Spaß gemacht, aber das nehme ich ihm bis heute nicht ganz ab (lacht). Mit der Zeit hat sich das dann aber entwickelt, inzwischen sind wir eng befreundet.

Die Paul-Renz-Akademie FC Augsburg wurde im Sommer 2022 eröffnet.
Noki, da warst Du schon sieben Jahre beim FCA im Nachwuchs aktiv. Was waren die sicht- und spürbaren Veränderungen mit diesem neuen Ort für Dich persönlich?

Noki: Plötzlich waren die Bedingungen ganz andere – alles ist neu und auf höchstem Niveau. Auf einmal konnten selbst die Kleinsten unter professionellen Bedingungen trainieren, sowohl auf den Plätzen als auch im hauseigenen Fitnessstudio.

Und für Dich?

Mert: Ich habe einen Teil meines Lebens dort verbracht und zwei Jahre im Internat gewohnt – zusammen mit Noki. Damit sind natürlich viele Erinnerungen verbunden, und dieser Ort wird für mich immer etwas Besonderes bleiben. Wir hatten dort viel Spaß, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich wieder vorbeikomme.

Wann entstand der Wunsch bei Euch Profifußballer zu werden?

Mert: Diesen Traum hatte ich eigentlich schon seit ich denken kann. Als ich noch klein war, habe ich ein Spiel im TV gesehen und ab da gab es nichts anderes mehr.

Noki: Das ist bei mir ähnlich, ich wollte nie etwas anderes werden. Das Ziel war anfangs natürlich noch super weit weg, aber über die Jahre ist es dann immer konkreter geworden.

Mert, Du hast ein besonderes Tor gemacht. Im Mai 2024 hattest Du nicht nur Dein Profi-Startelfdebüt, sondern auch Dein Tordebüt (mit 18 Jahren und 306 Tagen) und das gegen die historische ungeschlagene Meistermannschaft Bayer 04 Leverkusen. Damit wurdest Du zum jüngsten Bundesliga-Torschützen der FCA-Vereinsgeschichte. Was bedeutet Dir das?

Mert: Das bedeutet mir wirklich viel. Ich finde, da steckt auch eine schöne Geschichte dahinter. Im Spiel selbst denkt man natürlich nicht daran, aber im Nachhinein freut es mich umso mehr, dass ich den Rekord geknackt habe. Mal sehen, wie lange er bei mir bleibt – hoffentlich noch eine ganze Weile (lacht).

Ihr werdet derzeit auch immer als Role-Model für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit beim FCA herangezogen? Was macht das mit Euch?

Noki: Mich freut das persönlich sehr, weil ich den ganzen Weg beim FCA gegangen bin und dabei viele tolle Menschen kennenlernen durfte. Ich spüre hier das Vertrauen, daher habe ich im Sommer meinen Vertrag auch verlängert. Ich glaube, es ist eine großartige Möglichkeit für den FC Augsburg, den eigenen Nachwuchs bis in den Profibereich zu fördern. Auch für die Fans ist es etwas Besonderes, wenn Spieler aus der eigenen Jugend auf dem Platz stehen – das schafft Nähe und Identifikation, worauf wir natürlich stolz sind.

Mert: Wenn ich zurückdenke, wie ich mit 13 Jahren im Stadion saß und die Spieler auf dem Platz gesehen habe – das hat mich damals schon gefreut und angespornt. Es zeigt einem, was möglich ist und welchen Weg man selbst hier beim FCA gehen kann.

Es gibt Weggefährten von Euch, die andernorts erfolgreich spielen. Mit wem habt Ihr noch Kontakt?

Mert: Vor einigen Wochen haben wir gegen Wolfsburg und damit auch Dzenan Pejcinovic und Aaron Zehnter gespielt. Mit den beiden habe ich noch am meisten Kontakt, auch aufgrund der Nationalmannschaft.

Noki: Ich habe noch einige enge Freunde aus der Jugend, wir wollen auch wieder zusammen in den Urlaub fahren. Tuna Yilmaz, zum Beispiel, der spielt bei Greuther Fürth, oder Lukas da Silva bei Fortuna Regensburg.
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Ihr spielt mittlerweile auch für Nationalmannschaften, Noki für die USA (seit August 25 im A-Team), Mert, Du für die deutsche U21. Was bedeutet dieser Einsatz neben der Tätigkeit als FCA-Profi für Euch?

Mert: Es ist immer etwas Besonderes, für sein Land zu spielen – das erfüllt einen auch mit Stolz. Ich freue mich jedes Mal, wenn die Einladung kommt. Man trifft viele ehemalige Mannschaftskameraden wieder, und es macht einfach immer Spaß.

Noki: Da kann ich nur zustimmen. Es ist immer cool, bei der Nationalmannschaft zu sein – auch, weil man gegen andere Gegner spielt und mit neuen Mitspielern auf dem Platz steht, mit denen ich mich aber allen gut verstehe.

Was wünscht Ihr Euch beruflich/sportlich für die Zukunft?

Mert: Ich möchte der Fußballwelt zeigen, was in mir steckt, und es so weit wie möglich schaffen. Nach oben setze ich mir keine Grenzen – ich will mich jeden Tag verbessern und immer Vollgas geben.

Noki: Ich hoffe natürlich auch, dass es so weit nach oben geht wie möglich – und, dass ich dabei gesund und von Verletzungen verschont bleibe.

Welchen Plan B gab es in puncto Beruf, wenn das Profi-Dasein nicht geklappt hätte?

Mert: Nach der Schule gab es immer nur Plan A.

Noki: Bei mir ebenfalls. Trotzdem hat meine Mutter immer darauf geschaut, dass ich gut in der Schule bin (lacht).

Noki, Du bist im Allgäu aufgewachsen. Was ist für Dich als Allgäuer typisch dort und was ist typisch Augsburgerisch für Dich? Welche Unterschiede in der Mentalität hast Du festgestellt?

Noki: Erstmal ist natürlich der Dialekt ein anderer. Und in dem Dorf, aus dem ich komme, grüßt man sich noch auf der Straße und jeder kennt jeden. In der Stadt ist natürlich das schon ein bisschen anders. Aber die Augsburger sind auch sehr nett (lacht) und ich fühle mich wohl hier.

Mert, Du kommst aus dem oberbayerischen Dachau. Auch an Dich die Frage: wo siehst Du Unterschiede bzw. hast diese festgestellt zwischen Oberbayern und dem schwäbischen Augsburg?

Mert: Schwierig, es ist ja nicht so weit voneinander entfernt. Ich glaube, vieles ist ähnlich, aber Dachau ist natürlich einfach meine Heimat, dort ist meine Familie. Hier in Augsburg habe ich aber sozusagen meine zweite Familie (lacht).

Weihnachten steht vor der Tür. Wie feiert Ihr persönlich?

Mert: Ich habe einen kleinen Bruder, der wird ein bisschen beschenkt, aber so ein richtiges Weihnachtsfest gibt es bei uns eigentlich nicht.

Noki: Ich habe zwar amerikanische Wurzeln, aber da ich schon so lange in Deutschland lebe, bin ich schon der „deutsche Weihnachtstyp“, würde ich sagen. Wir feiern ganz traditionell mit Bescherung am Abend.

Meine kleine Schwester glaubt auch noch an den Weihnachtsmann – hoffentlich noch so lange wie möglich.

Welche Traditionen Deiner türkischen Wurzeln sind für Dich wichtig? Unabhängig von Weihnachten.

Mert: Ich gehe oft mit meinem Vater in die Moschee, außerdem ist die Fastenzeit eine sehr schöne und wichtige Zeit für mich.

Das Fußballer-Dasein erfordert viel Zeit-Invest, wie regeneriert Ihr privat?

Noki: Ich verbringe tatsächlich gerne Zeit auf meiner Couch oder im Bett und schlafe viel (lacht). Aber auch die Sauna oder das Eisbad hier an der Arena tun richtig gut.

Mert: Mittagsschlaf ist echt wichtig, einen Spaziergang abends mag ich aber auch sehr gerne.

Welche Hobbys habt Ihr noch?

Noki: Ich unternehme viel mit Freunden, gehe auch gerne mal etwas essen oder ins Kino. Wenn ich Zeit habe, fahre ich natürlich am liebsten nach Hause zu meiner Familie.

Mert: Ich spiele oft und gerne Billard. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie und meiner Freundin.

Was fasziniert Euch so an Fußball?

Noki: Ich habe den Ball einfach schon immer geliebt – man konnte mich gar nicht mehr von ihm trennen. Fußball kann wirklich jeder spielen, ganz egal, wer du bist, was du hast oder wo du herkommst. Das macht den Sport so besonders. Meine Mutter wollte eigentlich, dass ich Basketballer werde, aber das hat sie nicht geschafft (lacht).

Mert: Es ist schon cool, wenn man durch die Stadt geht und sieht, wie Kinder das eigene Trikot tragen. Und wie Noki schon so schön gesagt hat: Man kann immer und überall Fußball spielen – das ist natürlich das Schönste.

Und wenn Ihr ein Wort hättet, was ist Fußball für Euch?

Noki: Liebe!

Mert: Beste!