Allgäuer Arbeitsmarkt im Pandemiestress

»Under Pressure«

Die Corona-Pandemie hat den privaten und beruflichen Alltag in kürzester Zeit völlig verändert. Ein erheblicher Teil der Wirtschaftstätigkeiten kam weitgehend zum Erliegen, wodurch der Arbeitsmarkt ebenfalls stark unter Druck geriet. Bereits in der zweiten Märzhälfte zeigten zahlreiche Betriebe eine Verkürzung der Arbeitszeit an. Diese Entwicklung setzte sich auch im April rasant fort. Bis Ende April haben im bayerischen Teil des Allgäus 6.954 Unternehmen für mehrere zehntausend Mitarbeiter Kurzarbeit angezeigt. Eine stark gedrosselte Produktionsauslastung in vielen Betrieben, Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Hotels und Gastronomiebetriebe sowie Einkaufsmeilen belasteten den Arbeitsmarkt in einem seit Jahren nicht gekannten Ausmaß.

Helfen, wo es geht


Agentur für Arbeit und Jobcenter konzentrieren ihre Kräfte in dieser Situation auf die Auszahlung von finanziellen Unterstützungsleistungen wie Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld, Kindergeld und Leistungen der sozialen Grundsicherung. Um die Gesundheit aller zu schützen, sind Anträge und weitere Nachweise online, per E-Mail oder postalisch einzureichen, denn persönliche Vorsprachen sind weiterhin nicht möglich. „Arbeitnehmer und Betriebe stehen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Wir wollen alle Betroffenen in dieser besonderen Situation unterstützen und durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld Entlassungen von Beschäftigten möglichst vermeiden“, sagt Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Bis Ende April hat nahezu jeder dritte Betrieb, der in der Region mindestens einen Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt, Kurzarbeit angezeigt. In dieser schwierigen Zeit setzen wir alles daran, Leistungen zum Lebensunterhalt so zügig wie möglich auszuzahlen. Wir haben dazu im laufenden Betrieb Personalverschiebungen in die stark geforderten Bereiche vorgenommen.“

Kurzarbeit nimmt weiter zu

Die Entwicklung der Anzeigen für konjunkturelle Kurzarbeit lässt die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt deutlich erkennen. Unternehmen nutzen aktuell in starkem Maß die Möglichkeit der verkürzten Arbeitszeit um wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ihre Beschäftigten im Betrieb zu halten. Von Mitte März bis Ende April haben im Allgäu insgesamt 6.954 Betriebe eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit für mindestens einen Teil der Mitarbeiter angezeigt. Im Vergleich zum März hat die Zahl nochmals stark zugenommen. Seinerzeit hatten 3.700 Betriebe eine Arbeitszeitverkürzung mitgeteilt. Alle Regionen des Agenturbezirks sind stark von Kurzarbeit betroffen. Im April des vergangenen Jahres spielte das Thema Kurzarbeit auf dem Arbeitsmarkt keine Rolle, denn seinerzeit hatten lediglich 15 Betriebe eine entsprechende Anzeige hereingegeben. Der Vergleich mit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ver- mittelt ebenfalls die derzeitige Dimension. Auf dem Höhepunkt im Mai 2009 hatten annähernd 500 Betriebe im Allgäu für knapp 15.000 Mitarbeiter Kurzarbeitergeld aus konjunkturellen Gründen erhalten. Die aktuellen Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen erst in einigen Wochen endgültig fest. Eine erste Orientierung bieten die Angaben der Betriebe in den Anzeigen auf Kurzarbeit. Als maximale Obergrenze haben Unternehmen in ihren Anzeigen insgesamt 90.000 Arbeitnehmer eingetragen. Eine Anzeige wird oft auch vorsorglich und für mehr Mitarbeitende gestellt. Daraus lässt sich nicht schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich in Kurzarbeit waren und in welchem Stundenumfang. Diese Angaben liegen erst mit Zeitverzögerung vor. In der Finanzkrise waren vor allem Industriebetriebe von der Krise betroffen. Dieses Mal spüren nahezu alle Branchen betriebliche Einschränkungen. Neben Produktionsbetrieben arbeiten Handel, Gaststätten, Hotels, Dienstleister und viele weitere Bereiche mit reduzierter Kraft.

Der Arbeitsmarkt im April


Die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen hinterlassen deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt im Allgäu. Die im April übliche Frühjahrsbelebung ist in diesem Jahr ausgeblieben. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,3 Prozent. In einem April war die Quote zuletzt im Jahr 2013 mit 3,4 Prozent höher. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen ist im Vergleich zum Vormonat um gut 2.700 Frauen und Männer bzw. 27 Prozent auf insgesamt annähernd 12.660 Personen gestiegen. Noch stärker fällt der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr aus: so waren in diesem April 3.710 bzw. 41,5 Prozent mehr Menschen arbeitslos als noch vor einem Jahr. Die starke Zunahme der Arbeitslosigkeit beruht auf mehreren Faktoren: Zum einen wurden mehr Menschen arbeitslos, gleichzeitig konnten weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer neuen Tätigkeit wieder beenden. Zudem nehmen aufgrund der aktuellen Situation deutlich weniger Menschen an einer beruflichen Förderung teil.Der stärkste Zuwachs kam dabei aus dem Gastgewerbe mit 860 Menschen, die sich aktuell neu arbeitslos meldeten. Außerdem waren Menschen aus dem Handel mit 340 Kräften, der Zeitarbeit (279) sowie dem verarbeitenden Gewerbe mit knapp 350 Personen stark betroffen. Die Neumeldungen nach einer Erwerbstätigkeit führten zu einer stärkeren Zunahme in der Arbeitslosenversicherung. Der Anstieg im Bereich der sozialen Grundsicherung fiel geringer aus. Die Daten: + 2.100 Personen in der Arbeitslosenversicherung; + 620 arbeitslose Personen in der sozialen Grundsicherung. Der starke Zuwachs überdeckt, dass es dennoch auf dem hiesigen Arbeitsmarkt neue Beschäftigungschancen gab. Gut 1.130 Frauen und Männer beendeten im April ihre Arbeitslosigkeit und starteten in eine neue Tätigkeit. Darunter waren Tätigkeiten im Handwerk als Baumaschinenführer, Maler, Maurer und Klempner. Daneben starteten Menschen eine neue Arbeit im Logistiksektor, in der Kunststoffverarbeitung oder in Erziehung und Altenpflege.

Quelle Text und Grafiken: Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen/ Pressestelle Rottachstraße 26, 87439 Kempten