Social-Media-Plattformen möchten User für Extra-Features zur Kasse bitten

Mehr Sicherheit oder reine Geldmacherei?

Millionen Menschen nutzen tagtäglich Soziale Medien wie Instagram, TikTok, Facebook oder Twitter, um sich dort mit Freunden und Followern auszutauschen, Inhalte zu teilen oder zu diskutieren. Einige Plattformen haben nun angekündigt, dass sie ihren Usern künftig bestimmte zusätzliche Funktionen nur gegen Bezahlung zur Verfügung stellen wollen. Was steckt dahinter?

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Bild: stock.adobe
Eben weil Social-Media-Plattformen erst einmal kostenlos sind, haben sie jede Menge Nutzer aus allen Altersstufen auf der ganzen Welt. Bislang zahlt man „nur“ mit der freiwilligen Weitergabe von Daten, doch das dürfte sich bald ändern. 

Welche Kritik gibt es an den Plattformen?
Schon länger werden bei den größeren Anbietern Instagram, Facebook und Twitter erhebliche Mängel bei der Sicherheit festgestellt. Die Inhalte würden nicht ausreichend moderiert, Fake News nehmen stetig zu und auch die Daten Minderjähriger sind unzureichend geschützt. So wurde beispielsweise Instagram bereits eine Strafe in Höhe von 405 Millionen Euro wegen Verstößen gegen die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) und gegen die Sicherheit von Daten minderjähriger User verordnet. Im Zuge dessen haben die Plattformen immer wieder neue Sicherheitsfunktionen für die Nutzer – insbesondere Teenager – eingeführt. Doch auch dadurch konnten nicht alle Probleme ausreichend reguliert werden, sodass sich Hate Speech, Fake News und Fake Accounts weiter ausbreiten, während der Zugang zu Support Teams schwierig bleibt. 

Twitter machte den Anfang
Doch nun bieten einige der Plattformen ihren Nutzern bestimmte Features für eine verbesserte Sicherheit und höhere Reichweite – allerdings müssen diese dafür auch bezahlen. Den Anfang machte Twitter 2022 relativ bald nach der Übernahme durch Elon Musk mit dem „Twitter-Blue-Abonnement“: Wer sich den blauen Haken als Zeichen für ein verifiziertes Profil erkaufen will, muss dafür 8 Euro beziehungsweise als Apple User 11 Euro pro Monat zahlen. 

Dafür gibt es jedoch mehr Sicherheit und weniger Werbung, Zugriff auf längere Tweets, ein besseres Ranking sowie eine Priorisierung bei Tweet Replies. Hinzu soll bald auch die Zwei-Faktor-Authentifizierung per SMS als exklusive Funktion kommen. Immerhin zwei Drittel der Twitter-Nutzer hatten die SMS-Option zuvor genutzt – wer also nicht bereit ist zu zahlen, kann darauf künftig nicht mehr zurückgreifen.

Meta Verified für Instagram und Facebook
Auch der Tech-Konzern Meta zieht nach und startet ein neues Bezahlmodell auf Instagram und Facebook, das vorerst nur in Neuseeland und Australien verfügbar ist. Bald schon soll „Meta Verified“ aber auch in weiteren Ländern zur Verfügung stehen. Für 11,99 US-Dollar pro Monat im Web und 14,99 US-Dollar für die Mobile-Version soll es dabei ebenfalls einen blauen Haken für die Konto-Verifizierung sowie zahlreiche weitere Vorteile geben, die ebenfalls in Richtung „verbesserte Plattformsicherheit“ gehen.

So bietet Meta Verified durch eine proaktive Kontoüberwachung mehr Schutz vor Identitätsdiebstahl, zudem erfolgen eine Priorisierung bei Support-Anfragen sowie schnellere Hilfe für allgemeine Probleme mit dem Nutzerkonto. 

Dieser Punkt ist vor allem für professionelle Creator interessant, da der Support in der Regel sehr schlecht zu erreichen ist. Noch dazu verspricht Meta Verified weitere Extras wie eine bessere Reichweite und Sichtbarkeit auf Instagram und Facebook sowie exklusive Sticker für Stories und Reels. Anders als bei Twitter soll das Ganze aber unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen eingeführt werden, denn dort hatte das neue Modell erst einmal für Chaos gesorgt.

Was steckt dahinter?
Nun stellt sich die Frage, warum so viele Anbieter den Schritt zu Bezahl-Abos für Extra-Features gehen. Denn auch die bei jüngeren Usern beliebten Anwendungen ziehen mit: So hat beispielsweise Snapchat im Juni letzten Jahres sein Modell Snapchat+ (3,99 US-Dollar/Monat) mit exklusiven Features gelauncht, während TikTok unter anderem erwägt, eine Paywall für ausgewählte Videos einzuführen. Der Grund: Alle Plattformen – mittlerweile sogar TikTok – haben mit sinkenden Nutzerzahlen und teilweise erheblichen ökonomischen Problemen zu kämpfen. 

Daher liegt der Schritt zur Vermarktung von exklusiven Features und Verifizierungen im Rahmen eines Bezahlmodells nahe. Weil der Wachstumsdruck enorm ist und immer wieder neue Konkurrenten auf den Markt kommen, dürfte der Trend auch anhalten, sofern er Anklang findet. Mit Paywalls für bestimmte Inhalte sollen vor allem reichweitenstarke Influencer auf den Plattformen gehalten werden – das erinnert stark an neuartige Dienste wie OnlyFans. Auch das Versprechen besserer Support- und Sicherheitsfunktionen sowie die höhere Reichweite zielen vor allem auf die Creator ab. Denn spannende Inhalte sind mitunter einer der wichtigsten Faktoren, um User aktiv bei sich zu halten. Kritiker bemängeln allerdings, dass die „normalen“, nicht zur Zahlung bereiten User zu „Nutzern zweiter Klasse“ werden könnten und die Verbesserungen rund um die Sicherheit lediglich einem Teil der Communities zugutekommen.

FAZIT:
Die bekannten Social Media-Plattformen Twitter, Facebook, Instagram und Co. haben alle mit erheblichem Wachstumsdruck zu kämpfen: Die Nutzerzahlen stagnieren oder sinken, immer mehr Konkurrenten buhlen um die Zielgruppe sowie besonders um die reichweitenstarken Creator und deren Inhalte. Aus diesem Grund geht der Trend hin zu Extra-Features, für die User jedoch einen monatlichen Preis bezahlen müssen. Aktuell laufen verschiedene Tests, ob sich das Ganze tatsächlich durchsetzen wird, ist momentan noch nicht absehbar. | Text: Vera Mergle