Moritz Friess knackte den neuen deutschen Rekord im Heißluftballon

13 Stunden und 32 Minuten über den Wolken

In Höhen, in denen andere Menschen wegschauen, weil ihnen schwindlig wird, hat der Neu-Ulmer Moritz Friess seine Passion gefunden. Der amtierende Speed Skydiving Weltmeister fühlt sich in der Luft wohl. Dies bewies er am Ostersonntag 2021. An diesem Tag stellte er einen neuen deutschen Rekord auf. 13 Stunden und 32 Minuten unterwegs in einem Heißluftballon. Das ganze unter Corona Bedingungen. Im Interview erzählt der 49-Jährige über den Kitzel hinter seinem Hobby und spricht auch über die Risiken dieses atemberaubenden Sportes.

TRENDYone: Wann gingen Sie das erste Mal in Ihrem Leben mit einem Fallschirm in luftige Höhen und wie entwickelte sich daraus Ihre Leidenschaft für Sportarten wie Speed Skydiving?

Moritz Friess: Mein erster Fallschirmabsprung war im Frühjahr 1988 und meine erste Ballonfahrt, wenn ich mich richtig erinnere 1995. Ich habe das von Anfang an sehr als Leistungssport in verschiedenen Disziplinen betrieben und war immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und neuen Rekorden und hab es dann in mehreren Disziplinen an die Weltspitze geschafft. 

Welches waren die bedeutendsten Titel, die Sie im Speed Skydiving erzielen konnten?

Der bedeutendste Titel ist der Weltmeister Titel im Speed Skydiving, den ich seit 2018 trage und noch immer amtiere. 2019 habe ich außerdem einen Weltrekord aufgestellt. 

Finden aufgrund der Corona Pandemie aktuell überhaupt Wettkämpfe statt und wenn ja, wie trainieren Sie aktuell dafür?

Im Fallschirmspringen finden aufgrund der Corona-Pandemie im Moment überhaupt keine Wettkämpfe statt. Beim Ballonfahren finden sogenannte dezentrale Wettkämpfe statt, bei denen die Teilnehmer jeder für sich alleine starten und die Ergebnisse über GPS ausgewertet werden. 

Wie wichtig ist körperliche Fitness bei diesem Sport oder geht es nur rein um die Technik beim Sprung?

Körperliche Fitness ist definitiv wichtig, mindestens genauso wichtig wie die technischen Parameter, die natürlich ebenfalls eine Rolle spielen.

Stufen Sie Ihr Hobby als „gefährlich“ ein, wenn Sie bei Sprüngen teilweise über 500 km/h erreichen? Wie sorgenvoll betrachtet man selbst und vielleicht auch die Familie solche Wettkämpfe?

Es wäre gelogen, wenn man behaupten würde, dass die Sportart frei von Risiken ist. Große Umsicht und Achtsamkeit sind sicherlich unumgänglich, wenn man versuchen will die Risiken so weit wie nur möglich zu minimieren. Familie und Freunde können damit gut umgehen.
 
Wie sahen die Vorbereitungen zu Ihrer Ballontour genau aus und war es das vorrangige Ziel, hier den neuen deutschen Rekord aufzustellen?

Die Vorbereitungen waren äußerst umfangreich, vor allem der technische Aspekt. So wurden beispielsweise besonders leichte Titanflaschen besorgt, um Gewicht zu sparen und damit den Verbrauch zu senken. Es fanden auch mehrere Testflüge zur Ermittlung von Verbrauchswerten statt. Das erklärte Ziel war auf jeden Fall, den deutschen Rekord zu brechen. 

Was trieb Sie an, diesen über 13-stündigen Ballonflug durchzuziehen?

Die Grenzen dessen was als machbar gilt zu verschieben. 

Planen Sie in Zukunft noch weitere „Rekord Ballonfahrten“?

Ja, ich beabsichtige ebenfalls den deutschen Höhenrekord für Ballone zu brechen und eventuell auch den Rekord für die größte zurückgelegte Entfernung in einem Heißluftballon. Für den Höhenrekord, der seit 1985 nicht überboten wurde, möchte ich dazu auch deutlich über 10.000 Meter gehen und für den Weitenrekord wäre eine Entfernung Luftlinie bei der zurückgelegten Strecke von deutlich über 1.000 Kilometer nötig.

Wie viele Menschen waren an Ihrem Projekt am Ostersonntag beteiligt und wie konnte dies unter Coronabedingungen durchgeführt werden?

Meine Bodenmannschaft bestand aus einem ballonbegeisterten Ehepaar – also einem Haushalt – und mir im Ballon. Es ist natürlich schon schwierig, mit einer dermaßen kleinen Bodencrew zu arbeiten und vor allem der Auf- und Abbau des Ballons gestaltete sich sehr schwierig.  Mehr Leute bei diesen Projekten dabei zu haben, wäre natürlich besser, aber das geht eben im Moment leider nicht.