Schloss Neuschwanstein wegen Wasserschutzgebiet gefährdet?

Entwicklungsstillstand wegen Trinkwasser

In den Tiefen des Allgäus ist ein Streit um das Grundwasser entfacht. Dabei stehen sich die Gemeinde Hohenschwangau und die Stadt Füssen gegenüber. Der Grund dafür: Hohenschwangau liegt seit dem Jahr 2016 genau über einem zum Wasserschutzgebiet erklärten Areal.

Ausgerechnet aus diesem Areal beziehen aber die Füssener Bürger ihr Trinkwasser. Für die dadurch entstehenden Zusatzkosten sowie die vielen Einschränkungen beim Grundstückskauf & Co. hat die kleine Gemeinde nun kein Verständnis mehr und hat Klage eingereicht.

200 Millionen Besucher und rund 400.000 Busse kommen jährlich am bekanntesten Touristen- Hotspot Bayerns an: Schloss Neuschwanstein. Dass sich die zahlreichen Schaulustigen und Interessierten während ihrem Spaziergang zum Schloss auf geschütztem Boden befinden, wurde erst vor Kurzem durch eine Debatte öffentlich gemacht. Ausschlaggebend hierfür ist das Landratsamt Ostallgäu, das im Jahr 2016 den gesamten Ort Hohenschwangau aufgrund seiner örtlichen Lage zum Wasserschutzgebiet erklärte. Nachmessungen hatten ergeben, dass das Grundwasser, das später als Trinkwasser in Füssen genutzt wird, genau unter diesem Gebiet hindurchfließt. 

Des einen Freud, des anderen Leid

Um den Ursprung dieser Diskussion näher beleuchten zu können, muss man einige Zeit zurückblicken. In den 80er Jahren baute die Stadt Füssen auf Hohenschwangauer Gebiet mehrere Brunnen, die zur Trinkwasserversorgung dienen sollten. Die Gutachten für diesen Bau sahen bevorzugt
Acker- und Wiesenflächen vor. Somit waren die Felder in Hohenschwangau perfekt geeignet dafür. Einziger Haken an dieser Geschichte war einzig und allein die Tatsache, dass dieses Gutachten fehlerhaft war. 

Folgen für die Bürger

Nun ging also nicht nur die Stadt Füssen davon aus, dass ihre Wasserversorgung auch weiterhin aus der Nachbargemeinde garantiert werden sollte, sondern auch das Landratsamt Ostallgäu. Über 50 Verbote für Vorhaben wie der Errichtung eines Friedhofes, dem Ausbau von Tennisplätzen oder dem Bau einer Kläranlage wurden abgewiesen. Und damit nicht genug: Kreditinstitute verweigerten zudem oftmals die Vergabe von Krediten für Grundstücke und Hausbauten. Begründung: Der Wertverfall der Immobilien in diesem Gebiet sei zu hoch. Somit schlich sich bei den Bürgern bereits eine erste negative Grundeinstellung zu diesem Thema ein. Auch die Stadt Füssen machte sich auf die Suche nach Alternativen zur Wassergewinnung - dies allerdings erfolglos. Die Überlegung, das Wasser aus dem Lech und umliegenden Seen wieder aufzubereiten, scheiterte. „Ich kann auch geklärtes Wasser aus der Kläranlage wiederverwenden, aber das sind glaube ich nicht die Möglichkeiten, die wir unseren Menschen zumuten wollen. Wir werden diese Brunnen nicht aufgeben können und wollen auch nicht auf dieses hervorragende Wasser verzichten“, so Füssens Bürgermeister Paul Iacob im Interview mit dem BR.




Somit steht Aussage gegen Aussage. Über den endgültigen Ausgang dieses Streitfalls entscheidet nun das Gericht. Doch auch nach der Klage der Gemeinde Hohenschwangau wird sich an der Situation vorerst nichts ändern. Die Füssener Bürger trinken weiterhin sauberes Leitungswasser aus dem Wasserschutzgebiet.