Symbolische Menschenkette in der großen „Nacht der Kirchen" Kempten

„Das Wort geht aus in die Stadt"

Kempten gilt als eine der ältesten Städte Deutschlands. Nicht nur die Römer, die an der Iller das heutige Kempten unter dem Namen Cambodunum gründeten, waren prägend für die Stadt. Die 200 Jahre umfassende Zeit nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) war ebenso von großer Bedeutung. Kempten war fortan geteilt in eine von einem Fürstabt regierte Stiftsstadt, die weiterhin Rom unterstand und einer freien, protestantischen Reichsstadt. Diese rivalisierende Doppelstadt lebte über viele Jahunderte in einem Spannungsverhältnis zwischen offener Feindschaft, Koexistenz und bedingter Kooperation. Heuer im Reformationsjahr, 500 Jahre nach der Verkündigung der 97 Thesen von Martin Luther in Wittenberg, ist das Verhältnis zwischen den römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Christen in der ehemaligen Römerstadt freilich weitaus entspannter.

Die Hände reichen

Grund genug für die Verantwortlichen beider Kirchen gemeinsam mit den anderen christlichen Gemeinden Kemptens zum 6. Mal eine „Ökumenische Nacht der Kirchen" zu feiern, bei der ein starkes Zeichen christlicher Verbundenheit gesetzt werden sollte. Getragen von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Kempten (AcK) sollte eine Menschenkette gebildet werden zwischen der röm.-kath. Basilika St. Lorenz und der evang.-luth. St.-Mang-Kirche. Benötigt für das Projekt wurden mindestens 750 Gläubige, von denen jeder noch einen roten Schal erhielt - gemäß dem Credo des Abends: „Eins im Geist durch das Band des Friedens."



Zur Menschenkette äußerte sich im Vorfeld auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz Stadtpfarrer Dr. Bernhard Ehler: „Unter dem Bibelwort aus Epheser 4,3 „Eins im Geist durch das Band des Friedens“ findet im Reformationsjahr 2017 eine besondere Auftaktveranstaltung in Kempten statt. Eine Menschenkette zwischen den Hauptkirchen der beiden großen Konfessionen symbolisiert die wachsende Einheit der Christen in Kempten. Christen der verschiedenen Konfessionen gehen auf einander zu und feiern gemeinsam ihren Glauben. Auch Dekan Jörg Dittmar von der evangl.-lutherischen Kirche fand eindringliche Worte zur „Langen Nacht der Kirchen" : „Ich war dabei!“ – Ich kann das mit Stolz sagen und auch mit Gänsehaut. Menschen reichten einander die Hand und standen ein für ihren Glauben, für den Frieden, für das Miteinander in unserer Stadt. Die Menschenkette zwischen St. Lorenz und St. Mang wird alte Gräben zwischen den Konfessionen überbrücken. Aber sie wird zugleich hochaktuell ein starkes Zeichen sein, dass wir mit Zäunen, Mauern und Abschottung weder unsere eigenen Probleme noch globale Herausforderungen werden meistern können."

Gemeinsamer Gottesdienst

Ab 20.00 Uhr bildeten sich auf der Treppe der Basilika St. Lorenz und vor dem Portal der St.-Mang-Kirche die ersten Ausbildungen einer Menschenkette, die als „Band des Friedens" zur Stadtmitte hin geknüpft werden sollte. In der Nähe der Freitreppe in der Fischerstraße wurde die Menschenkette von Stadtpfarrer Dr. Bernhard Ehler und Dekan Jörg Dittmar schliesslich feierlich geschlossen. Dabei wurde ein Exemplar einer neuen Einheitsübersetzung und der neuen Lutherbibel gewechselt. Unter dem Credo „Das Wort geht aus in die Stadt", wurde hernach von den beiden prominenten Gotteshäusern aus die Menschenkette aufgelöst. Beendet wurde die Aktion mit einem gemeinsamen Gottesdienst auf den Stufen der Klostersteige, bei der auch Oberbürgermeister Thomas Kiechle zu den vielen Gläubigern sprach. Danach bestand für Gläubige und Interessierte die Möglichkeit mit einem Transferbus zu den 9 Kirchen der Stadt Kempten zu gelangen: Basilka St. Lorenz, St.-Mang-Kirche, Johanniskirche, Christuskirche, Mariae Himmelfahrt, Neuapostolische Kirche, Maria von Magdala und der Evangelischen Gemeinschaft.