Tatort-Kritik: Starkes Familiendrama aus Köln

Ein schwieriger Fall für Ballauf und Schenk

Millionen Deutsche sitzen jeden Sonntagabend vor dem Fernseher oder sogar gemeinsam in Kneipen, um sich die neueste Tatort-Folge auf ARD anzusehen. Der heutige Fall „Mitgehangen“ aus Köln war eine besonders gelungene Episode und drehte sich um die Aufklärung des Mordes an dem Teilhaber einer familiengeführten Autoreifenfirma.

Ein Auto wird aus einem Kölner Baggersee gezogen, im Kofferraum befindet sich eine Leiche – schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen jungen Rumänen namens Florin Baciu handelt. Der Autonarr war anscheinend seit kurzer Zeit Teilhaber einer Reifenhandels-Firma, die dadurch plötzlich deutlich höhere Umsätze erzielen konnte.

Der Tote war in der Firma eher unbeliebt

Dies geschah jedoch nicht auf legale Weise, was im ehemals beschaulichen Familienbetrieb auch als offenes Geheimnis galt. Baciu hat demnach einige Kontakte zur „Raser-Szene“ und bescherte dem Unternehmen zahlreiche gut zahlende Kunden, was bei den anderen Mitarbeitern allerdings nicht gerade gut ankam. Die Kommissare finden dann heraus, dass Baciu in der eigenen Montagehalle erschossen wurde, weshalb Betreiber Matthes Grevel ins Visier von Ballauf und Schenk gerät. Baciu hatte nämlich Pornocollagen von Grevels Frau ins Netz gestellt und sich zudem mit der heranwachsenden Tochter der Grevels getroffen und ihr Geschenke gemacht – ein starkes Motiv. Der verzweifelte Familienvater kommt daher in Untersuchungshaft und wird vor allem von Ballauf gehörig unter Druck gesetzt.

Zwischen den Kommissaren kommt es zum Konflikt

Dadurch geraten auch die langjährigen Partner Ballauf und Schenk aneinander – es kommt sogar so weit, dass Schenk die traditionelle Currywurst ganz alleine an der Imbissbude essen muss. Ballauf ist extrem auf den Familienvater fokussiert und sieht diesen als klaren Mörder Bacius, während Schenk Zweifel hat, die sein Kollege trotz einer heftigen Wendung nicht anerkennen will und weiter auf seiner Meinung beharrt. Hierbei prallen die beiden Lebenswelten der Ermittler aufeinander: Auf der einen Seite der verständnisvolle Familienvater Schenk, auf der anderen Seite der ewige Single Ballauf.

Die Probleme der Familie spitzen sich zu

Während Matthes Grevel in Untersuchungshaft sitzt, verzweifelt seine Familie zuhause mehr und mehr. Die Tochter fühlt sich an ihrem Geburtstag alleine gelassen, die Frau ist verzweifelt und der Sohn verstrickt sich immer weiter in falsche Angaben zu seinem und Grevels Alibi zur Tatnacht. Zudem drängt sich Mitarbeiter Otto in die Familie und taucht immer öfter im Haus der Grevels auf - seine Rolle sowie seine persönliche Interessen bleiben zunächst undurchsichtig.

Das Gesamtbild stimmt

Neben den Mordermittlungen haben die Kommissare zudem mit ihrem neuen Kollegen Norbert Rütte zu tun, nachdem ihr vorheriger Assistent das Team verlassen hatte. Der etwas trantütig wirkende Rütte sorgt mit seiner gelassenen Art und lässigen Bemerkungen und Dialogen mit Schenk immer wieder für unterhaltsame Momente. Insgesamt bietet "Mitgehangen" eine toll umgesetzte Familientragödie mit interessanten Nebenfiguren, lebhaften Dialogen und exzellenter Musik - ein rundum gelungener Fall, der bis zum Ende spannend bleibt.

So geht es weiter

Am Ostermontag (02. April) folgt die Episode „Zeit der Frösche“ aus Berlin: Kommissarin Ellen Berlinger und ihr Kollege Martin Rascher finden dabei einen blutdurchtränkten Kapuzenpulli in Teenagergröße in einer Altkleidersammlung.

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