Bauch über Herz: Kolumne über Familie und andere Abenteuer

¡ASÍ ES LA VIDA!

Manche Dinge kann man sich nicht aussuchen, andere muss man sich sogar aussuchen. Das einen beides manchmal eiskalt erwischen kann, durfte ich letztens erfahren ...

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Bild: TRENDYone
So um die 19. SSW gibt es den großen Ultraschall: Ein Termin, auf welchen sicherlich jede werdende Mutter hinfiebert und auch so mancher werdende Papa dürfte nicht minder aufgeregt sein – Immerhin gibt es zu diesem Zeitpunkt schon einiges zu sehen... Oder eben nicht – Je nachdem, ob Junge oder Mädchen. Mythen darüber, wie sich dieses Rätsel auch ohne moderne medizinische Hilfe lösen lässt, sind zahlreich. So wäre hierbei zum Beispiel zum einen die Bauchform zu nennen oder zum anderen gewisse Vorlieben beim Essen. Auch wenn es durchaus Schwangerschaftsmythen gibt, die nicht ganz von der Hand zu weisen sind, gehören oben genannte nicht dazu.

Trotzdem waren wir sowie 90 Prozent unseres Umfeldes sicher: Es wird ein Mädchen! Im Nachhinein betrachtet kann ich nicht einmal genau sagen, wieso ich persönlich das dachte... 

Ich habe bereits eine Tochter und kann von Dramen über Haare und Ohrringe bis hin zu: „Warum dauert es so lange, meine schwarze Jeans zu waschen? Die wollte ich morgen anziehen“, Schniiiieeeef… Stampf...  (Sie ist halt einfach mal erst neun!) ein Lied singen. Auch die Sache mit Zimmerteilen hat sich da eigentlich erledigt – Altersunterschied und so.

Meine Freundin stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Geburt Ihrer Tochter und hat mir das Ganze mit zuckersüßen Pony-Bodys in rosa, extra schmackhaft gemacht. Aber ist das wirklich der Grund, warum man sich plötzlich so auf ein Geschlecht fixiert? Oder war es der Papa (ich hab gar nicht gefragt, warum eigentlich), der unbedingt ein Mädchen haben wollte?

Jedenfalls fragte die Ärztin gleich zu Beginn: „Wollen Sie das Geschlecht wissen?“ Ich, ohne lange zu überlegen: „Ja natürlich, wenn man es schon sieht?“ Dazu muss ich sagen: Bei meiner Tochter konnte bis zum Schluss keiner mit Sicherheit bestimmen, ob es ein Mädchen oder Junge ist. Sie ist immer ungünstig gelegen – Oder hat dafür gesorgt, dass sie ungünstig liegt.

Diesmal war das Ganze etwas anders – Mit einem breiten Grinsen bestätigte die Ärztin, dass sie schon bei der letzten Kontrolle fast sicher war, zu wissen, um welches Geschlecht es sich handelt. Und tatarata... Schon waren die entsprechenden Stellen ziemlich eindrucksvoll und in erheblicher Überlebensgröße auf dem Bildschirm sichtbar. Mit fröhlicher und immer noch lächelnder Stimme – war da auch ein Anflug von Stolz zu hören? Ich kann es nicht sagen, – bestätigte die Ärztin, was eigentlich jetzt jeder in einer Vergrößerung 1:100 sehen konnte...

ES WIRD EIN JUNGE!

STILLE...

Mein erster Gedanke: „Oh, doch keine Pony-Bodys.“ Und dann: „Oh verdammt, wir haben auch nur einen Mädchennamen ausgesucht!!!“

Plötzlich schiebt sich ein Kopf in mein Blickfeld – Mit zusammengekniffenen Augen und als wäre eine Vergrößerung 1:100 nicht ausreichend: „Und wie wahrscheinlich ist es jetzt, dass es doch noch ein Mädchen wird???“ „Ja, also eher bei 0,9 Prozent oder so“, lächelt die Ärztin immer noch. Sie hat es auch wirklich mit Humor genommen, denn circa 20 Minuten später verlassen wir die Praxis mit einem – Kein Witz... Ultraschall Dickpic!

Beim anschließenden Frühstück im Bäcker um die Ecke – und ja, an diesem Tag gönnte ich mir etwas Starkes – Einen Latte Macchiato, bitte! Papa bemerkt mit einem Achselzucken: „Naja, wird es halt ein Fußballer. Aber wie geht es nun mit dem Namen weiter????“

Und auch heute, fast zehn Wochen später, ist dieses Thema noch nicht endgültig geklärt... Und ernsthaft, es gab Momente, da wollte ich deswegen weinen. Jetzt muss man natürlich dazusagen: Schwangere weinen gerne mal. Wie es gibt heute keinen Erdbeerkuchen mehr??? Schniiiiiieeeeffff...

Viele sagen, man weiß den perfekten Namen, wenn man das Kind sieht – Also erst nach der Geburt. Allerdings sehe ich jetzt gerade, wie eine ratlose Krankenschwester drei Fragezeichen auf ein Armbändchen schreibt und ich bete, dass es andere Eltern nicht ganz so schwer haben mit diesem Thema. Schon wegen Verwechslung und so: „Ihr Kind ist das mit den drei Fragezeichen und Ihres mit den vier und Ihnen habe ich noch ein Herzchen dazu gemalt. Können sich das jetzt alle merken???“ Und der Standesbeamte erst, welcher ungeduldig mit den Hufen scharrt, weil er die Geburtsurkunde fertigmachen möchte!

Vielleicht fang ich dann auch einfach an zu weinen – ich meine Unterstützung hätte ja. „SCHÄTZCHEN deine schwarze Jeans hat der Trockner gefressen!!!“ Das wäre schon sehr eindrucksvoll
und bringt mich zu einem erschreckenden Gedanken: „Was wäre eigentlich, wenn Mann und Frau sich auch noch über das Geschlecht einig sein müssten?“

Es ist also ganz gut, dass wir uns nicht alles aussuchen können. Oder was denkt Ihr?

CON BESOS

Dora <3