Was einen jungen Allgäuer in die Kommunalpolitik treibt

Kommunalpolitiker mit Leidenschaft

Kempten/Oberallgäu…Viele Bürgerinnen und Bürger kritisieren, in manchen Fällen zu Recht, die Arbeit von Politikerinnen und Politikern in unserem Land. Schnell aber wird unterstellt, die Politik im allgemeinen kümmere sich nicht um die Belange der Bevölkerung, sei abgehoben und agiere in einer Blase.

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Lukas Reisacher, 29, bewirbt sich gleich für zwei Ämter, als Direktkandidat für den Bezirkstag und als Bürgermeisterkandidat für Oy-Mittelberg.Bild: privat
Gerne wird dabei auch nicht unterschieden, zwischen Parteipolitikern, die auf Bundes- und Landesebene agieren, mit denen, die vor Ort auf kommunaler Ebene politische Verantwortung übernehmen. Dabei sind es gerade diese Menschen, die die Entscheidungen und Wirkmächtigkeiten der Politik unmittelbar erfahrbar machen und deren Entscheidungsprozesse weitaus transparenter sind als die in München, Berlin und Brüssel. Dabei geht die Themenvielfalt weit über Klima- und Flüchtlingskrise hinaus.

Lucas Reisacher (29) ist so ein Mensch, der sich in der kommunalen Politik engagiert, weil es ihm als gebürtiger Allgäuer wichtig ist, dass im direkten Kontakt mit den Menschen, konkrete Probleme angegangen und möglichst im Konsens gelöst werden. 1993 wurde Lucas Reisacher in Kempten geboren. Er lebt mit seiner Frau Johanna in Altusried, ist ausgebildeter Landwirt und Speditionskaufmann und leitet in seiner Funktion als CSU-Bundeswahlkreisgeschäftsführer den Bundeswahlkreis 256 Kempten-Oberallgäu-Lindau. Im Alter von 15 Jahren trat Lucas Reisacher der Jungen Union bei und ist seit 2020 für die Liste Junges Oberallgäu Kreisrat im Landkreis Oberallgäu. Reisacher übernahm Ämter und Verantwortung innerhalb der CSU Oberallgäu und ist heute u.a. deren stellv. CSU-Kreisvorsitzender. Nun bewirbt sich der engagierte Christsoziale gleich um zwei weitere Ämter. Lucas Reisacher tritt als CSU-Direktkandidat für den schwäbischen Bezirkstag an, der zeitgleich mit dem Bayerischen Landtag am 8. Oktober gewählt wird. Ende November kandidiert Reisacher dann bei der Bürgermeisterwahl der Gemeinde Oy-Mittelberg im östlichen Oberallgäu. Dort tritt er als gemeinsamer Kandidat der örtlichen CSU und des Gemeinschaftsblocks Oy-Mittelberg Freie Wähler an.

TRENDYone: Herr Reisacher, Sie bewerben sich in diesem Jahr gleich für zwei politische Ämter, den eines Bezirkrats und des Bürgermeisters von Oy-Mittelberg. Möchten Sie jetzt richtig kommunalpolitisch durchstarten?

Die Kommunalpolitik ist für mich die Basis unserer Demokratie und ich bin dankbar, dass ich die herausragende Chance habe, auf allen drei kommunalpolitischen Ebenen (Gemeinde, Kreis, Bezirk) zu gestalten. Dafür werde ich mich in den kommenden Monaten mit großer Motivation einsetzen. Ich freue mich auf einen spannenden Wahlkampf.

TRENDYone: Was möchten Sie im schwäbischen Bezirkstag bewegen, insofern Sie ab dem 8.Oktober in diesen einziehen?

Ich möchte die Wahrnehmung des Bezirks und seiner Aufgaben sowie Angebote stärken und alle drei kommunalen Ebenen intensiv miteinander vernetzen.
Darüber hinaus setze ich mich für ein gemeinschaftliches Miteinander ein, mit dem Schwerpunkt auf Teilhabe und Inklusion. Für mich gilt es gerade nach den schwierigen Pandemiejahren unser Vereinsleben und damit unsere Allgäuer Kunst und Kultur zu fördern. Ebenso zeigt uns die aktuelle politische Lage, wie wichtig ein starkes, geeintes Europa ist.

TRENDYone: Sie bewerben sich für das Amt des Bürgermeisters der Oberallgäuer Gemeinde Oy-Mittelberg. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Ein Bürgermeister ist für alle Bürger der Politiker, zu dem der engste Austausch und Kontakt darstellt. Das ist eine immens wichtige Rolle, um Vertrauen in die Demokratie allgemein aufzubauen. Dieser Wichtigkeit bin ich mir bewusst und möchte hier Zukunft gestalten. Ich habe mich mit Kopf und Herz für diese Kandidatur entschieden. In den vergangenen Monaten durfte ich das äußerst rege Dorfleben in allen sieben Ortsteilen kennenlernen. Diese Art von Gemeinschaft hat mich stark beeindruckt.

TRENDYone: Nach wie vor ist das Allgäu durch eine kleinteilige Landwirtschaft geprägt. Die leidet derzeit durch Entscheidungen, die im fernen Brüssel und Berlin getroffen werden. Wie stehen Sie zum Allgäuer Erbe einer erfolgreichen Grünlandwirtschaft? Darüberhinaus – ist im Allgäu Platz für Bär und Wolf?

Ohne Frage stehe ich uneingeschränkt zur kleinbäuerlichen Landwirtschaft im Allgäu. Sie pflegen und bewahren unsere herrliche Kulturlandschaft. Wir stehen vor großen Herausforderungen und es müssen aktuell zukunftweisende Entscheidungen getroffen werden, um auch den nachfolgenden Generationen eine Perspektive zu geben. Gleichzeitig sehe ich aber auch die Möglichkeit den herausragenden Beitrag zur regionalen Lebensmittelproduktion wieder in den Fokus zu rücken. Das gilt es gerade auch auf europäischer Ebene zusammen zu erreichen.
Zum Thema Bär und Wolf: An erster Stelle steht für mich die Sicherstellung unserer einzigartigen Alpwirtschaft. Es gilt unseren – vergleichsweise dicht besiedelten - Kulturraum zu schützen, in dem Bär und Wolf für mich keinen Lebensraum haben.

TRENDYone: Das Allgäu wird auch als eine Region der „Mächeler" beschrieben. Wie wollen Sie in Zeiten vielfältiger Transformationen konkret Handwerk und Mittelstand zur Seite stehen?

Genau unser Erfindergeist und Mut zum unternehmerischen Handeln ist das Erfolgskonzept unserer Region. Der Fortschritt auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz und Automatisierung bringt die Möglichkeit, unsere Kompetenzen noch gezielter einzusetzen. Die Politik muss Optionen schaffen, damit sich regionale Unternehmen entfalten können. Ich sehe hier vor allem Handlungsbedarf beim Abbau von bürokratischen Hürden.

TRENDYone: Noch vor der Sommerpause hat die Ampel-Regierung ihr Gebäudeenergie-Gesetz auf den Weg gebracht. Wo liegen ihrer Meinung nach die Schwächen des Gesetzes?

Dieses Gesetz wurde ohne Rücksicht auf die tatsächliche Lage in unserer Bevölkerung erstellt. Anstatt Verbote auszusprechen, sollte auf den technischen Fortschritt vertraut werden. Eine einseitige Subventionierung durch die Hintertür lässt sich gut als kurzfristigen Handlungserfolg verkaufen ist aber zu wenig langfristig gedacht. Ja, wir müssen aktiv unsere Umwelt schützen, aber wir müssen die Maßnahmen im Dialog mit unseren Bürgern auf den Weg bringen und ihre Bedenken wahrnehmen. Hierzu bedarf es noch weiterer parlamentarischer Beratung; in diesem Sinne hat letzte Woche auch das Bundesverfassungsgericht entschieden.

TRENDYone: LGBT, Gendern, Wokeness – unser Land wird derzeit überzogen von gesellschaftlichen Trends, häufig US-amerikanischer Provinienz. Was braucht es aus ihrer Sicht für eine gedeihliches und respektvolles Miteinander der Menschen?

Für mich gilt der altbewährte bayerische Grundsatz leben und leben lassen. Begegnen wir uns auf Augenhöhe und mit gegenseitiger Toleranz ist die Basis dafür gelegt.