Ach du liebes Kind - Teenagerschwangerschaften

Jeden Tag bringen rund 20.000 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind zur Welt

Was denken Sie, wenn Sie diese Überschrift lesen? Ertappt? Es ist eine fast unvermeidliche Verknüpfung in unseren Köpfen, wenn wir automatisch davon ausgehen, dass nur Kindern mit neumodernen Trendnamen dieser folgenschwere Fauxpas passieren kann. ABER: Es geht hier nicht nur um ein Phänomen bestimmter Bildungslevel, sondern um Verantwortung, Respekt, Aufklärung und Hilfe.

In einem Jahr gibt es 7,3 Millionen Teenagerschwangerschaften weltweit. Bei uns in Deutschland liegt bei etwa neun von 1.000 Geburten das Alter der Mütter zwischen 15 und 19 Jahren. Im internationalen Vergleich hält sich diese Zahl tatsächlich noch in Grenzen. Deutlich weniger sind es beispielsweise in der Schweiz (4), den Niederlanden (5), Dänemark (6) oder Schweden (6). Weitaus bedenklicher sind die Statistiken jedoch in Ländern wie Rumänien (41), USA (39) oder Großbritannien (25). Rund 92% der betroffenen Minderjährigen in Deutschland sind ungewollt schwanger (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). 

Die Konsequenzen sind nicht unerheblich. Kinder, die schwanger geworden sind, begreifen im ersten Moment die weitreichenden Folgen nicht einmal ansatzweise. Dafür schockt es in den meisten Fällen die Eltern umso mehr. Enttäuschung, Frust und Angst sind an der Tagesordnung. Psychische und körperliche Überforderung bis hin zum Zusammenbruch sind keine Seltenheit. Die Zeit für eine ausgelassene Kindheit verschwindet mit der Nachricht von einem Baby meistens genauso schnell, wie Freunde und Klassenkameraden. Die berufliche Zukunft und die finanzielle Absicherung geraten in Gefahr, da für die Erziehung eines kleinen Babys schlichtweg die Zeit für eine qualifizierte Ausbildung fehlt. Die Schultern eines Kindes sind für die Last der elterlichen Verantwortung noch nicht stark genug. 

Austragen oder abtreiben?

Allein für eine erwachsene Frau stellt diese Frage eine enorme Belastung dar. Wie ein Kind diese Frage für sich entscheiden soll, können wir uns nicht einmal ansatzweise vorstellen. Wichtig zu wissen ist, dass eine minderjährige Schwangere - auch gegen den Willen der Eltern - selbstständig entscheiden kann. Übrigens: Das Nötigen zu einem Schwangerschaftsabbruch, zum Beispiel durch die Eltern oder den Vater des Kindes, wird mit Freiheitsstrafe bestraft. Sollte sich das Mädchen dazu entschließen, ihr Kind abtreiben zu lassen, muss es eine sogenannte Einwilligungsfähigkeit attestieren lassen. Heißt: die junge Frau muss in der Lage sein, ihre Situation und die Konsequenzen ihres Handelns zu überschauen. Sind die Eltern der Meinung, dass ihre Tochter über diese Reife nicht verfügt, so kann diese Beurteilung auch ein Arzt übernehmen. Der Gesetzgeber gibt wegen der brisanten und unterschiedlichen Entwicklung während der Pubertät lediglich Anhaltspunkte vor. Letzten Endes zählt der Einzelfall.

Alternativen

Es gibt moralisch wertvollere Möglichkeiten für junge Frauen, die ihr Kind nicht selbst aufziehen wollen oder können. Hierzu zählt eine Adoption oder eine Pflegschaft. Letzteres bedeutet, dass das Kind zwar in einer Pflegefamilie aufwächst, es die Mutter aber regelmäßig sehen und eine Beziehung zu ihr aufbauen kann. Sollte die junge Mutter in der Lage sein, ihr Kind wieder selbst zu versorgen, so steht ihr diese Option offen.

Unterstützung, Beratung und Hilfe

Für erste Informationen:
Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Schwanger unter 20“ (https://www.schwanger-unter-20.de/)
Hier sind die Kontaktdaten zahlreicher Beratungsstellen in Wohnortnähe hinterlegt.

Jugendamt 

Die Mitarbeiter sind an eine Schweigepflicht gebunden und bieten unter Umständen finanzielle und wirtschaftliche Hilfen an. Wenn beide Eltern minderjährig sind und sich nicht für einen anderen Vormund entscheiden, so übernimmt das Jugendamt auch die Rolle als gesetzlicher Amtsvormund.

pro familia 

Führender Verband zu Sexualität und Partnerschaft in Deutschland, unterhält ein bundesweites Beratungsnetzwerk. (https://www.profamilia.de/)

Sexuelle Aufklärung als wichtigstes Mittel der Prävention 

Allein die Tatsache, dass wir quer durch alle Medien nackte Körper bewundern können und uns im Internet problemlos eine komplette pornografische Welt zu Füßen liegt, macht noch keine gute sexuelle Aufklärung aus.Auch wenn Jugendliche aufgeklärt sind, bedeutet das nicht, dass sie die Wichtigkeit der Verhütung erkannt haben geschweige denn in der Lage sind, diese korrekt durchzuführen und durchzusetzen. Reine Wissensvermittlung in zwei Schulstunden reicht bei weitem nicht aus. WasWas müssen Eltern also tun? Reden! Es ist besonders wichtig im eigenen zu Hause ein offenes Klima zu schaffen, in dem Jugendliche zu einem verantwortungsvollen Sexualleben erzogen werden. Dabei ist besonders zu beachten, dass die Kinder und Jugendliche sich nicht scheuen müssen, Fragen zu stellen. Wir sollten nur darauf achten, dass es einen Unterschied macht, auf etwas zu antworten oder etwas zu beantworten.