Wirtschaftsmacher Bernhard Klein: Geschäftsführer Oskar Zeeb – Der Metzger

"Mein absolutes Highlight ist das dry aged Beef“

TRENDYone trifft die Wirtschaft am Punkt: Die Metzgerei Oskar Zeeb steht seit dem Jahre 1926 für regionale Fleischkultur und lebt für erstklassige Wurst- und Fleischwaren. Der traditionelle Handwerksbetrieb mit großer Filialstruktur ist seit Anfang 2023 unter der Leitung von Bernhard Klein, welcher als Manager von großen Handelsunternehmen bereits viel Erfahrungen im Einzelhandel sammeln konnte. Wir trafen den sympathischen Geschäftsführer im exklusiven Interview und sprachen mit Ihm über seine neue Position.

cropped-1703154276-bildschirmfoto-2023-12-21-um-11.23.28
Bernhard Klein übernahm als Quereinsteiger im Jahr 2023 einen Metzgereibetrieb mit knapp 30 Filialen.Bild: Klein Art
TRENDYone: Sie kommen ursprünglich aus der Discount-Branche: Was waren Ihre Beweggründe für die Übernahme der Metzgerei Oskar Zeeb mit ihren zahlreichen Filialen?
Bernhard Klein: „Ich habe bisher mit großen Firmen zusammengearbeitet. Hier waren meine Entscheidungsspielräume jedoch immer recht eng gesetzt. Oftmals stand ich auch im Meinungskonflikt mit den Entscheidungsträgern – Im Nachhinein wäre in vielen Situationen mein Vorhaben zielführender gewesen. Jetzt bin ich mein eigener Chef und kann mit einem wunderbaren Team kreativer und effektiver wirken. Diese Veränderung wirkt sich unglaublich positiv auf meine Arbeit aus und den intensiven Teamgedanken eines solchen familiären Betriebs wie bei der Metzgerei Zeeb schätze ich sehr. Im Vergleich zu einem großen Unternehmen, in welchem sich jede Abteilung selbst der Nächste ist, arbeiten wir stets Hand in Hand. Man merkt einfach, wie motivierend sich das Miteinander auf alle auswirkt und wie zufrieden jeder Einzelne am Ende eines Arbeitstages nach Hause geht.“

Wie kam der Kontakt zwischen Ihnen und der Metzgerei Oskar Zeeb zustande und wie hat Ihre Familie auf die berufliche Wende reagiert?
„Da ich den Wunsch hatte, eigenverantwortlich zu agieren, begann ich nach einer neuen Herausforderung zu suchen. Im Internet fand ich Plattformen, auf welchen Firmen zum Kauf angeboten wurden und stieß letztendlich auf eine Seite, die nach Nachfolgern suchte – So nahm dann alles seinen Lauf. Meine Familie hat anfangs zahlreiche Bedenken geäußert. Ich konnte meine Frau recht schnell überzeugen, meine Eltern hingegen waren etwas skeptischer.“

Inwiefern ist Ihre bei den großen Handelsunternehmen gesammelte Erfahrung für die Metzgereiübernahme hilfreich gewesen? 
„Selbstverständlich hilft eine 20- bis 25-jährige Erfahrung immer und vieles ist dadurch transferierbarer. Aber man muss sich trotzdem auf neue Leute einlassen, die bereits auf 20 Jahre Produktionserfahrung oder auch 40 Jahren Filialerfahrung zurückblicken – Diese holt man sich dann natürlich mit ins Boot. Ich bin mir relativ sicher, dass ich als Geschäftsführer eines Metzgereibetriebes mit meiner Erfahrung heraussteche, was für uns definitiv ein Potentialpunkt ist. Wir haben einerseits die langjährige Metzgerhandwerkserfahrung und andererseits mich, ein wenig als die Wildcard, die aus dem Abseits kam. Ich bringe einen neuen Blickwinkel, der das Sichtfeld eines Handwerkers ausweitet. Ich weiß, was im Lebensmittelhandel schiefläuft, wo hauptsächlich nur auf den Preis geachtet wird und die Qualität der Ware selbst leidet. Bei der Metzgerei Oskar Zeeb ist das Konzept anders: Hier werden regionale Produkte in guter Handwerksqualität verarbeitet sowie angeboten und mit viel persönlicher Ansprache und Beratung verkauft.“

Worauf kommt es bei einem guten Stück Fleisch an und was ist Ihr persönliches Lieblingsprodukt in der Metzgertheke?
„Wichtig ist die Haltungsform sowie das Futter, dann der Faktor Zeit. Für den Lebensmitteleinzelhandel wird ein Schwein nach acht Monaten geschlachtet, weil das Verhältnis von Zeit, Futtermitteleinsatz und Gewichtszunahme im Sinne des Profits am besten umgesetzt ist, was jedoch nicht am besten für das Fleisch ist. Wir hingegen setzen auf Tiere, welche länger wachsen konnten, da somit das Fleisch im Endeffekt zarter wird. Das kostet natürlich mehr Geld, schließlich muss länger gefüttert werden und die Ställe sind nicht für Nachzuchten frei. Auch die schonende Schlachtung ist uns wichtig, da die Tiere durch Panik Hormone erzeugen, welche die Fleischqualität beeinträchtigen. Letztendlich geht es um die Rezepturen – Wir halten hier hohe Standards ein, was sich im Endeffekt an der Qualität und am Geschmack bemerkbar macht. Meine persönlichen Favoriten in der Metzgertheke: Wir haben ganz tolle, italienisch angehauchte Produkte wie beispielsweise die Oskarello Edelsalami. Mein absolutes Highlight ist das dry aged Beef.“

Was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit, um von Ihrem Arbeitsalltag abschalten zu können?
„Ich habe drei Kinder, Punkt. Das ist Ausgleich pur. Die halten Dich auf Trab, die halten Dich jung. Die haben tausend Ideen nur für einen Vormittag (Lacht). Gerade weil ich von Montag bis Donnerstag nicht da bin, findet mein Ausgleich von Freitag bis Sonntag statt, mit Zeit für Kinder und Familie. Deswegen bleibt mir tatsächlich auch keine Zeit für große Hobbys oder andere Zerstreuung. Wenn ich wirklich mal noch etwas Freiraum habe, spiele ich gerne Volleyball, was aber fast gar nicht mehr vorkommt.“