Schwäbischer Fischereitag setzt im Kornhaus Kempten auf Dialog
Fischerei, Klimawandel, Artenvielfalt
Kempten/Augsburg (dk). Wie steht es um die Zukunft unserer Flüsse und Gewässer? Wie viel Fischotter oder Gänsesäger vertragen die Fische? Und wie gelingt ein Ausgleich zwischen Fischerei, Naturnutzung und Gewässerpflege im Zeichen des Klimawandels?
Eindringlich auf die zunehmende Wasserknappheit verwies Bernhard Simon, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Kempten. Dies belegte er mit alarmierenden Bildern aus der Region: „Wasser und Gewässer sind ein elementarer Bestandteil unserer Landschaft. Um ihre Widerstandsfähigkeit in Zeiten des Klimawandels zu sichern, müssen wir das System Landschaft als Ganzes denken“, sagte Simon. Er warb für naturnahe Flussläufe und gezielte Bepflanzung von Ufern. Das reduziere nicht nur die Sonneneinstrahlung, sondern stabilisiere die Temperaturverhältnisse und rette Arten, die auf kühles Wasser angewiesen seien.
An diese Gedanken knüpfte Hans-Joachim Weirather an. Der Präsident des Fischereiverbandes Schwaben betonte in der Podiumsdiskussion, wie stark natürliche Strukturen Fischpopulationen schützen könnten: „Wenn es uns gelingt, die Gewässerlandschaften wiederherzustellen, hätte jeder seine Nische. Heute können sich Fische weder ausruhen, verstecken noch können sie jagen oder flüchten. Die Tiere liegen ja quasi auf dem Silberteller für so genannte Fressfeinde wie den Gänsesäger.“
Darüber hinaus wies Weirather in seiner Hauptrede sehr deutlich darauf hin, „dass die Zerstörung von natürlichen aquatischen Lebensräumen durch den Bau von neuen kleinen Wasserkraftwerken in keiner Weise mit dem Argument ihrer vermeintlichen Grundlastfähigkeit gerechtfertigt werden darf – die oft gar nicht vorhanden ist“. Ein von der Politik oft propagiertes überragendes öffentliches Interesse zum Ausbau der kleinen Wasserkraft sei aus seiner Sicht unter anderem deswegen nicht erkennbar.
Die Diskussion zum Thema Prädatoren verlief kontrovers, aber sachlich. Als Prädatoren gelten fischfressende Arten wie Fischotter, Gänsesäger oder Kormoran. Die Fischereivertreter verwiesen auf lokale Überpopulationen, die Bestände bedrohten.
Der schwäbische Fischereifachberater Dr. Oliver Born sprach sich für ein fundiertes Management aus: „Studien werden zeigen – die Bestände der Gänsesäger sind in den vergangenen 20 Jahren stark gewachsen. Tatsächlich liegt die Zahl zudem weit über den offiziellen Zählungen.“
Die Position des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) wurde durch Statements der anderen Teilnehmer mit eingebracht, da Vertreterin Brigitte Kraft kurzfristig absagen musste. Der BUND Naturschutz war durch Thomas Frey vertreten, er untermauerte: „Naturnahe Flüsse sind das Rückgrat der Biodiversität. Wir müssen jetzt dringend wiedergutmachen, was das vergangene Jahrhundert zerstört hat.“
Der lokale Blick zurück zur heimischen Fischerei kam beim Schwäbischen Fischereitag ebenfalls nicht zu kurz. Nikolaus Menninger, Vorsitzender des Fischereivereins Kempten, erinnerte in einem sehr kurzweiligen Vortrag an die Ursprünge und stetigen Veränderungen.
Stefan Zott, Geschäftsführer des Fischereiverbandes, zog ein positives Fazit der Gesamtveranstaltung und ergänzte: „Die Podiumsdiskussion hat gezeigt, dass wir in vielen Bereichen große Einigkeit mit anderen Verbänden haben. Der Dialog muss jedoch nachhaltig stattfinden. Ich wünsche mir, dass vom Fischereitag eine Initialzündung ausgeht – für mehr Austausch, mehr gemeinsames Handeln und mehr Verständnis füreinander.“
Ein möglicher Ansatz könnten „gemeinsame Camps oder Workshops der Jugendorganisationen der Verbände“ sein. Dieser Vorschlag von Moderator Michael Denkinger stieß auf breites Interesse.
Am Ende der Diskussion stand der allgemeine Wunsch, den Austausch zu verstetigen. Ein runder Tisch mit festen Ansprechpartnern wurde als nächster Schritt angedacht. „Denn einen Wunsch“, so der schwäbische Fischerei-Präsident Hans-Joachim Weirather, „teilen wir alle: eine intakte Natur für kommende Generationen“.