Schule während Corona: Allgäuer Politiker geben Stellungnahme ab

Maskenpflicht im Unterricht & Co. beschäftigen die Region

Am 7. September war in Bayern offizieller Schulbeginn. Anders aber als in den Vorjahren, füllten sich die Klassenzimmer nicht mit Schülern, die sich mit ihren Schulkameraden auf ein neues Schuljahr mit gewohnten Präsensunterricht freuen konnten sondern es erwartete die Schüler ein Unterrichtsbetrieb, der sich gänzlich verändert hat und der den Schutz von Lehrkräften und Schülern vor dem Corona-Virus in den Vordergrund stellt. Dabei stellte die verordnete Maskenpflicht auch während des Unterrichts für die ersten 14 Tage nach Schulbeginn sicherlich die größte Herausforderung dar. Die Bayerische Staatsregierung wollte hiermit vermeiden, dass späte Urlaubsheimkehrer, die sich ggfs. mit dem Virus im Urlaub infiziert hatten, diesen im Unterricht über Aerosol verbreiten. Zum 21. September wurde die Maskenpflicht für den Unterricht wieder zurückgenommen. Allerdings gilt weiterhin eine Maskenpflicht auf dem gesamten Schulgelände.



Drei-Stufen-Plan

Ziel der Staatsregierung ist es so viel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten, bei bestmöglichem Infektionsschutz für alle Beteiligten. Das impliziert, dass der Schulbetrieb kurzfristig bei Änderungen des Infektionsgeschehen reagieren muss. Daher hat das Kultusministerium in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium einen Drei-Stufen-Plan entwickelt. Der Stufenplan orientiert sich am Infektionsgeschehen im jeweiligen Kreis (7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner). In Stufe 1, weniger als 35 Infizierte pro 100.000 Einwohner, findet ein Regelbetrieb unter Beachtung von besonderen Hygieneauflagen statt. Ab Stufe 2, 35 bis 50 Infizierte pro 100.000 Einwohner, müssen die Schüler ab Jahrgangsstufe 5 eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, wenn der Mindestabstand von 1.5 m nicht gewährleistet werden kann. Bei Stufe 3, ab 50 Infizierte pro 100.000 Einwohner, wird der Mindestabstand von 1,5 im Klassenzummer wieder eingeführt. Die Klassen müssen geteilt werden und abwechselnd wird jeweils für die eine Klassenhälfte Präsenzunterricht und für die andere Distanzunterricht angeboten. Schüler*innen aller Jahrgangsstufen müssen eine geeignete Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Über den Drei-Stufen-Plan hinaus hat das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Schule ein Programm aufgestellt, bei dem sich geeignete Personen als „Team-Lehrkraft" bewerben können. Ziel ist es mit diesen „Team-Lehrkräften" die Corona-bedingten Ausfälle von Stammlehrkräften zu ersetzen. Rund 15% Ausfälle an Stammlehrkräften sind derzeit im Freistaat zu beklagen und so sollen die frisch rekrutierten „Team-Lehrkräfte" sich vor die Klasse stellen und einen Präsenzunterricht gewährleisten. Dabei werden diese fachlich und pädagogisch von den Stammlehrkräften gecoacht.

Ein Fragebogen für alle

Wie bewerten Politiker und Verantwortliche im Allgäu die Einführung und Umsetzung dieses Drei-Stufen-Plans? Gibt es alternative Vorschläge? Wie wird grundsätzlich eine durchaus umstrittene Maskenpflicht während des Präsenzunterrichts von Vertretern unterschiedlicher Parteien eingeschätzt und wie ist es um die Digitallisierung in den Klassenzimmern bestellt? TRENDYone hat nachgefragt und Vertretern unterschiedlicher Parteien sowie den neuen Schulamtsleiter für das Oberallgäu/Kempten Herbert Rotter und dem Referatsleiter f. Jugend, Schule und Soziales Thomas Baier-Regnery einen Fragebogen zu diesem Thema vorgelegt, der von allen beantwortet wurde. Nachstehend finden Sie diese nun veröffentlicht.

Alexander Hold, Freie Wähler, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Stadtrat Kempten, Fraktionsvorsitzender FW im Stadtrat Kempten

1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

Jede bayerische Schule hat ein eigenes Hygienekonzept erstellen müssen, das auf die Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten ist. Wichtige Aspekte sind die Größe der Klassenzimmer, die Anzahl der SchülerInnen und Lüftungsmöglichkeiten. Halten sich Lehrer und Schüler an diese Vorgaben, ist größtmögliche Sicherheit im Unterricht gegeben. Bei Veränderungen der Infektionszahlen greifen sofort Stufenpläne bis hin zu Homeschooling. Oberstes Ziel muss es sein, dass Kindergärten und Schulen geöffnet bleiben.
Mein Kollege, der Bayer. Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Michael Piazzolo, arbeitet mit seinen MitarbeiterInnen täglich an den durch die Pandemie notwendigen Veränderungen und gibt Informationen und neue Impulse an Schulämter und Schulleitungen weiter.


2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

Zum Einen ist es wichtig, dass jeder Schüler/jede Schülerin ein Tablet oder ein Laptop für die digitale Beschulung einsetzen kann. Mit dem Handy an Bildungsangeboten teilzunehmen ist keine Alternative. Wo Familien nicht ausreichend Geräte zur Verfügung haben, so dass jedes Kind ein Endgerät für sich nutzen kann, müssen wir gemeinsam, Politik und Schulen, dafür sorgen, dass die zur Verfügung stehenden Förderungen genützt werden und so Chancengleichheit für unsere Kinder in Bayern gegeben ist. Zum Anderen ist die Vermittlung von Medienkompetenz mindestens so wichtig wie die Hardware.Unser bayer. Förderprogramm des „Digitalen Klassenzimmers“ wird von Schulen und Kommunen gut angenommen. Für die Förderung durch den Bund benötigen wir passgenaue Digitalisierungskonzepte, die aktuell erarbeitet werden müssen. Alle, Kommunen und Schulen, sind aber aktiv damit beschäftigt gute Lösungen zu erarbeiten.

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Wenn man Corona irgendetwas Positives abgewinnen möchte, dann ist es die Tatsache, dass wir in den letzten Monaten die Digitalisierung sehr erfolgreich nach vorne gebracht habt. Video-Beschulung ist eine weitere Chance für modernen Unterricht. 
Allerdings ist der direkte Austausch mit Lehrern und Mitschülern durch nichts zu ersetzten, so dass Videokonferenzen immer nur eine Ergänzung zum Präsenzunterricht sein können. Leider bringt die Digitalisierung auch Nachteile mit sich - so müssen wir dringend den Datenschutz an die aktuellen Entwicklungen anpassen. Durch die Videobeschulung ist eine Art öffentlicher Bildungsraum im Netz entstanden. Jeder kann Unterricht aufzeichnen und weitersenden. Jeder kann sich in den Unterricht einmischen. Das ist ja in der Schule so auch nicht möglich. Hier müssen wir nachjustieren.  

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Diese wird aktuell seitens des Ministeriums eingeführt und ist an vielen Schulen bereits fester Bestandteil. Ich halte es für notwendig, dass private E-Mailadressen der Lehrkräfte auch privat bleiben und klare Strukturen in der Online-Arbeit vorgegeben sind, so auch dienstliche E-Mail-Adressen.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?


Die vorübergehende Pflicht für neun Tage am Schuljahrsbeginn war aufgrund der vielen Urlaubsrückkehrer sehr sinnvoll und darüber gab es auch kaum Klagen.
In besonderen Situationen mag das auch künftig unumgänglich sein. Ich hoffe aber, dass dieses Thema flächendeckend gar nicht aufkommen wird. Selbstverständlich hat unser Bayerische Kultusminister im Blick, dass ein dauerhaftes Tragen von Masken nicht das Ziel sein kann.
 
6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Das Angebot der Team-Lehrkräfte ist sehr gut angenommen worden. Schulämter haben die Bewerbungen gesichtet und geprüft, welcher Bewerber in das Auswahlverfahren einsteigen kann. Team-Lehrkräfte arbeiten ausschließlich in Zusammenarbeit mit einer Lehrkraft, die nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden darf. Hier betrifft es z.B. Lehrerinnen, die aufgrund der Corona-Pandemie vom Präsenzunterricht befreit sind. Sie entwickeln das Unterrichtsmaterial und bereiten die Team-Lehrkraft auf den Unterricht vor. Bisherige Rückmeldungen sind unterschiedlicher Art, wie das im Leben so ist.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Hier halte ich es mit den Vorgaben des Kultusministeriums: Hochschulabschluss und Freude am pädagogischen Arbeiten. Wenn dazu ein Schuss Lebenserfahrung und Empathie kommen, können die Teamkräfte eine echte Bereicherung sein.


8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildungspolitik investiert werden?

In Bildung kann man nie genug investieren, da bin ich sicher nicht der Erste, der diese Feststellung trifft. Ich darf aber auch darauf hinweisen, dass der Bildungshaushalt immer schon der mit den höchsten Budgets ist. Das liegt zum einen an der großen Anzahl Beschäftigter im Schuldienst, aber zum anderen auch an der Gewichtung unseres bayerischen Bildungsauftrages.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpolitik weiter bei den Ländern bleiben?

Innerhalb der KMK (Kultusministerkonferenz) ist bereits die Erneuerung des Abiturs bundesweit auf den Weg gebracht worden. Grundsätzlich ist es mein Wunsch, dass Schulpolitik Ländersache bleibt. Kurze Wege und Entscheidungen in nur einem Bundesland machen uns schnellere und passgenauere Entscheidungen möglich. Bildung auf Bundesebene bedeutet immer, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Da bleibt zu viel, was die Qualität der bayerischen Bildung ausmacht, auf der Strecke.

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Sehr gut ausgebildete und motivierte Lehrerinnen und Lehrer werden Schülerinnen und Schüler nach neustem Stand der Bildung unterrichten, Corona haben wir hoffentlich im Griff oder bereits überstanden und die Digitalisierung wird fester Bestandteil sein.


Thomas Kreuzer, CSU, CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, Stadtrat Kempten

1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

Wir wollen, dass möglichst viel Präsenzunterricht stattfinden kann – unter umfassenden Hygieneauflagen, um das Infektionsrisiko gering zu halten. Bayern hat dazu frühzeitig ein Drei-Stufen-Modell entwickelt, bei welchen Infektionszahlen Masken getragen werden müssen und welche Mindestabstände beim Regelbetrieb gelten. Das schafft Planungssicherheit. Bis 18. September hatten Lehrer und Schulpersonal bei uns die Möglichkeit zur Teilnahme an kostenlosen Reihentestungen auf COVID-19. Für den bestmöglichen Infektionsschutz und zur Eindämmung der Pandemie halten wir auch an der bayerischen Teststrategie mit kostenfreien Corona-Tests für alle fest. Durch das frühzeitige Erkennen von Infektionen wollen wir auch Schüler, Lehrer und ihre Familien vor einer unbemerkten Ansteckung mit dem Virus schützen. Außerdem übernimmt der Freistaat die Kosten für zusätzliche Schulbusse, um für mehr Plätze für die Kinder und Jugendlichen und somit für größere Abstände auf dem Schulweg zu sorgen. Unsere Priorität ist es, die Ansteckungsgefahr zu minimieren, vor allem dort, wo kein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

Wir werden die Lernplattform Mebis zur BayernCloud Schule weiterentwickeln: Mit ‚mebis-tube‘ werden Lehrer beispielsweise selbst erstellte Erklärvideos einfacher austauschen können, um ihren digitalen Unterricht noch besser zu machen. Zudem sollte das Kultusministerium die Zusammenarbeit mit Schulbuchverlagen und anderen Bildungsanbietern suchen, die hier inhaltlich und personell ihre Expertise einbringen können. Schließlich sind auch die kommunalen Medienzentren stärker als bisher miteinzubeziehen und finanziell zu fördern. Mit diesem digitalen Gesamtpaket wollen wir eine breite Palette an hochwertigem digitalen Content bereitstellen.

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Während des Lockdowns haben sich Videokonferenzen im Alltag bewährt. Mit der Weiterentwicklung von mebis wollen wir Lehrern und Schülern langfristig benutzerfreundliche Lerntools einschließlich eines Videokonferenz-Tools bereitstellen. Für den digitalen Distanzunterricht und pädagogisches Feedback ist die Plattform unerlässlich. Für eine Übergangszeit können die weiterführenden Schulen in Bayern auf Microsoft Teams for Education zurückgreifen. Gerade im Schulbereich braucht es für den effizienten Austausch mittels Videokonferenz aber auch einiges an Know-how: Wie starte ich den Videocall und lade Schüler dazu ein? Wie kann ich Tafelbilder einblenden oder Nachfragen ermöglichen? Daher freut es mich sehr, dass 20.000 Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen Wochen an Online-Schulungen teilgenommen haben. Kombiniert mit einer im Bundesvergleich guten digitalen Ausstattung unserer Schulen konnten unsere Schüler in Bayern gut ins neue Schuljahr starten.

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Bayern plant noch 2020 damit anzufangen, Mail-Postfächer für Lehrer einzurichten. „Schule zuhause“ ist schließlich kein freiwilliges Angebot. Zu Beginn des Schuljahres wurde der Distanzunterricht in der Schulordnung neu geregelt: Unter anderem mit einer Unterrichtsverpflichtung für Lehrkräfte. Bislang hängt es aber von der jeweiligen Schule beziehungsweise dem Schulträger ab, ob sie für digitale Angebote und Online-Unterricht eine Dienst-E-Mailadresse bekommen. Das soll sich künftig ändern – auch um Sicherheits- und Datenschutzrisiken zu minimieren.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Die Gesundheit unsere Kinder und Jugendlichen steht an erster Stelle. Die Maske ist nach wie vor das effektivste Mittel bei der Bekämpfung des Coronavirus. Um das Infektionsrisiko durch Reiserückkehrer zu senken, galt in den ersten zwei Schulwochen nach den Sommerferien eine Maskenpflicht ab der 5. Klasse. Seitdem müssen Schüler ihre Mund-Nasen-Bedeckung nur noch auf dem Schulgelände tragen. Eine generelle Maskenpflicht am Sitzplatz im Unterricht wird ausschließlich regional begrenzt und zeitlich befristet aufgrund hoher Infektionszahlen neu verhängt: Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Kinder und Jugendliche, die aus gesundheitlichen Gründen keine Masken tragen können, bleiben in Bayern auch dann von der Maskenpflicht befreit.

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Gerade in der Corona-Krise müssen wir flexibel und pragmatisch bleiben. Team-Lehrkräfte springen in Schulklassen ein, deren eigentliche Lehrer zu Risikogruppen zählen und coronabedingt nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden können. Dazu gehören ältere Lehrer oder Lehrer mit Vorerkrankungen, aber auch Schwangere. Die Teamlehrer arbeiten mit den Stammlehrkräften zusammen, die sie bei pädagogischen Fragen beraten können. Ziel ist es, dass die Schulen mit den 800 neu geschaffenen Stellen für Team-Lehrkräfte größeren personellen Spielraum bekommen. Wir wollen schließlich, dass der Präsenzunterricht für die Schüler in Bayern wie geplant stattfinden kann.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Auf 800 Stellen haben sich mehr als 6000 Bewerber mit Hochschulabschluss gemeldet. Neben der fachlichen Qualifizierung, sollten die Teamlehrer auch Teamplayer sein und etwas pädagogisches Fingerspitzengefühl mitbringen. Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendarbeit, beispielsweise als Trainer im Sportverein, sind sicher von Vorteil.

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildungspolitik investiert werden?

Jeder dritte Euro in Bayerns Haushalt fließt in die Bildung, insbesondere in Schulen und Hochschulen. Durch unsere langjährige CSU-Schulpolitik haben wir seit 2008 rund 17.300 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen. Das erleichtert es den Schulen jetzt, die großen Herausforderungen in der Pandemie zu meistern. Corona hat zudem gezeigt, welche Chancen in der Digitalisierung stecken. Mit dem Förderprogramm für digitale Klassenzimmer an allen bayerischen Schulen haben wir hier rechtzeitig die Weichen gestellt. Beim Schul-Digitalisierungsgipfel im Juli wurde vereinbart, weiterhin massiv zu investieren: Etwa in ein eigenes Schulrechenzentrum oder zusammen mit dem Bund in die Anschaffung von rund 250.000 Leihgeräten für Schülerinnen und Schüler. Uns ist es überaus wichtig, dass jeder Schüler eine faire Bildungschance hat. Es darf nicht zum Nachteil werden, wenn zu Hause kein Computer verfügbar ist. Die stetig wachsende IT-Ausstattung der Schulen muss zuverlässig funktionieren, damit sich Lehrer auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren können. Bayern wird die Kommunen daher gemeinsam mit dem Bund bis 2024 mit über 155 Millionen Euro bei der Wartung und Pflege der IT-Ausstattung unterstützen und hat angekündigt, anschließend dauerhaft die Hälfte dieser Kosten zu übernehmen.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpoltik weiter bei den Ländern bleiben?

Die Bundesländer müssen ihre Schulen für das Digitalzeitalter fit machen und dabei kräftig in Technik und IT-Netze investieren. Deshalb haben sie – mit Bayern an der Spitze – bei den Verhandlungen um den Digitalpakt durchgesetzt, dass finanzielle Fördermöglichkeiten durch den Bund eröffnet werden, ohne die Bildungshoheit der Länder zu beschneiden. Es ist auch gut, wenn der Bund die Länder mit insgesamt 500 Millionen Euro aus EU Corona-Hilfsgeldern bei der Bereitstellung von digitalen Endgeräten für Lehrkräfte unterstützt. Zusammen mit den im Freistaat beschlossenen 15 Millionen Euro machen wir hier einen gewaltigen Sprung nach vorne. Dazu braucht es aber keine Kompetenzverlagerung nach Berlin. Eine Verschlechterung der hervorragenden bayerischen Bildungsstandards durch die Orientierung am Länderschnitt lehnen wir ab. Bayern gehört in der Bildung zur Spitze in Deutschland. Und das soll so bleiben!

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Hoffentlich ohne Alltagsmaske und Abstandsregeln! Zudem gehört der schwere Schulranzen voll mit Büchern bald der Vergangenheit an, E-Books und Lern-Apps werden immer mehr zum Alltag. Im Unterricht lösen moderne Medien Tafel und Kreide immer mehr ab. Wir werden die Digitalisierung unserer Schulen und des Unterrichts in Bayern in den kommenden Jahren weiter vorantreiben und die Möglichkeiten der Technik, sowohl im Präsenz- als auch im Distanzunterricht, ausschöpfen. Doch eins muss allen klar sein: Die IT-Ausstattung ist nur der Ausgangspunkt für digitales Lernen. Wichtiger sind gute pädagogische Konzepte dahinter und der Fleiß der Schülerinnen und Schüler.


Christina Mader, Grüne, Kreissprecherin der Grünen Oberallgäu, Grünen-Fraktionsvorsitzende Kreistag

1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

Smart distancing bei den Schüler*innen, viel Rücksichtnahme und Plexiglasscheiben auf den Lehrerpulten sollten ein sicheres Lernen ermöglichen. Man muss auch neue Konzepte zulassen, Unterricht in Gruppen, im Freien etc. Konsequentes Lüften und auch mehr Platz für die Lehrer*innen im Lehrerzimmer oder im Kopierraum helfen, ein Risiko zu minimieren. Da muss man jetzt auch in Betracht ziehen, mehr Lehrpersonal einzustellen.

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

Die Lehrangebote variieren stark mit der Schulleitung und den Lehrpersonen. Fortbildungen, gute Ausstattungen (Kameras etc.) und ein ehrlichen Feedback von Eltern und Schüler*innen können zu einer Verbesserung beitragen.  

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Ja! Man hat hier auch die große Chance, mit den Schüler*innen in einen Austausch zu kommen, der im Schulalltag oft zu kurz kommt. Tatsächlich war auch hier bei den einzelnen Schüler*innen zu bemerken, dass sie offener sprechen und Fragen stellen konnten. Auch gibt es Schüler*innen, die später im Tage leistungsfähiger sind, als gleich morgens um 8 Uhr. Man kann manchen Individuen gerechter werden, das ist schon auch eine Erkenntnis des letzten halben Jahres.

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Mich erstaunt die Frage, ich gehe davon aus, dass das durchaus Usus ist.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Nein, die Maskenpflicht ist dort aufrechtzuerhalten, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann, im Unterricht selbst nicht. Wenn sich die Schüler*innen in den Klassenzimmern an ihrem Platz sitzen, können sie die Maske für den Unterricht abnehmen, das sorgt für eine positive Lernsituation und eine gute sozial-emotionale Entwicklung der Kinder. Die Lehrer*innen können mit einer Plexiglasscheibe auf dem Pult auch ohne Maske unterrichten. Nur wenn es an der jeweiligen Schule einen Verdachts- oder Infektionsfall geben sollte, fordern wir Grüne, dass alle Lehrer*innen und Schüler*innen dieser Schule die Maske auch während des Unterrichts solange tragen müssen, bis die Quarantäne der jeweiligen Klasse beendet ist bzw. im Klassenverband negative Testergebnisse vorliegen.

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

In den Hauptfächern ist das dringend notwendig, da man mit zwei Lehrer*innen in der Klasse den Schüler*innen gerechter wird. Man kann Unterricht in Gruppen gestalten, sprich Gruppen einteilen in schwach – stark, in schnell – langsam, in männlich- weiblich, etc., aber auch einzelne Schüler herausnehmen und individuell fördern. Man muss da nicht immer nur die schwachen Schüler im Blick haben, man kann dabei auch die Überflieger speziell fördern und fordern. Die Schüler*innen lernen im Endeffekt gezielter und dadurch auch besser, das Lehrpersonal hat einen besseren Blick für die Lernentwicklung der Kinder. Die Lehrer*innen haben mehr Arbeit damit, da der Unterricht gemeinsam auch ab- und durchgesprochen wird, die Entlastung erfolgt aber im Unterrichtsgeschehen selbst, sowie bei den Korrekturen.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Offenheit, Kreativität und Kommunikationsfähigkeit sowie Empathie

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildung investiert werden?

Wir fordern seit jeher, dass mehr Geld in die Bildung fließen muss, schon vor Corona. Corona machte nur sichtbarer, dass mehr Geld auch in Hard- und Software investiert werden muss, um die Schulen endlich fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Das wichtigste Medium an einer Schule bleibt aber der Lehrer/die Lehrerin – hier gilt es endlich am Personalschlüssel zu drehen und die Klassenstärken herabzusetzen.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpoltik weiter bei den Ländern bleiben?

Ich finde, dass ein System immer so flexibel sein muss, dass es auch positive Errungenschaften anderer Länder übernehmen kann. Eine Öffnung der Bayrischen Schulpolitik ist in meinen Augen wünschenswert.

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Moderner, schülerorientierter, flexibler und wieder mit mehr Interaktion zwischen den Beteiligten.


Dr. Dominik Spitzer, FDP, Stadtrat Kempten, Gesundheitspolitischer Sprecher der FDP im Bayerischen Landtag

1. Wie genau kann Präsenzunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

Ein Unterricht während der Pandemie-Zeiten benötigt eine Kombination vieler Maßnahmen. So stellen das Aufstellen von Plexiglas-Trennwänden zwischen den Schülerinnen und Schülern, das Installieren von Raumluftfiltern, sowie das Einhalten von genügend Abstand und das regelmäßige Lüften der Klassenräume sinnvolle und erprobte Möglichkeiten zur Sicherstellung eines Präsenzunterrichts dar. Das dauerhafte Tragen von hochwertigen, partikelfiltrierenden Atemschutzmasken (FFP 2/3) bietet zwar ein hohes Maß an Sicherheit gegenüber einer Infektion, ist aber auf Dauer unrealistisch und zudem weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Allerdings ist das Tragen von Masken abseits des eigenen Sitzplatzes ein unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Hygienekonzepts für Schulen. Diese Erkenntnisse fußen auf einer kürzlich erschienenen Studie von Prof. Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr München. 
 
2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

Die Lehrangebote müssen verbindlicher und zuverlässiger werden. Ausfallende Unterrichtsstunden aufgrund mangelhafter Technikinfrastruktur oder Kenntnisdefiziten müssen der Vergangenheit angehören. Darüber hinaus muss beim Thema Datenschutz in Bezug auf das Angebot Microsoft Teams schnell Klarheit geschaffen werden. Inhalt und Plattformen. Digitale Lehrangebote sollten noch ergänzt werden weitere Content-Provider und Lernplattformen wie Sofa-Tutor oder Vergleichbare. Die Staatsregierung sollte hierzu eine Positivliste einführen.
 
3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Es ist besser einen z.B. digitalen Unterricht anzubieten, als gar keinen Unterricht anzubieten. Dafür sind die Lebenschancen unserer Kinder einfach zu wichtig. Der Datenschutz muss dabei aber eine zentrale Rolle spielen.
 
4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Ja, unbedingt. Noch immer kommunizieren Eltern und Lehrer oft über Einträge im Hausaufgabenheft oder ähnliche Verfahren, die nicht mehr zeitgemäß sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Bediensteten des Freistaates Bayern steht den Lehrkräften bislang auch keine offizielle E-Mail-Adresse des Freistaates zur Verfügung, über welche dienstliche Kommunikation standardisiert abgewickelt werden könnte. Die Umsetzung eines zentralen Angebots beim Arbeitgeber, dem Freistaat Bayern, wäre mit verhältnismäßig geringem Aufwand darstellbar. Bei der Umsetzung könnten ebenfalls Möglichkeiten zur Ende-zu-Ende-verschlüsselten Kommunikation gestärkt werden, um eine hohe Vertraulichkeit sensibler Informationen sicherzustellen. Die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag hat diesbezüglich bereits im Juni einen Antrag gestellt (Drucksache 18/8761).
 
5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Es kommt darauf an. Ein Schutzkonzept, das auf hochwertige partikelfiltrierende Atemschutzmasken (FFP2/3) setzt, bietet zunächst eine sehr hohe Sicherheit vor einer Infektion. Das dauerhafte Tragen wirkt sich aber nachteilig auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Trägerinnen und Träger aus. Daher ist das Konzept nach Ansicht von Prof. Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr in München, der kürzlich eine Studie hierzu veröffentlicht hat, nicht wirklich umsetzbar. Allerdings ist auch zu sagen, dass diese Atemschutzmasken unbedingt getragen werden müssen, sobald die Schülerinnen und Schüler ihren Platz verlassen. In diesen Fällen kann weder Abstand gehalten werden, noch gibt andere Möglichkeiten zur Minimierung des Ansteckungsrisikos.
 
6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Unserer Ansicht nach ist der Einsatz von „Team-Lehrkräften“ in Corona-Zeiten noch nicht ausreichend. Die vorgesehenen 800 Stellen sind noch nicht mal vollständig besetzt und reichen ohnehin bei Weitem nicht aus, um den aktuell vorherrschenden Ausfall von ca. 4% der Lehrerschaft aufzufangen. Jedoch können wir eine abschließende Beurteilung nicht abgeben, da schlicht die Erkenntnisgrundlage dafür fehlt. Zwar hat der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Matthias Fischbach eine entsprechende Anfrage an die Staatsregierung gestellt, diese ist jedoch bis dato eine Antwort schuldig geblieben.
 
7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Team-Lehrkräfte müssen gerne mit Schülerinnen und Schülern arbeiten wollen und ein hohes Maß an Resilienz an den Tag legen. Darüber hinaus benötigen sie pädagogisches Geschick, kommunikatives Talent und die Fähigkeit zur Arbeit im Team. Darüber hinaus ist es wichtig, die Team-Lehrkräfte durch Schulungen für die Herausforderungen des Schulalltags fit zu machen.
 
8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildungspolitik investiert werden?

Ja, wir Freie Demokraten wollen die Ausgaben für Bildung so erhöhen, dass – gemessen am Staatshaushalt – Deutschland zu den führenden fünf Ländern der 35 Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zählt. Die umfassende Modernisierung des Bildungssystems würde Länder und Kommunen allein überfordern. Die Finanzierung muss daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe werden. 

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpolitik weiter bei den Ländern bleiben?

Eine Reform des Bildungsföderalismus macht durchaus Sinn. So setzen wir uns für bundeseinheitliche, hohe Standards und einen gleichen Aufgabenpool in den Kernfächer bei den Bildungsabschlüssen (z.B. Abitur oder Realschulabschluss) ein, denn nur mit mehr Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern kann ein funktionierender und fairer Systemwettbewerb entstehen. Damit wir mit den führenden Nationen mithalten können, und die Chancengerechtigkeit in unserem Land zu verbessern, brauchen wir mehr Mobilität durch Vergleichbarkeit zwischen den 16 Ländern. 
 
10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Ich würde mir für die Schüler wünschen, dass ich der Schülerin oder dem Schüler sagen kann, dass der Unterricht im Jahr 2022 ist digitaler, kompetenzorientierter, und praxisnäher als der heutige ist. Außerdem gibt es einen Wettbewerb um das beste Schulkonzept, da die Schulen nach unserem Konzept mehr Eigenverantwortung und ein eigenes Budget erhalten. Dabei sind die Lehrinhalte und Abschlussprüfungen zwischen allen Bundesländern vergleichbar und auf hohem Niveau. International wird Deutschland für seine innovative Bildungspolitik und seinen Schwerpunkt auf Qualität in der Bildung gelobt und beneidet.


Barbara Haggenmüller, Die Grünen, Stadträtin Kempten, Beauftragte des Stadtrat Kempten für Schule und Bildung


1. Wie genau kann Präsenzunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

 Die Schulen arbeiten seit Wochen mit Hochdruck an dieser Frage, und mittlerweile gibt es überall gut ausgetüftelte Hygienekonzepte. Die Bodenmarkierungen, Schilder, Desinfektionsspender und Hinweiszettel sind ein Zeichen dafür. Wir hoffen alle, dass sie die Kinder und die Lehrkräfte gut schützen. Inzwischen kennt auch jedes Kind die Abstands-, Händewasch- und Masken Regeln. Es gibt schon eine Art „neue Gewohnheit“, das erleichtert die Sache sehr. Der Start ist, soweit ich es mitbekomme, ganz gut gelungen, auch wenn das Unterrichten mit Maske für viele ganz schön belastend war. Das Sprechen mit Maske ist doch anstrengend. Kinder brauchen die Mimik des Lehrers, besonders Kinder mit Hörbeeinträchtigungen. Das war ein Problem, weil sie nicht vom Mund der Lehrkraft ablesen konnten. Daraufhin bestellte die Schulverwaltung der Stadt Kempten flexible Schutzscheiben, so dass jede Schule nun einige zur Verfügung hat. Persönlich finde ich die transparenten Kunststoff Masken eine gute Alternative zu den Stoffmasken. Da sehen die Kinder das ganze Gesicht der Lehrerin. Wichtig ist, dass in den Räumen oft und gut gelüftet wird, da muss man sicher auf längere Sicht nachbessern, da nicht alle Fenster ausreichend geöffnet werden können, und beispielsweise mitttelfristig Geld in die Hand nehmen um Belüftungssysteme einzubauen. Was meiner Wahrnehmung nach schon gut klappt, ist das Schulbussystem. Hier haben alle Verantwortlichen unkompliziert und effektiv zusammengearbeitet, um die Zahl der Busse zu verdoppeln. Denn beim sicheren Präsenzunterricht muss auch der Weg zu Schule mit bedacht werden. Und dann ist wichtig, im Falle einer Covid Erkrankung schnell und sicher testen zu können, damit die Ansteckungsketten rasch unterbrochen werden können.

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

Hier befinden wir uns in einem unglaublich dynamischen Prozess. Zuerst einmal muss die Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Die Verwaltung geht das sehr planmäßig und systematisch an, und es ist eine Mammutaufgabe, allein schon den Ist-Zustand zu erfassen. An vielen Schulen sind sehr engagierte Lehrer, die das IT System unter großem persönlichen Einsatz aufgebaut und betreut haben. Sie brauchen jetzt Entlastung und professionelle Unterstützung von außen. Bei der Stadt hatten wir bisher nur einen Techniker für diese Aufgabe, jetzt wurden weitere Fachkräfte eingestellt, aber die Aufgabe ist riesig, und wir bräuchten eine noch viel größere Abteilung dafür. Erst jüngst hat der Stadtrat Kempten die Anschaffung von fast 700 Leihgeräten beschlossen. Die müssen nicht nur ausgeliefert werden, sondern auch eingerichtet, gewartet, etc. Und wir sind ja jetzt nicht die Einzigen, die Hardware bestellen, oder IT Fachleute einstellen möchten. Zudem ist der Kenntnisstand der Lehrkräfte sehr unterschiedlich, und hier braucht es sicher noch ein, zwei Jahre, bis alle entsprechend geschult und fortgebildet sind.

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Wenn wir etwas jetzt schon wissen, dann wie wichtig die Lehrerin, der Lehrer fürs Lernen ist. Wie unersetzbar der persönliche Kontakt zwischen Lehrkraft und Kind ist. Als Ergänzung kann ich mir Video-Unterricht gut vorstellen, sobald die technischen und datenschutzsicheren Voraussetzungen vorhanden sind.

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Gibt es Lehrkräfte ohne Dienst E-Mail? Im Interesse vom Schutz der Privatsphäre und Datensicherheit sollte jede Arbeitnehmerin/Arbeitnehmer eine digitale Dienstadresse haben.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Das Ziel ist auf jeden Fall, die Kinder ohne Maske zu unterrichten. Allerdings muss man gut abwägen, die Sicherheit in der Schule ist für Kinder und Erwachsene auf jeden Fall vorrangig. Und dann ist Maske das kleinere Übel. Ich glaube, die Schulen reagieren hier sehr pragmatisch und flexibel auf neue Situationen. Das haben sie jetzt wirklich hervorragend gezeigt.

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Nach Auskunft unseres Schulrates sind derzeit zwei Team Lehrer im Einsatz. Bisher sind die Rückmeldungen positiv, aber es ist wirklich erst eine ganz kurze Zeit, auf die wir blicken. Auf jeden Fall ist es eine kurzfristig pragmatische und hilfreiche Lösung, damit Lehrer*nnen mit Risiko im home office arbeiten können. Aber es kann nur eine Antwort für einen befristeten Engpass sein. Hier fällt uns halt die seit Jahren angespannte Personalsituation an Schulen auf die Füße, wir haben viel zu wenig Lehrkräfte, um dann noch solche Krisensituationen aufzufangen. Eigentlich würde ich viel lieber unsere ausgebildeten Lehramtsabsolventen in den Klassenzimmern sehen, als eine Art „Hilfslehrer“ -Status zu installieren.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Ich würde sagen, in erster Linie Freude mit Kindern zu arbeiten und Humor. Ein einschlägiges Studium, pädagogisches Wissen, Umgang mit Lehrplänen etc. ist sicher unabdingbar.

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildung investiert werden?

Auf jeden Fall! Geld für die Räumlichkeiten, wir brauchen mehr Klassenzimmer, um die Klassen klein zu halten und auch in kleinen Gruppen arbeiten zu können. Und für mehr Lehrkräfte. Wir könnten uns doch ein ehrgeiziges Ziel stecken, unseren Kindern zuliebe: zwei Lehrkräfte pro Klasse. Dann kann problemlos im Fall der Fälle die Klasse halbiert werden.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpolitik weiter bei den Ländern bleiben?

Dazu habe ich mir noch keine Meinung gebildet.

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Corona ist dann überstanden und alle sind sehr froh, wieder regelmäßig zur Schule gehen zu dürfen und so viel Kontakt mit anderen Kindern zu haben. Die Schulgemeinschaft ist enger zusammengewachsen und es werden kaum noch Kinder ausgegrenzt oder gemobbt.
Die Schule macht Spaß, denn es ist sehr abwechslungsreich, alle können Tablets bedienen und dürfen sie auch nutzen um sich kleine Filme passend zum Unterricht anzusehen. Die Kinder sind selbständiger geworden, und erarbeiten sich viel selber oder in kleinen Teams. Und manchmal helfen sie auch ihren Eltern oder Lehrern bei bestimmten Anwendungen. Da so schnell keine zusätzlichen, größeren Schulen gebaut werden konnten, hatten die Lehrer*innen kurzerhand viel Unterricht nach draußen verlagert, in den Stadtpark, ins Museum, in den Wald, an die Rottach etc. Das hat den Kindern so gut gefallen, dass man dabei geblieben ist, auch als Corona gebannt war. Unterricht findet dann drinnen, draußen, online in der Schule oder auch manchmal von zu Hause aus statt. Ach ja, dann war da noch das Problem mit den Schulbussen, während Corona mussten die Busse verdoppelt werden und dann kam nochmals eine Welle, so dass auch diese Anzahl an Bussen nicht ausreichte. Also verschoben die Schulen ihre Anfangszeiten und begannen gestaffelt mit dem Unterricht. Es zeigte sich, dass die Kinder viel besser lernten, wenn die Schule erst um 8.30 Uhr begann, also beließ man es dabei. Und so werden im Jahr 2022 überwiegend ausgeschlafene Kinder in deiner Klasse sein.


Herbert Rotter, Schulamtsleiter Kempten/Oberallgäu


1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

 Ziel ist es, nach einer langen Phase des Distanzunterrichts wieder möglichst lange die Schülerinnen und Schüler vor Ort an den Schulen in Präsenz zu unterrichten. Dabei gilt es, den gültigen Rahmen-Hygieneplan einzuhalten, z. B. Abstandsreglungen, Maskenpflicht, Gruppen mit fester Zusammensetzung.

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?
Viele Schulen haben sich vor allem in den letzten 6 Monaten mit großen Anstrengungen auf den Weg gemacht, ihre digitale Infrastruktur zu verbessern als auch die Zahl der digitalen Endgeräte zu erhöhen. Dies ist ein ständiger Prozess und ein Ende ist noch nicht absehbar.

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Auch für den Fall des Distanzunterrichts gibt es ein Rahmenkonzept, welches seit dem 01.09.2020 seine Gültigkeit hat. Dieser Unterricht kann u. a. auch in Form einer Videokonferenz abgehalten werden, an der alle Schülerinnen und Schüler teilnehmen können.

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Viele Lehrkräfte an unseren Schulen besitzen bereits eine Dienst E-Mail, aber vermutliche nicht alle. Es ist absolut wünschenswert, dass alle Lehrkräfte über eine Dienstmail erreichbar sind.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Hier hat bei aller Risikoabwägung die Gesundheit Vorrang verbunden mit der Hoffnung, dass die eine etwaige Wiedereinführung der Maskenpflicht auch im Unterricht nur von begrenzter Dauer sein wird.

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Zur Zeit arbeiten in unserem Schulamtsbezirk einige Teamlehrkräfte. Es gibt unterschiedliche Rückmeldungen in den ersten Wochen. Für eine tragfähige Aussage ist der Zeitraum noch zu kurz.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Theoretisch genügt ein abgeschlossenes Studium, aber die Praxis zeigt, dass Erfahrungen im Umgang mit Kindern oder Jugendlichen von großem Vorteil sind. Vor allem die Organisation einer Klasse („Classroom-management“) muss neu gelernt und „erfahren“ werden.

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildungspolitik investiert werden?

Dies ist eine Frage an die Politik, aber jeder investierte Euro in die Bildung wird sich nachhaltig positiv bemerkbar machen.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpoltik weiter bei den Ländern bleiben?

Die föderale Grundstruktur wird erhalten bleiben, aber z. B. eine grundsätzliche Vergleichbarkeit der Abschlüsse würde Sinn machen. Daran wird ja gearbeitet.

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Wir hoffen alle und sind auch zuversichtlich, dass wir 2022 so unterrichten wie wir 2019 angefangen haben.


Michael Hofer, Stadtrat Kempten, Kreisvorsitzender ÖDP

1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

 Abstand halten, Lüften, UV Licht Waschen der Luft, teils Maske

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

 Anbieten technischer Ausstattung für sozial schwache Schüler

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

 Präsenzunterricht ist immer besser

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

 Nein! Heute nur noch Lernplattformen oder Clouds benutzt

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

 Ist besser als totaler Lockdown

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Sehr gut für Differenzierung; nutzt v.a. schwachen Schülern

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Viel Geduld, Teamfähigkeit, (Hintanstellen der eigenen Wünsche)

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildungspolitik investiert werden?

In Bildung ja! In B.-Politik, nein 

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpoltik weiter bei den Ländern bleiben?

Teils, teils: 16 mal Lehrpläne mit verschiedenen Schulbüchern, steht der Vorteil der verschiedenen Herangehensweisen gegenüber, z.B. Umgehen mit Corona.

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Boah, Kinder, das habt ihr aber gut gemacht! Wer hätte gedacht, dass wir alle uns so auf die Schule freuen? (nach dem Impfen)


Franz-Josef Natterer-Babych, Stadtrat Kempten, ÖDP

1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

Die höchstmögliche Sicherheit ist gegeben bei kontinuierlichem Luftaustausch mittels Raumluftanlagen und einem Sicherheitsabstand von min. 1,5m bzw. alternativ Mund-Nase-Schutz. Die derzeitige Situation lässt in den Klassenzimmern keinen Abstand zu und Raumluftanlagen sind in nicht mal der Hälfte der Schulen in Kempten verbaut. Die Maßgabe alle 20min zu lüften, bzw. alle 45min lt. Vorgabe des Kultusministeriums trägt nicht zur Reduzierung einer Infektion bei. Lt. Einer Studie der TU Berlin verbreitet sich das Virus innerhalb von zwei Minuten im gesamten Raum.

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

Neben der Hardwareausstattung von Schüler und Lehrer kommt es zudem wesentlich auf die zur Verfügung stehenden Kommunikationsmöglichkeiten und der Bandbreite des Anschlusses an. Hin und wieder kann ein Schüler nicht erreicht werden, da schlicht die Internetanbindung nicht ausreicht. Die teilweise fehlende Hardwareausstattung zusammen mit der für die Kommunikation notwendigen Software steht der digitalen Unterrichtsgestaltung zudem im Wege. Leihgeräte sind nur ein Teil der Lösung, die Bereitstellung von Software der andere Teil.

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Eine Videokonferenz kann einen Präsenzunterricht nicht ersetzen. Eine Videokonferenz entspricht dem Prinzip eines Frontalunterrichts, bei der der Lehrer die Hauptrolle als Präsentator einnimmt. Eine direkte und situationsbezogene Interaktion zwischen Schülern und Lehrern, wie dies beim regulären Unterricht geschieht, kann bei einer Videokonferenz nicht umgesetzt werden.

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Lehrkräften ist von Dienst wegen immer eine Dienst-Email zuzuweisen, denn nur so kann sichergestellt werden, dass dienstliche und private Belange getrennt bleiben. Weiter verlangen die Hersteller von Endgeräten (PC, Handy, Tablet, …) und Anbieter von Apps (Apple, Google und Microsoft), und auch Softwareanbieter, eigene Zugänge zu deren Portalen. Da über die Dienststellen keine eigenen Zugangsdaten zu deren Softwareportalen bereitgestellt werden, handelt es sich hier überwiegend um die eigenen Privatkonten, über die wiederum dienstliche Angelegenheiten abgewickelt werden. Gleiches gilt für die Zugangsmöglichkeiten der Schüler zu Geräten und Software. Diese können nur über die privaten Emailkonten der Schüler, bzw. nur über die der Eltern genutzt werden. Schülereigene Emailadresse gibt es noch nicht. Beispielsweise dürfen Personen die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben bei gmx.de keine Emailadresse eigenständig einrichten. Auch bei anderen Internetserviceanbietern dürfte es gleichwertige Bestimmungen geben, weshalb bei Schülern unter 16 Jahren die Zugangsverwaltung über die Eltern bewerkstelligt werden muss.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Um das Infektionsgeschehen einzudämmen, ist eine Maskenpflicht die beste Wahl. Gesundheitliche Risiken entstehen meist dann, wenn die Masken nicht vorschriftsmäßig getauscht bzw. gereinigt werden. Wesentlich intensiver sind die Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen durch die Abstandsregeln als durch die Maske. Denn der große Abstand zwischen den Schülern verringert die Kommunikationsintensität und der einhergehenden Interaktion von Zeigen, Begreifen und Erkennen.

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Der Einsatz einer weiteren Lehrkraft in den Klassen erlaubt eine wesentlich bessere Steuerung der Interaktion zwischen Schülern und Lehrer, da eine weitere Lehrkraft zur Wissensvermittlung und zur Interkation zur Verfügung steht. Hierdurch können Leerlaufphasen im Unterricht bei einzelnen Schülern und Schülergruppen vermieden werden. Da eine Lehrkraft schneller und passender in die Interkation einwirken kann. Schwache und starke Schüler profitieren hier gleichermaßen davon.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Neben den sozialen Kompetenzen ein Geschick und viel Intuition für die pädagogischen Möglichkeiten, welche innerhalb des eigenen Studium nicht vermittelt wurden. Die ausgeprägte Fachkompetenz – meist tiefgreifender als im Lehramtsstudium – kann teilweise fehlende pädagogische Kenntnisse ausgleichen.

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildungspolitik investiert werden?

Digitalisierung gelingt nur, wenn kontinuierliche finanzielle Mittel für die Entwicklung, Nutzung und Aktualisierung der digitalen Infrastruktur zur Verfügung steht. Viele Softwareanbieter stellen nur noch Softwareabonnements zur Verfügung. Daher ist eine kontinuierliche Bereitstellung von finanziellen Mittels für die Bildung notwendig.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpolitik weiter bei den Ländern bleiben?

Föderalismus bietet die Möglichkeit unterschiedliche Konzepte durch eigene Lehrplanvorstellungen umzusetzen. Durch die kontinuierliche Digitalisierung werden auch die Unterrichtsmaterialien digitaler und können hier flexibler eingesetzt werden. Gleichzeitig bietet ein föderales Systeme auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Unterrichtskonzepten, um Synergien bei der Ressourcennutzung zu erhalten.

10. Einem Schüler*in, der/ die mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem/der antworte ich:

Digital vernetzt im Unterricht, klassisch mit Stift und Papier und ohne Smart Watch wegen Spickens bei Klausuren.


Katharina Schrader, Stadträtin Kempten, SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Kempten

1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

Zusätzlich zu den bestehenden Regeln (Abstand, Lüften, Masken außerhalb des Platzes) sollten gerade in engen Räumen Plexiglasscheiben weitere Sicherheit gewähren. So können Gesichter erkannt werden, gleichzeitig wird das Ansteckungsrisiko minimiert. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Hygiene- und Abstandsregeln auch außerhalb der Schule eingehalten werden.

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

Derzeit soll über Förderprogramme sichergestellt werden, dass alle Schüler*innen einen Laptop/ ein Tablet für das digitale Arbeiten zu Hause bekommen. Gleichzeitig muss der Breitbandausbau verstärkt werden: Nicht nur die Schulen müssen ans schnelle Internet angeschlossen werden, auch alle Wohngebiete. Dann müssen sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler*innen den Umgang mit Hard- und Software üben und bereits jetzt damit arbeiten.

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Ja, denn es ist wichtig, dass Schüler*innen und Lehrkräfte auf mögliche Schulschließungen / Distanzunterricht vorbereitet sind. Der persönliche Kontakt bei Schulschließungen sollte wenigstens über Video gehalten werden, dieser ist für Kinder sehr wichtig. Damit alle ohne Probleme daran teilnehmen können, müssen natürlich die Verbindungen ausgebaut werden (siehe Punkt 2).  

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

In jedem Fall! Privates und Dienstliches sollte – wie bei allen anderen Arbeitnehmer*innen auch – getrennt werden. Über die entsprechenden Exchange Programme ist es auch hier möglich, Mails nicht nur in der Schule zu bearbeiten.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Eine zeitweise Maskenpflicht z.B. auf dem Gang im Schulhaus, im Schulbus halte ich auf Grund der engen Abstände für vertretbar. Eine dauerhafte Maskenpflicht während des Unterrichts bleibt uns hoffentlich auf Grund anderer Maßnahmen (z.B. Plexiglasscheiben s.o.) erspart! Einige Schulen nutzen bereits jetzt durchsichtige Masken, so können Gesichtsausdrücke erkannt werden.

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Zusätzliche Lehrkräfte werden an nahezu allen Schulen gebraucht. Quereinsteiger*innen sind nicht per se abzulehnen, wie so oft kommt es daher auf die tatsächliche Qualifikation und pädagogische Kompetenz an. Ohne zusätzliche Unterstützung und ggf. auch pädagogische Qualifizierung sollte niemand ins kalte Wasser geworfen werden. Fachwissen allein reicht nicht aus, um eine Klasse zu unterrichten! Für eine zeitweise Überbrückung sind Team-Lehrkräfte besser als gar keine Lehrkräfte – es muss aber dauerhaft eine Lösung her! Das Lehramtsstudium und der Beruf an sich müssen attraktiver gestaltet werden, damit wir in Zukunft genügend Lehrkräfte an allen Schulen haben.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Begeisterung für die Arbeit an einer Schule, Pädagogische Kompetenzen im Umgang mit Schüler*innen, Eltern. Kenntnisse in der Wissensvermittlung. Fachwissen in den zu unterrichtenden Fächern. Teamfähigkeit.

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildungspolitik investiert werden?

Ja! Wir müssen sowohl in die Ausbildung der Lehrkräfte als auch in die Bezahlung der Lehrkräfte öffentliches Geld investieren, ebenso in die Gebäude und Ausstattung der Schulen. Gerade für die Digitalisierung wird deutlich mehr Geld benötigt, da Hard- und Software immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden müssen. Aber auch für praktischen Unterricht, Sportangebote, pädagogische Konzepte müssen die Schulen genügend Geld vom Freistaat erhalten.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpoltik weiter bei den Ländern bleiben?

Ich persönlich wäre für mehr bundeseinheitliche Regelungen was Lerninhalte, aber auch die Zeitpunkte z.B. für die weiteren Fremdsprachen, angeht. Schulabschlüsse müssen vergleichbar sein.

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

Ich wünsche mir, dass im Jahr 2022 der Schulunterricht in kleinen Klassen in der Schule stattfindet. Für alle Fächer sind ausreichend Lehrkräfte da. Es wird sowohl analog mit Füller und Heft gearbeitet, aber auch digital, denn in beiden Bereichen müsst Ihr fit sein! Corona haben wir bis dahin hoffentlich im Griff, so dass die Maske nur noch in Sonderfällen getragen werden muss.


Timo Scheffler, stellv. Vorsitzender AfD-Kempten

1. Wie genau kann Präsensunterricht bei höchstmöglicher Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte abgehalten werden?

Der Unterricht soll in möglichst festen und konstanten Gruppen ablaufen, sodass sich die Schüler möglichst wenig durchmischen. Auch sollten die Lehrer die Klassenzimmer tauschen und nicht die Schüler. Wechseln die Schüler nach dem Unterricht die Klassenzimmer, sind die Begegnungen von Schülern in den Fluren unvermeidbar, die Ansteckungsgefahr steigt an. Die Schulen sollen sich auch ein Konzept für die Wegeführung überlegen, damit nicht alle Schüler gleichzeitig über die Gänge zu den Klassenzimmern und in die Schulhöfe laufen. Die Räume sollten gut durchlüftet werden, aber wie soll das im Winter bei einer Außentemperatur von minus 10° machbar sein? Lüftungsanlagen und Klimaanlagen können sogar die Gefahr der Infektion fördern. Wirkungsvolle Filter in der Klimaanlage sind sehr kostspielig und der regelmäßige Austausch und die Entsorgung sehr teuer. Wichtigste Voraussetzung dafür ist das Personal. In jeder Schule fehlen Lehrer, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Risikogruppe, zu Hause sind und derzeit nicht unterrichten. Der bundesweite Lehrermangel sorgt dafür, dass die Schulen eben diesen Mangel nicht kompensieren können. Jede Schule muss dazu ihr Hygienekonzept individuell gestalten und auf bauliche Gegebenheiten des Schulgebäudes, der Außenbereiche (z.B. Pausenhof) und externe städtische Anlagen (z.B. Sportplätze) anpassen. Hierbei treten eklatante Mängel und versäumte Investitionen in den Vordergrund, welche die verfehlte Schulpolitik der vergangenen Jahre schonungslos aufdeckt.

2. Was muss in punkto digitaler Lehrangebote noch konkret verbessert werden?

 Auch hier treten die versäumten Investitionen der nötigen Infrastruktur in den Fokus: schlechte Internetanbindung der Schulen, mangelnde Vernetzung der Klassenzimmer, fehlende Hardware für die Lehrkräfte und veraltete Software um digitale Inhalte anzubieten bzw. damit praxisnah arbeiten zu können, verhindern es, digitale Lehrangebote überhaupt anbieten zu können.

3. Ist ein Unterricht mit u.a. Videokonferenzen als Ergänzung sinnvoll?

Das sollte nur die Ausnahme sein. Das ist neben der bereits angesprochenen Infrastruktur der Schulen auch abhängig von der Ausstattung der Schüler bzw. des Elternhaushaltes. Im Durchschnitt fehlt in jeder Klasse etwa für 5 Schüler die Hardware und für 7 Schüler die nötige Bandbreite der Internetverbindung um technisch an Lehrinhalten via Videokonferenzen teilzunehmen. Wenn dazu im Haushalt die Eltern im Homeoffice arbeiten und weitere schulpflichtige Geschwisterkinder vorhanden sind, ist eine Umsetzung kaum möglich um Lerninhalte in einem ruhigen Lernumfeld zu transportieren.

4. Brauchen Lehrkräfte eine Dienst E-Mail?

Zuerst benötigen die Lehrkräfte Dienstgeräte in Form von Laptops und Druckern aber auch ein finanzielles Budget für Verbrauchsmaterial. Es kann nicht sein, dass Lehrkräfte auf eigene Kosten Lernmaterial zur Verfügung stellen müssen. Das gilt natürlich auch für die Schüler und Eltern, die z.B. auf Druck- und Papierkosten sitzen bleiben. E-Mail Konten für Lehrer sind schnell installiert doch auch hier benötigen die Schulen personelle Unterstützung in Form von IT-Fachkräften, die dauerhaft für einen reibungslosen Ablauf sorgen können. Vernetzung, Datenschutz und Softwareupdates sind hier nur ein paar Stichworte.

5. Ist eine Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche längerfristig machbar, obwohl gesundheitliche Risiken und Einschränkungen beim Erlernen sozialer Kompetenzen bestehen?

Eine Maskenpflicht an Schulen ist nicht weiter verantwortbar. Sämtliche Fälle an unseren Schulen bei denen es eine positiv getestete Person (Schüler und/oder Lehrer) gab, hatten sich nachweislich außerhalb der Schule infiziert. Auch die Einhaltung des Mindestabstands ist in der Realität kaum möglich. Gerade junge Schüler benötigen Raum zum Toben und Spielen. Welchen Sinn macht es, Schülern auf dem Pausenhof wie Nutztieren eine Stehfläche zuzuweisen - wenn sich bereits nach Schulschluss dieselben Schüler eng gedrängt in die Schulbusse zwängen müssen? Auch ist zu beobachten, dass es eine steigende Zahl von Schüler gibt, welche psychologische und/oder verhaltenstherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Jeder Sozialpädagoge und Schulpsychologe kann bestätigen, dass sowohl die Maskenpflicht als auch andere Corona-Maßnahmen diesen Schülern nur noch mehr Schwierigkeiten bereiten. Das Tragen der Masken stößt auf Ablehnung und ist gesundheitsschädlich.

6. Was halten Sie von „Team-Lehrkräften" zur Unterstützung und Entlastung des Lehrkörpers? Haben Sie hierzu schon Stimmen und Erfahrungen gehört?

Auch hier ist Corona nur der Auslöser für den seit Jahren bestehenden Lehrermangel. Mit der befristeten Einstellung von Team-Lehrkräften gibt es negative Effekte: zum einen kennen weder die Schüler noch die Schule die neuen "Quereinsteiger", die oftmals keine pädagogischen Grundlagen besitzen, zum anderen fehlt der Schule auch weiterhin die Planungssicherheit. Aber es gibt auch positive Effekte: viele Team-Lehrkräfte bringen praktische Berufserfahrungen mit, wovon vor allem Abschlussklassen profitieren, bei denen die Schüler vor dem Sprung in die Ausbildung stehen. Es wäre wünschenswert, wenn neben neuen gut ausgebildeten Lehrkräften an den Schulen auch dauerhaft "Quereinsteiger" dem Fachunterricht neue Impulse geben würden um die Schulen dabei zu unterstützen, den Schülern eine Orientierungshilfe für den Berufseinstieg zu geben.

7. Welche Kompetenzen brauchen „Team-Lehrkräfte" in jedem Fall?

Neben den Fachkompetenzen sollten auch die Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien ausschlaggebend sein. Davon profitieren nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer-Kollegen.

8. Muss zukünftig, gerade wegen der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, mehr öffentliches Geld in Bildung investiert werden?

Mehr Geld bedeutet nicht bessere Bildung. Auch mit geringen finanziellen Mitteln lassen sich wichtige Investitionen umsetzen. Der Umgang mit Corona ist ein Steuerungsprozess. Die Städte und Kommunen haben es jetzt in der Hand den Bürgern zu zeigen, wie wichtig ihnen Investitionen in den wichtigsten Zukunftsfaktor - die (Aus)Bildung unserer Kinder - ist. Das dafür benötigte Geld war schon immer und ist auch weiterhin vorhanden. Die finanziellen Mittel in den städtischen und kommunalen Haushalten müssen einfach zweckgebunden investiert werden. Ein einfaches Beispiel: was soll der Kemptener Bürger davon halten, dass die Stadt Hunderttausend Euro für ein Seilbahnkonzept ausgeben kann aber nicht in der Lage ist, die Schulen ausreichend mit Lerncomputer zu versorgen? Die Bürger fragen sich derzeit völlig zu Recht wo hier die Prioritäten gesetzt werden.

9. Soll es in der Schulpolitik zukünftig mehr bundeseinheitliche Regelungen geben oder sollte die Hoheit bei der Schulpolitik weiter bei den Ländern bleiben?

Der Föderalismus hat im Hinblick im Umgang mit der Corona Situation natürlich Vorteile. Die mehr oder weniger betroffenen Bundesländer können schneller und gezielter auf Veränderungen reagieren und die unterschiedlichen Maßnahmen effektiver umsetzen. Im Hinblick auf die Bildungsqualität hat der Föderalismus aber Nachteile. Die unterschiedlichen Lehrpläne, die unterschiedlichen Prüfungskriterien und die unterschiedlichen Niveaus der Schulabgänger sind im globalen Wettbewerb nicht förderlich. Das bundesweite Bildungsniveau muss angehoben werden, Bürokratie in der Schulpolitik muss dagegen abgebaut werden und dringende Reformen zeitnah und unkompliziert umgesetzt werden.

10. Einem Schüler*in, der mich fragt, wie im Jahr 2022 der Schulunterricht aussieht, dem antworte ich:

In kleinen Klassen bekommen die Schüler von gut ausgebildeten Lehrkräften Präsensunterricht und werden fachspezifisch mit modernen Anwendungstools unterrichtet, um beste Kompetenzen für ihr späteres Berufsleben zu erhalten...
Bis dahin gibt es noch viel zu tun - packen wir es an! Gerade Corona sollte uns in dieser Motivation bestärken und nicht schwächen.