Wie wichtig ist das morgendliche Frühstück überhaupt?

Der beste Start in den Tag

In der Früh soll man speisen wie ein Kaiser – so hieß es zumindest gefühlt die letzten Jahrtausende. Doch nun könnte sich der Spieß umdrehen: Wissenschaftler sehen das Frühstück nicht mehr als unantastbar. Allen voran der britische Biochemiker Professor Terence Kealey, der das Frühstücken mit Rauchen vergleicht: Die erste Mahlzeit des Tages sei die gesundheitsschädlichste. Wie viel Wahrheit steckt in seinen Annahmen? Und was heißt das für den Laien?

Frühstück mit Zigaretten vergleichen?

Zuerst zurück zu Professor Kealey und seinem Ansatz, den er in seinem Buch „Breakfast is a Dangerous Meal“ (“Frühstück ist eine gefährliche Mahlzeit“) erklärt. Bei dem heute 66-Jährigen wurde Diabetes 2 diagnostiziert. Daraufhin begann er seinen Blutzuckerspiegel zu beobachten: Sein Glukoselevel war besonders nach dem Frühstück gefährlich hoch – er fing an, die Mahlzeit auszulassen. Laut eigenen Aussagen sank das Blutzuckerlevel und stieg auch im Laufe des Tages nicht mehr an. Er schloss daraus, dass regelmäßiges Frühstücken zu einer Insulinresistenz führen könne und somit auch zu Fettleibigkeit, Bluthochdruck und eben Diabetes. Einen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Frühstücken konnten weitere Wissenschaftler aber nicht feststellen. Was nun? 

CONTRA Frühstück

Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes. Das sind die Gründe von Professor Kealey, das Frühstück auszulassen. Kritische Forscher stimmen ihm da teilweise zu: Sie sagen, dass beim Frühstück oft überflüssige Kalorien aufgenommen werden, da sich die beim Mittagessen und Abendbrot verzehrte Essensmenge durch ein Frühstück nicht reduziere.

Auch ein Blick in die Evolutionsgeschichte des Menschen zeigt: Unser Körper ist nicht grundsätzlich auf eine Nahrungsaufnahme am Morgen angewiesen. Der Urmensch hatte in der Früh genügend Energie, um sich nach dem Aufwachen zunächst auf die Jagd zu machen. Erst anschließend wurde gegessen. Noch heute ist unser Blutzuckerspiegel nach dem Aufwachen in der Regel für mehrere Stunden hoch.

PRO Frühstück

Dem widersprechen andere Wissenschaftler: Nach ihrer Einschätzung leben frühstückende Menschen gesünder, leiden
seltener an Übergewicht, ihre Arterien verstopfen weniger – und sie erkranken seltener an Diabetes. Auch der Blutzuckerwert stabilisiere sich durch das Frühstück über den Tag hinweg.

Die guten Effekte, die dem Frühstück zugeschrieben werden, sind zahlreich: Es soll den Stoffwechsel in Schwung bringen und so dabei helfen, Kalorien besser zu verbrennen. Zudem liefere es Energie und sorge dafür, dass man mehr leisten kann. Wer das Frühstück auslasse, tendiere im Anschluss dazu, mehr zu essen. Bei den meisten Diätprogrammen ist das Frühstück ebenfalls ein fester Bestandteil.

Auch der soziale Aspekt spielt beim Frühstücken eine große Rolle: Kinder, die frühstücken, wachsen besonders häufig in intakten Familien auf, in denen die Eltern auf eine gesunde Ernährung achten und sie zum Sport animieren. Umgekehrt wachsen jene Kinder, die auf Frühstück verzichten, weniger behütet auf und essen häufiger als andere Fast Food und Süßigkeiten.

Und was nun? 

Unentschieden? Das sieht zumindest auch die Wissenschaft so. Das Fazit der meisten Experten: Gerne frühstücken – es ist aber kein Muss! Es sollte also ganz individuell entschieden werden. Je nach Wohlfühlfaktor und Hungergefühl. In zwei Punkten sind sich jedoch alle Forscher einig: 

1. Kinder und Jugendliche sollten die erste Mahlzeit des Tages nicht auslassen! So zeigt eine Langzeitstudie aus Schweden, dass Menschen, die in ihrer Jugend nicht oder kaum gefrühstückt haben, als Erwachsene stärker an Übergewicht und erhöhtem Blutzuckerspiegel litten als Probanden, die regelmäßig morgens etwas gegessen hatten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie aus den USA: dort befragten die Forscher über fünf Jahre hinweg 2.200 Schülerinnen und Schüler. Wer regelmäßiger gefrühstückt hatte, blieb im Durchschnitt schlanker.

2. Wenn Frühstücken, dann gesund! Gezuckerte Cornflakes, ein Croissant mit Marmelade oder ein Muffin gehören nicht auf den Tisch. Zu viel Fett, zu wenig Eiweiß, zu viel Zucker – das sättigt nur kurz, höchstens für zwei Stunden. Tatsächlich sind viele Fertigmüslis wahre Zuckerbomben: fast 50 Prozent der Zutaten sind oft Zucker. Die bessere Variante: ein selbstgemachtes Müsli mit Haferflocken, Milch und frischen Früchten sowie ein Ei. Durch das Eiweiß und die Kohlenhydrate in den Haferflocken, die der Körper nur langsam aufschlüsseln könne, hält diese Kombination bis zu fünf Stunden satt und ist auf jeden Fall gesund!