Vegan leben: Mehr als nur ein Trend?

Gründe und Tipps für den Einstieg

Pflanzliche Ernährung – nie wieder Steaks, überbackene Aufläufe oder Rühreier? Dazu Verzicht, Vitaminmangel und Müdigkeit? Gegner der veganen Ernährung finden häufig Gründe, die gegen den Veganismus sprechen. Der allgemeine Trend zeigt jedoch, dass sich immer mehr Menschen für diese spezielle Ernährungsform entscheiden. Deswegen ist es höchste Zeit für uns, das Thema „Vegan leben“ genauer unter die Lupe zu nehmen. 

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Bild: stock.adobe / rh2010
Lebensmittel kaufen, kochen, im Restaurant essen – der Einstieg in die vegane Ernährung ist für viele ein großer Schritt und oftmals mühsam. Wer einmal in die Welt ohne tierische Produkte hineinschnuppern möchte, kann mit unserem „Vegan-leben“-Guide nichts falsch machen. Der Einstieg ist nämlich einfacher als gedacht. 

Definition: Was bedeutet vegan leben? 

Die erste Frage, die sich vielen Menschen zu Beginn stellt, ist: Was bedeutet vegan leben eigentlich? Bei einer veganen Ernährung werden keinerlei tierische sowie aus Tieren gewonnene Produkte konsumiert. Dazu zählen neben Fleisch und Fisch auch Milchprodukte, Eier, Honig und Gelatine. Zudem versuchen vegan lebende Menschen im Normalfall Kleidung, die aus tierischen Materialien wie Leder, Pelz, Daunen oder Wolle bestehen, zu vermeiden. Oftmals wird auch bei Kosmetikprodukten sowie Wasch- und Reinigungsmitteln darauf geachtet, dass diese keine tierischen Inhaltsstoffe enthalten und nicht an Tieren getestet wurden. Der Grundgedanke dahinter ist, dass sie nicht wollen, dass Tiere für sie ausgebeutet, gequält oder getötet werden. Auch der Umweltschutz und die eigene Gesundheit sind wichtige Beweggründe für diese Lebensweise. 

Gründe für eine vegane Ernährung 

Grundlegende Fragen in dieser Thematik sind: warum eigentlich vegan leben und nicht vegetarisch? Reicht es nicht aus, auf Fleisch zu verzichten? Die Antwort darauf lautet: Jain. Auf jeden Fall ist Fleischverzicht ein großer Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist die Wahrheit, dass Vegetarismus weiterhin Tier, Mensch und Umwelt belastet mehr als nötig.

„Ich könnte niemals vegan leben!“, dieser Satz wird nicht nur von vielen Nicht-Veganern, sondern auch von vielen Veganer gesagt, bevor sie diese Ernährungsform ausprobiert haben. Wir haben für Sie verschiedene Gründe zusammengestellt, die aufzeigen, dass die Entscheidung für eine vegane Lebensweise nicht nur eine gesunde und nachhaltige, sondern auch ethisch korrekte Entscheidung ist. 

Tierleid

Oftmals entscheiden sich Menschen aus ethischen Gründen für eine pflanzliche Ernährung. Neben der Tötung von Tieren spielt die Haltung dabei eine sehr bedeutende Rolle. 

Der Bio-Bauer aus der Nachbarschaft, der einem Milch und Eier von glücklichen Tieren verspricht, ist für viele ein gutes Argument, tierische Produkte ohne Tierleid zu konsumieren. Doch leider ist das eher die Ausnahme als die Regel. Für Milch werden Kühe meist in enge Ställe gesperrt und direkt nach der Geburt von ihren Kälbern getrennt. Qualgezüchtete Hühner leben dicht gedrängt auf ihren eigenen Exkrementen und werden gemeinsam mit Rindern im Schlachthaus getötet, sobald diese nicht mehr „wirtschaftlich“ sind. Das gleiche Schicksal erleiden ebenfalls die Tiere in der Fleischindustrie. Diese Bilder haben mit Sicherheit die meisten schon einmal vor Augen gehabt. 

Umwelt

Eine vegane Lebensweise rettet nicht nur Tierleben, sondern schont auch unsere Umwelt, denn vegane Nahrungsmittel können ganz ohne Umwege über das Tier auf unseren Tellern landen. Die landwirtschaftliche Tierhaltung hingegen ist ein sehr großes Problem in Bezug auf das Thema Klimawandel. Sie führt dazu, dass Wälder zu Gunsten von Weide- und Futteranbauflächen gerodet werden, Pestizide und Gülle ins Trinkwasser sickern und mehr Treibhausgasemissionen verursacht werden als der gesamte globale Verkehr zusammen hervorbringt. Dazu kommt, dass riesige Monokulturen für den Futtermittelanbau enorme Mengen an Ressourcen wie Wasser und Land verschlingen. Wasser, Land, Luft und Klima werden durch Schadstoffe und andere Nebenprodukte aus der Nutztierhaltung einer dauerhaften Belastung ausgesetzt. 

Ein Argument hält sich jedoch seit Jahren hartnäckig: Veganer verursachen durch den hohen Konsum an Soja-Produkten und der damit verbundenen Abholzung des Regenwalds ebenfalls jede Menge Treibhausgase. Das jedoch ist nicht ganz korrekt. Zwar greifen vegan lebende Menschen auf Soja-Produkte zurück. Allerdings wird nur ein Bruchteil ungefähr 2 %, der weltweit angebauten Sojabohnen für die Herstellung von Soja-Produkten verwendet, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Der Rest wird zu Futtermitteln für Nutztiere verarbeitet. Die vegane Lebensweise trägt demnach maßgeblich dazu bei, das Problem Klimaschutz in Angriff zu nehmen.

Gesundheit

Sich ausschließlich vegan zu ernähren, ist eine weitreichende Entscheidung. Gut durchdacht kann diese Ernährungsform gesund und sogar eine effektive Maßnahme gegen Übergewicht sein. Untersuchungen haben gezeigt, dass Veganer einen geringeren Blutdruck aufweisen als Menschen mit fleischhaltiger Kost. Damit neigen sie in einem geringeren Maß zur Ausprägung von Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieses Ergebnis wird damit begründet, dass Veganer weniger Fett zu sich nehmen. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass ein Mangel an Nährstoffen vermieden wird. Wir haben für euch eine kleine Auflistung an potenziell kritischen Nährstoffen, die aber mit pflanzlichen Lebensmitteln gut gedeckt werden können, wenn diese bekannt sind. 

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt bei dem Thema Gesundheit ist die Verdauung. Bei der Umstellung spielt diese nämlich meist eine zentrale Rolle. Oftmals gerät der ein oder andere deshalb ins Wanken, wenn sich die ersten Verdauungsprobleme einschleichen. Sehr schnell tauchen dann die ersten Gedanken auf, dass der Körper die vegane Ernährung eventuell doch nicht so gut verträgt. Tatsächlich sind Darmbeschwerden in der Anfangsphase jedoch ganz normal, deshalb keinen Grund zur Sorge. 

In der Regel treten diese Probleme direkt nach dem Rohkost-Verzehr auf, wenn sich Betroffene über eine längere Zeit von verarbeiteten Lebensmitteln ernährt haben. Wissenschaftliche Studien konnten belegen, dass die Darmbeschwerden vom Verarbeitungsgrad der bisherigen Nahrung abhängig sind. Demnach ist es keine Seltenheit, dass Blähungen, Magenkrämpfe und Durchfall auch bei einem kleinen Salat aufkommen können, wenn die Ernährung davor überwiegend aus Tiefkühlkost und Fertiggerichten bestand. Nahrungsergänzungsmittel sind eine gute Option, den Beschwerden entgegenzuwirken. Vitamin D, Zink und Omega-3-Fettsäuren sind gemeinsam mit einer ausreichenden Wasserzufuhr gute Hilfsmittel, um Blähungen abzuschwächen und starke Magenkrämpfe zu verhindern. Deshalb sollten Sie sich von den anfänglichen Beschwerden nicht von einer veganen Ernährungsform abbringen lassen. Durch den ausschließlichen Konsum von pflanzlicher Kost treten nämlich nach kurzer Zeit deutliche Vorteile auf und sorgen nachhaltig für ein spürbar besseres Lebensgefühl. 

Vegane Ernährungsmythen und Vorurteile im Check:

„Veganer essen nur Obst und Gemüse“

Einer der größten Irrtümer überhaupt. Viele Menschen haben kulinarisch gesehen Scheuklappen auf und halten an vertrauten Gerichten aus der Kindheit fest. Deshalb ist es nicht untypisch, dass viele bei dem Gedanken an vegane Gerichte nur Salate oder Obstteller vor Augen haben. Natürlich stehen Gemüse und Obst ganz weit oben auf dem Speiseplan, aber keineswegs allein. Getreide, Hülsenfrüchte sowie andere Nahrungsmittel bieten eine bunte Vielfalt auf dem Teller. Der Fakt, dass rein pflanzliche Gerichte in fast allen Esskulturen der Welt bekannt sind, spricht eindeutig gegen diesen Mythos. Neben der asiatischen, indischen und südamerikanischen Küche werden auch in Europa so einige vegane Gerichte gekocht. Wer einmal den Blick über den Tellerrand wagt, kann erkennen, dass die vegane Küche so einige Köstlichkeiten zu bieten hat und keineswegs Langeweile mit sich bringt.

„Eine vegane Ernährung ist teuer“

Wer im Supermarkt an all den neuen Ersatzprodukten vorbeiläuft, kann schnell das bekommen, dass eine vegane Ernährung unglaublich teuer ist. Sie kann, aber muss nicht viel kosten. Denn wer auf teure Käse-, Wurst- und Fleischalternativen verzichten, sich überwiegend von Natur aus veganen Lebensmitteln ernährt, muss bei einer pflanzlichen Ernährung gar nicht so tief in die Taschen greifen. Natürlich sollte dabei in der Regel zwischen Discounter- und Bio-Preisen differenziert werden sowohl bei Veganern als auch Nicht-Veganern.

„Vegan To-Go ist unmöglich”

Das vegane Angebot ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Zahlreiche Unternehmen haben sich mit ihren Produkten auf den Markt gewagt. Auch konventionelle Handelsunternehmen und Gastronomiebetriebe bieten mittlerweile ein deutlich aufgestocktes veganes Sortiment an. Das Rad muss bei dem Thema pflanzliche Ernährung jedoch nicht zwingend neu erfunden werden. Von Penne Arrabiata über die Breze des Lieblingsbäckers bis hin zu dem Naan-Brot bei dem indischen Imbiss – sind in den meisten Fällen komplett vegan. Sogar in vielen Cafes sind Milchalternativen nicht mehr wegzudenken. Der Trend bewegt sich demnach immer mehr in Richtung Mainstream. 

Tipps und Tricks für den Einstieg in eine vegane Ernährung:

1. Motivation vor Augen führen

Die Entscheidung für eine pflanzliche Ernährung ist gefallen? Super, dann ist der erste Schritt schon erledigt. Seien Sie aber darauf vorbereitet, dass es in alltäglichen Situationen des öfteren vorkommt, dass Sie auf Menschen treffen werden, die ihre Meinung nicht teilen oder Sie in Versuchung geraten. Indem Sie sich ihre Beweggründe bewusst vor Augen führen, ist es möglich, „Hindernissen“ entspannt entgegenzutreten, denn alle Gründe für ein veganes Leben sind gute Gründe. So wird es möglich sein, bei dem nächsten Familientreffen selbstbewusst zu seiner Entscheidung zu stehen. 

2. Fortschritte im eigenen Tempo

Veränderungen passieren nicht über Nacht. Es ist wichtig, sich Zeit zu geben und sich auch den ein oder anderen Fehler zu verzeihen, denn niemand ist perfekt. Eine Ernährungsumstellung braucht Zeit und sollte in passenden kleinen Schritten angegangen werden. Vielen Veganern erging es zu Beginn nicht anders. Bei diesem Prozess ist es nicht wichtig, wie lange Sie dafür brauchen, sondern dass Sie sich dafür entschieden haben und ihre Beweggründe vor Augen haben. Step by Step ist zu jeder Zeit besser als niemals. 

3. Nicht verzichten, sondern ersetzen

Wenn der Appetit auf tierische Produkte doch aufkommen sollte, ist es wenig sinnvoll, sich dagegen zu wehren. Das schlechte Gewissen und die Angst, das Thema pflanzliche Kost abzuschreiben, ist in diesen Momenten sehr präsent. Das muss aber nicht sein, denn hier können die zahlreichen verfügbaren Ersatzprodukte einspringen. Sie können wahre „Retter“ in diesen Situationen sein, sollten aber nicht als alleinige Quelle eingesetzt werden.  

FAZIT:

Die vegane Ernährung bringt – wenn auf eine ausgewogene Nährstoffzufuhr geachtet wird – einige gesundheitliche Vorteile mit sich. Veganer haben weniger Krankheiten, sind seltener übergewichtig und haben eine deutlich bessere Umweltbilanz. Der positive Einfluss auf Tier und Natur ist ebenfalls beachtlich. Denn mit der Entscheidung, auf eine pflanzliche Ernährung umzusteigen, verringert sich nicht nur der negative Umwelteinfluss, sondern auch das Leiden der Tiere.