Pro/Contra zur Debatte der Bargeldabschaffung

Argumente der Bargeld-Anhänger und Kartengeld-Befürworter im Vergleich

Ist kontaktloses Bezahlen die Zukunft oder wird Bargeld weiterhin eine Rolle spielen?

Pro

Im Jahr 1661 wurde in Europa erstmals die Bezahlmöglichkeit Bargeld eingeführt. Früher hatte es einen deutlich höheren Status, da es noch keine anderen Optionen gab. Doch im digitalen Zeitalter gibt es neben Anonymität bei der Bezahlung noch weitere wichtige Vorteile, die auch heutzutage noch für das Bezahlen mit Bargeld sprechen. 

Anonymität spielt in Bezug auf Bargeld eine tragende Rolle. Transaktionen mit Kredit-, Prepaid- oder Debitkarten werden oft von sogenannten Finanzfirmen registriert und speichern somit wichtige Daten. Gerade bei Smartphone-Zahlungen haben große Firmen wie Google, Apple und Co. oftmals die Finger im Spiel. Der Zugriff auf bestimmte Informationen wie Konsumgewohnheiten bleiben bei einer Barbezahlung Privatsache, da die Zahlungen nicht über das Konto laufen. Transaktionen mit barem Geld sind somit deutlich anonymer als Kartengeldzahlungen.

Ebenso herrscht immer eine gewisse Abhängigkeit zwischen Banken und Konteninhabern, denn Geld auf dem Sparkonto oder Privatkonto ist eine Forderung gegenüber der Bank. Im Fall einer Finanzkrise kann das Guthaben bar ausgezahlt werden und die vorhandenen Forderungen entfallen. Das Bargeld kann so alternativ in einem Bankschließfach, einem Schließfach eines bankenunabhängigen Anbieters oder aber zu Hause im Tresor untergebracht werden. 

Wie oft kommt es zu langen Wartezeiten an Supermarktkassen? Ganz genau: Ziemlich oft. Bei Kartenzahlungen kommt es häufig zu technischen Problemen. Bei einer Bargeldzahlung gibt es eine gewisse Ausfallsicherheit, da das Bezahlen ohne eine elektronische Verbindung und technische Infrastruktur funktioniert. 

Bargeld kann auch zu einem sparsameren Konsumverhalten führen, denn es ermöglicht eine gewisse Ausgabenkontrolle. Vielen Menschen ist der Preis eines Einkaufes stärker bewusst, wenn sie Scheine und Münzen ausgeben, statt einfach eine Karte auf ein Gerät zu legen. Schuldenberater empfehlen deshalb, nur so viel Bargeld mit sich zu tragen, wie letztendlich unbedingt benötigt wird. Impulskäufe können so einfacher vermieden werden, denn der Konsument wird nicht dazu verleitet, über die eigenen Verhältnisse einzukaufen. 

Contra

Auf der ganzen Welt wird immer häufiger über das Abschaffen der klassischen Bezahlmethode Bargeld berichtet. Die Bedeutung von Bargeld nimmt in der heutigen Zeit immer mehr ab. Denn für die Mehrheit der Bevölkerung ist das Handy oder die Kreditkarte ein unverzichtbarer Begleiter. Dieser Wandel findet natürlich nicht grundlos statt: Einige Nachtteile bewegen die Menschen immer weiter von der physischen Bezahlmethode weg. 

Durch die Corona-Krise wurde vielen Menschen verstärkt bewusst, wie viele Viren und Bakterien Bargeld beherbergen kann. Banknoten und Münzen werden oft in die Hände genommen und verbreiten somit viele Keime und Viren. Bargeld wird immer häufiger als unhygienisch empfunden und gerade in der jetzigen Zeit häufig durch kontaktloses Bezahlen vermieden. Auch auf Smartphone und Kartenoberflächen kann sich eine Vielzahl an Viren einnisten, jedoch liegt die Hygiene in der Hand jedes Einzelnen. 

Viele Menschen tragen so gut wie immer ihr Smartphone oder eine Smartwatch bei sich. Doch wie oft passiert es, dass Einkäufe daran scheitern, dass nicht genug Bargeld im Portemonnaie ist oder einfach das passende Kleingeld fehlt. Kartenzahlungen überzeugen daher eindeutig in dem Punkt Verfügbarkeit.

Kriminalität spielt in Bezug auf Bargeld ebenso eine sehr große Rolle, da viele illegale Geschäfte bar abgewickelt werden. In der Regel werden Schwarzarbeiter oft bar bezahlt und ein Betrug des Finanzamtes häufig im typischen Geldkoffer transportiert. Außerdem ist Bargeld eine leichte Beute für einen Raub und das Verlustrisiko ist verhältnismäßig hoch. Natürlich besteht die Möglichkeit eines Diebstahls auch bei einem Smartphone oder einer Kreditkarte, jedoch können in diesen Fällen die Konten zeitnah gesperrt werden. Somit ist das Risiko eines Verlustes deutlich geringer. 

Umständlichkeit ist ein wichtiger Punkt bei der Frage, ob Bargeld weiterhin eine sinnvolle Bezahlmethode ist. Oft fehlt das nötige Kleingeld und um erstmal bares Geld in den Händen halten zu können, muss erst ein passender Bankautomat gefunden werden. Doch oft ist dieser Aufwand sehr zeitintensiv und teilweise sogar kostenpflichtig, da Bankautomaten, die nicht von der eigenen Bank aufgestellt wurden, oftmals sogar Nutzungsgebühren verlangen. Zusätzlich haben viele Banken in den vergangenen Jahren die Anzahl der Standorte ihrer Geldautomaten drastisch zurückgeschraubt. Dazu kommt, dass das Bezahlen per Smartphone oder Karte nicht nur deutlich Zeit spart, sondern auch verhältnismäßig weniger Platz benötigt.