Ausbildung mit 30+ …oder Umschulung?

Ausbildung mit 30, 40, 50 – schon zu spät?

Lehrbuben und Lehrmädchen im zarten Alter von 15 Jahren sind fast so selten geworden, wie diese Begriffe. Im 21. Jahrhundert beginnt der Durchschnitts-Azubi seine Ausbildung nach dem 20. Geburtstag. Aber mit 30 aufwärts noch eine Ausbildung anfangen? Gibt es für dieses vermeintlich betagte Alter in der Ausbildungsbranche überhaupt geeignete Berufe? Wie sehen die Verdienst- und Fördermöglichkeiten aus? Ob sich die Einstellung der 30+ Generation aus Unternehmenssicht überhaupt lohnt und ein paar wertvolle Tipps für die Bewerbung verraten wir Ihnen hier. Ran an die Arbeit!

Durchatmen: Im Jahr 2013 waren mehr als zehn Prozent aller Ausbildungsanfänger zwischen 24 und 40 Jahre alt. Der Anteil dieser Altersgruppe hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die Altersgrenze verschiebt sich bereits stark nach oben. Erfahrene Bewerber sind bei vielen Arbeitgebern beliebt.

Die Gesetzeslage für die Ausbildung ab 30

Stellenbeschreibungen für Ausbildungsplätze müssen nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz nicht nur geschlechtsneutral, sondern auch altersneutral formuliert sein. Somit darf (offiziell) niemand aufgrund seines Alters benachteiligt werden. Auch wenn ältere Azubis rein statistisch gesehen einen Exotenstatus haben, ist die Tendenz der 30+ Generation im Ausbildungsbereich steigend. 

Ü30-Azubis aus Unternehmenssicht

Einige Unternehmen bieten bereits Ausbildungen in Teilzeit an oder haben spezielle Ausbildungsprogramme, mit denen sie gezielt eine ältere Bewerbergruppe ansprechen. Warum? Die wertvolle Lebenserfahrung der älteren Kandidaten und deren meist diszipliniertere Persönlichkeit geben ihnen einen großen Vorteil gegenüber ihren jüngeren Kollegen. Laut Statistik sind ältere Auszubildende zudem oft Klassenbeste! Außerdem arbeiten Menschen mit rund 30 Jahren immer noch länger als sie bereits alt sind. Selbstredend lohnt sich somit die investierte Zeit für das Unternehmen, da der Schützling noch viele produktive Jahre in die Firma einbringen kann. 

Welche Ausbildungen kommen mit 30+ in Frage?

Generell gibt es keinerlei Einschränkungen, was die Berufswahl betrifft. Allerdings stehen die Chancen besser, sich im Bereich Gesundheit und Soziales oder im Dienstleistungssektor zu bewerben. Dies liegt schlichtweg daran, dass hier händeringend nach Fachkräften gesucht wird und gerade im Bereich der Pflege der Bedarf in den nächsten Jahren noch steigen wird. Zudem kommt mitten im Leben stehenden Auszubildenden bei der Betreuung und Versorgung von Kindern, Senioren oder Kranken das Alter und die damit verbundene Reife und Erfahrung zugute. Grundsätzlich gilt: Es gibt keinen Ausbildungsberuf, der mit Ü30 nicht erlernt werden kann. Allerdings kann es sein, dass in bestimmten Ausbildungsberufen im öffentlichen Sektor, z.B. bei der Polizei, Altersobergrenzen angegeben sind. 

Der Verdienst

Wir können hier zwischen dualen und schulischen Ausbildungen differenzieren. Die meisten dualen Ausbildungen, bei denen neben der Berufsschule auch praktisch in einem Betrieb gearbeitet wird, sind vergütet – allerdings ist das Gehalt eher gering. Wenn für eine Familie und somit auch für Kinder gesorgt werden muss, könnte sich dies mit einem Ausbildungsgehalt schwierig gestalten.

In einer schulischen Ausbildung fließt meist kein einziger Cent ins Portemonnaie, im Gegenteil: Häufig kosten Prüfungszulassungen noch eine Gebühr. Sozialleistungen wie beispielsweise Hartz IV stehen Azubis während der Ausbildung nicht zur Verfügung. Diese dürfen nur dann bezogen werden, wenn die Person dem Arbeitsmarkt auch zur Verfügung steht. Ein Silberstreif am Horizont: Es gibt auch während der Ausbildung weitere Möglichkeiten zur Förderung.

Förderungsmöglichkeiten

Gleich vorweg sei gesagt, dass es hier keinen allgemeingültigen Baukasten gibt: Ob und wie viel ein Azubi bekommt, hängt von der individuellen Ausgangssituation ab. Jede Förderung hat zudem unterschiedliche Kriterien. Ein Termin bei einem Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit hilft, um die eigenen Ansprüche im Detail zu klären und die notwendigen Formulare auszufüllen.

Wir wünschen Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihre Zukunft. | Text: Stefanie Steinbach