Mitgliederversammlung des Kemptener Vereins Gegen Noma-Parmed e.V.

»Kein Kind soll mehr an Noma sterben«

„Alles in meinem Leben war Ausnahme“ sagt er über sein Überleben. Am Freitag, den 31.10.2025 lud der Kemptener Verein Gegen Noma-Parmed e.V. nach 17-jährigem Bestehen zur Mitglieder- versammlung bei Edelweiss ein. Gleich zwei besondere Gäste nahmen an diesem Ereignis teil: Fidel Strub als Noma Überlebender, der von seinem Schicksal berichtete, und Dr. Ulrich Netzer als Ehrenbürger der Stadt Kempten und zur Gründungszeit des Vereins OB von Kempten.

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v.l.n.r.: Susanne Bagamery; Fidel Strub, Noma-Überlebender; Peter Melchin „Gegen Noma"; Ulrich Kraut, 2. Vors. „Gegen-Noma"; Dr. Ulrich Netzer, Alt OB Kempten und Jean-Ja...Bild: Jörg Spielberg
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Der Verein setzt sich dafür ein, Kinder in Burkina Faso vor Noma zu schützen. Noma ist eine entsetzliche Krankheit, die innerhalb kürzester Zeit das Gesicht der erkrankten Kinder zerfrisst und bei nicht rechtzeitiger Behandlung innerhalb von 15-20 Tagen zum Tod führt. „Alles in meinem Leben war Ausnahme“ sagt Fidel Strub, geboren 1991 in Ouagadougou, Burkina Faso. Der Arzt, zu dem er gebracht wurde, sagte er dürfte eigentlich nicht überleben. Nach langer Behandlung unter anderem in der Schweiz wurde er nach Burkina Faso zurückgeschickt, um wieder in seiner Heimat leben zu können. Er wollte jedoch als 6-jähriger Junge zu seiner behandelnden Ärztin zurück in die Schweiz, um mit ihr dort zu bleiben. Schließlich kam es zu einer Adoption durch seine Schweizer Ärztin, die es ihm ermöglichte, in der Schweiz zu bleiben.

Die Aufgabe und der Fokus des Vereins widmet sich zum allergrößten Teil der Prävention und Vorsorge vor Noma. Die Krankheit ist vermeidbar, indem die Risikofaktoren Mangelernährung, schlechte Hygienebedingungen und ein geschwächtes Immunsystem reduziert werden. „Hier setzen wir mit unseren Maßnahmen an. Wir klären darüber auf, wie sich Noma vermeiden lässt, damit kein Kind an Noma erkranken muss“ so Jean-Jacques Santarelli, 1. Vorstandsvorsitzender und Mitgründer des Vereins. Die umfassenden Maßnahmen in Burkina Faso reichen von Bekämpfung der Mangelernährung durch Verteilung von nährstoffangereichertem Mehl zur Ernährungssicherung, über die Aufklärung des medizinischen Personals in den lokalen Gesundheitsstationen bis hin zu Theaterstücken, Radiosendungen und Aufrufen, nach Noma Fällen zu suchen. Einer solchen Radiosendung hat Fidel Strub sein Überleben zu verdanken. Nachdem er schon über eine Woche schwer unter Fieber litt und die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten war, weil keiner der bis dahin behandelnden Ärzte die Krankheit und deren Symptome kannte, hörte seine Großmutter einen Aufruf im Radio, Kinder mit Loch in der Wange in ein bestimmtes Krankenhaus im Norden des Landes zu bringen. Nach einer gefühlt endlosen Fahrt dorthin konnte er dort endlich richtig behandelt werden.

Dr. Ulrich Netzer ist dem Verein seit langem verbunden, da er bei der Gründungsveranstaltung in seiner Funktion als OB von Kempten teilgenommen hatte. „Wir müssen in der Region viel aktiver werden, um die Kinder von dieser Krankheit zu schützen“ sagt der langjährige Unterstützer und Fürsprecher. Dies unterstreicht Ulrich Kraut, 2. Vorsitzender des Vereins: „Wir möchten aus dem Allgäu heraus ein starkes Signal senden: Kein Kind soll mehr an Noma sterben.“

Die Prävention ist auch die effektivere und wirtschaftlichere Methode, denn die laufende Nachsorge und die lebenslangen chirurgischen Eingriffe der Erkrankten sind kostspielig. „Lieber vorher Kinder schützen und ein Präventionsprogramm finanzieren, als nach der Erkrankung viele notwendige rekonstruktive Operationen finanzieren“ so erzählt Fidel Strub aus seiner Geschichte. Der Schutz eines Kindes mit einem generischen Antibiotikum kostet etwa 3,50 € - ein Klacks im Vergleich zu über 1 Mio. €, die Fidel Strubs Eingriffe bereits in Summe gekostet haben.
Im Dezember 2023 hat die WHO Noma endlich als 21. Vernachlässigte Tropenkrankheit anerkannt – nun ist es Zeit zu beschleunigen!

Hintergrund zu Noma:

Noma (Cancrum oris) ist eine schnell fortschreitende Infektion des Mund- und Gesichtsgewebes, die vor allem unterernährte Kinder in Armut betrifft.
  Schätzungen zufolge erkranken jedes Jahr bis zu 140.000 Kinder, die meisten in Afrika. Ohne Behandlung führt Noma in bis zu 90 % der Fälle zum Tod – dabei ist die Krankheit heilbar und vermeidbar.

Über Gegen Noma-Parmed e.V.:

Der Verein Gegen Noma Parmed e.V. wurde 2008 in Kempten gegründet. Sein Ziel ist es, Noma durch Aufklärung, Prävention und medizinische Hilfe zu bekämpfen. Der Verein arbeitet eng mit lokalen Partnern in Afrika zusammen und finanziert seine Projekte durch Spenden, private Stiftungen u.a. durch die Dr. Holzheu Stiftung und ehrenamtliches Engagement.
Seit 2019 werden die Projekte des Vereins auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kofinanziert.

Kontakt für Presseanfragen und weitere Informationen:

Gegen Noma-Parmed e.V. Susanne Bagaméry Oberstdorfer Str. 7
87435 Kempten
E-Mail: presse@gegen-noma.de www.gegen-noma.de
Spendenkonto:
Gegen Noma-Parmed e.V. Commerzbank Bank Wiesbaden IBAN DE96 5108 0060 0013 9440 01 SWIFT DRESDEFF510