PP Schwaben Süd/west stellt Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 vor

Nach Corona wieder mehr Straftaten

Kempten…Im Rahmen einer Pressekonferenz stellten Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner und der Leitende Kriminaldirektor Michael Haber die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West für das Jahr 2022 vor.

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Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner stand nach der PK den vielen Pressevertretern zur Polizeistatistik 2022 Rede und Antwort.Bild: Jörg Spielberg
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In ihrem Vorwort zum Sichergheitsbericht 2022 resümiert die Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner vorab: „Die Straftaten stiegen im Vergleich zum Jahr 2021 zwar um 11,1 % von 35.235 auf 39.153 an. Im Vergleich zum Referenzjahr 2019 (38.771 Straftaten), hier fand das öffentliche Leben zuletzt in gleichem Rahmen wie im Jahr 2022 statt, verzeichnen wir lediglich einen Anstieg um 1%. Neben den statistisch nicht direkt vergleichbaren Corona-Jahren 2020 und 2021 bedeutet dies die zweitniedrigsten Fallzahlen in den vergangenen zehn Jahren."

Die Häufigkeitszahl (HZ) drückt die durch Kriminalität verursachte Gefährdung Opfer einer Straftat zu werden aus und macht verschiedene Regionen miteinander vergleichbar. Sie errechnet sich aus der Zahl bekannt gewordener Fälle pro 100.000 Einwohner. Zwar verschlechterte sich die HZ gegenüber 2021 um 10,3 Prozent von 3.568 auf 3.934. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 verbessert sich die Häufigkeitszahl im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West jedoch von 3.964 auf 3.934 und damit um 0,8 Prozent.

Lässt man die nicht vergeichbaren Corona-Jahre 2020 und 2021 außer Acht, so sank im Vergleich zu 2019 auch in diesem Jahr das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, erneut. „Die Bürgerinnen und Bürger leben hier in einer der sicheresten Regionen Deutschlands.", stellt Dr. Strößner fest.

Die Aufklärunsquote (AQ) bezeichnet das Verhältnis der aufgeklärten Fälle im Vergleich zu den polizeilich registrierten Fällen. Die AQ spiegelt auch die Ermittlungserfolge der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten wider. Die Aufklärungsquote konnte im Jahr 2022 gegenüber dem Referenzjahr 2019 von 72,2 Prozent auf 73,6 Prozent gesteigert werden. 79, 3 Prozent der Tatverdächtigen sind Erwachsene über 18 Jahre. 56,2 Prozent der Tatverdächtigen sind Deutsche, 43,8 Prozent Nichtdeutsche. Bereinigt man diese Zahl um die ausländerechtlichen Verstöße, sind 33,5 Prozent aller Tatverdächtigen Nichtdeutsche.

Informationen und Zahlen zu Deliktsbereichen im Präsidialbereich Schwaben Süd/West:

Gewaltkriminalität - Fallzahlen im Vergleich zu 2019 rückläufig

Der Deliktsbereich der Gewaltkriminalität setzt sich aus Straftaten zusammen, deren Gemeinsamkeit eine besondere Gewaltbereitschaft des Täters ist. Dazu zählen insbesondere Delikte des Mordes, Totschlags und der Vergewaltigung, aber auch Raubdelikte und Straftaten der gefährlichen oder schweren Körperverletzung.

- Anstieg im Vergleich zum Vorjahr + 18,8%
- Aufklärungsquote 87,2%
- gefährliche und schwere Körperverletzung 80,2%
- 26,3% der Täter sind Jugendliche und Heranwachsende
- 1.310 Straftaten

Straßenkriminalität - Straftaten im öffentliche Raum

Der Bereich der Straßenkriminalität ist durch den Ort der Tatbegehung gekennzeichnet. Die hier erfassten Delikte finden nahezu ausschließlich im öffentlichen Raum statt. So fallen zum Beispiel Delikte der Sachbeschädigung (an Kraftfahrzeugen), Fahrraddiebstähle oder der sog. Straßendiebstahl unter diesen Deliktsbereich.

- Anstieg im Vergleich zum Vorjahr + 12,2 %
- Aufklärungsquote 23,9 %
- Straßendiebstahl 44,2 %
- 31,5 % der Täter sind Jugendliche und Heranwachsende

Sexualdelikte - Erneute Fallsteigerungen

Erneut weist der Bereich der Sexualdelikte eine Fallzahlensteigerung auf. Mit 1.261 Fällen muss gegenüber dem Jahr 2019 eine Steigerung von + 120,8 % (+ 690 Fälle) und gegenüber dem Jahr 2021 eine Steigerung von 19,6 % (+ 207 Fälle) festgestellt werden. Trotz allem und daher positiv hervorzuheben: Gemessen an der Gesamtkriminalität machen Sexualdelikte lediglich einen Anteil von 3,2 % aus.Die Verbreitungsdelikte der Kinderpornografie mehren sich seit Jahren stetig und führen zu einer Vielzahl von Ermittlungsverfahren. Allein in diesem Jahr notierte das PP Schwaben Süd/West den neuen Fallzahlenrekord von 534 Fällen und damit eine Steigerung um 30,6 % im Vergleich zum Vorjahr (409 Fälle). Die Verbreitung findet inzwischen regelmäßig über das Internet statt. Aus diesem Grund muss die negative Fallzahlenentwicklung losgelöst von der abflachenden Corona-Pandemie betrachtet werden.

- Anstieg im Vergleich zum Vorjahr + 19,6 %
- Aufklärungsquote 91,3 %
- 26,0 % der Täter sind Jugendliche und Heranwachsende
- 1.822 Straftaten

Rauschgiftdelikte - Rückgang in den Deliktzahlen

Die Entwicklung der im PP Schwaben Süd/West festgestellten Rauschgiftdelikte ist tendenziell rückläufig. Mit 3.256 Fällen stellen Rauschgiftdelikte 8,3 % der Gesamtkriminalität dar. Dies bedeutet einen Rückgang von 9,8 % im Vergleich zum Jahr 2019 (2021: 3.248, + 0,2 %). Allgemeine Verstöße rund um Cannabis konnten dabei mit 1.761 Fällen am häufigsten festgestellt werden. Besonders selten kommen dagegen allgemeine Verstöße rund um die Droge Heroin vor (54 Fälle).
Wohnungseinbruchdiebstahl

- Anstieg im Vergleich zum Vorjahr + 0,2 %
- Aufklärungsquote 94,3 %
- 3.256 Straftaten
- 13 Rauschgifttote

Wohnungseinbruchdiebstahl - Steigende Fallzahlen nach dem Ende der Corona-Pandemie

Im Bereich der Wohnungseinbruchskriminalität sind im Jahresverlauf erstmals seit dem Jahr 2016 wieder steigende Fallzahlen im PP Schwaben Süd/West zu verzeichnen. Die bayernweit steigenden Fallzahlen sind jedoch überwiegend auf den durch die Corona-Pandemie bedingten Rückgang in den vergangenen zwei Jahren zurückzuführen. Bedingt durch Ausgangssperren und das vermehrte Arbeiten aus dem Homeoffice waren Wohnungseinbrüche in den Jahren 2020 und 2021 stark rückläufig. Mit dem Wegfall der Einschränkungen im Jahr 2022 wurden vor allem in der dunklen Jahreszeit wieder steigende Fallzahlen im Bereich des PP Schwaben Süd/West verzeichnet. Die Fallzahlen liegen im Jahr 2022 (173) trotz Steigerung niedriger als die Fallzahlen im Jahr 2019 (273). Aufgrund der Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben in den Jahren 2020 (208) und 2021 (114), ist 2019 als Referenzjahr zu betrachten. Um der festgestellten Entwicklung frühzeitig klar entgegen zu treten, führte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West zu Beginn der dunklen Jahreszeit, in den Monaten Oktober und November, mehrere Schwerpunktkontrollen sowie WED-Kontrollaktionstage und Präventionsveranstaltungen durch.

- Anstieg im Vergleich zum Vorjahr + 51,8 %
- 17 Fälle je 100.000 Einwohner
- 22,0 % Aufklärungsquote

Straftaten Tatmittel Internet - Fallzahlen erneut gestiegen

In diesem Deliktsbereich werden grundsätzlich all jene Delikte erfasst, zu deren Tatbestandsverwirklichung das Medium Internet und/oder IT-Geräte als Tatmittel verwendet werden. Hier kommen sowohl Straftaten, bei denen das bloße Einstellen von Informationen in das Internet/Intranet bereits Tatbestände erfüllen (sog. Äußerungs- bzw. Verbreitungsdelikte) als auch solche Delikte, bei denen das Internet und/oder IT-Geräte als Kommunikationsmedium bei der Tatbestandsverwirklichung eingesetzt werden, in Betracht. Besonders gehäuft werden hierunter Verbreitungsdelikte im Bereich der Sexualdelikte (z.B. Verbreitung kinderpornografischer Schriften) und Vermögens- und Fälschungsdelikte erfasst. Diese Delikte nehmen gemeinsam 72,7 % dieses Straftatenbereichs ein.

- 91,3 % Aufklärungsquote
- 26 % der Täter sind Jugendliche und Heranwachsende
- 1.822 Straftaten

Sprengung von Geldausgabeautomaten Die moderne Form des Bankraubes - steigendes Fallaufkommen

„Täter auf der Flucht - Bankfiliale zerstört.“ Im vergangenen Jahr konnten inhaltlich gleichlautende Schlagzeilen nahezu wöchentlich in den bayerischen Tageszeitungen gelesen werden. Seit dem Jahr 2019 gewinnt das Phänomen „Sprengung von Geldausgabeautomaten“ bayernweit aufgrund steigender Fallzahlen und einer zunehmenden Verwendung von festen Explosivstoffen immer mehr an Bedeutung. Alleine im Jahr 2022 verzeichnete das PP Schwaben Süd/West acht erfolgreiche Sprengungen mit einem entstandenen Beuteschaden in Höhe von 465.075 Euro. Bei 36 erfolgreichen Sprengungen in Bayern wurden insgesamt knapp 2,7 Millionen Euro erbeutet. Um den stark steigenden Fallzahlen zu begegnen, arbeitet die Bayerische Polizei im Bereich der baulichen Prävention inzwischen eng mit den Bankenverbänden und Geldinstituten im Freistaat zusammen. Auch im Bereich des PP Schwaben Süd/West läuft derzeit eine Risikoanalyse der aufgestellten Geldausgabeautomaten. Nach Abschluss dieser Bewertung werden die örtlichen Kriminalpolizeiinspektionen in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Banken weitere Schutz- und Präventionsmaßnahmen erarbeiten

- Erfolgreiche Sprengungen: 8
- 465.000 Euro Beuteschaden
- über 1.000.000 Euro Sachschaden