Marketing-Club Allgäu e.V. spricht über „Influencer"

Die Macht der Influencer

Kempten…Es wird gesprochen wie „Influenza", die beim Menschen so unbeliebte Grippe, geschrieben aber wird das Wort „Influencer" und in seiner angelsächsischen Ausprägung bekommt das Wort eine andere Bedeutung. Es meint soviel wie „Beeinflußer". Wikipedia klärt uns wie folgt auf: „Als Influencer werden Personen bezeichnet, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in einem oder mehreren sozialen Netzwerken für Werbung und Vermarktung in Frage kommen (Influencer-Marketing)." Im Grunde bedeutet es im Idealfall, dass ein Kunde aufgrund der unbezahlten Empfehlung eines anderen im Netz eine Kaufentscheidung trifft.

Experte aus der Schweiz

Zu diesem Thema hatte der Marketing-Club Allgäu e.V. den Präsidenten des Marketing Club Lago, #MCLago in Konstanz, und Medienexperten Prof. Urs. E. Gattiker aus Zürich nach Kempten eingeladen. Dieser referierte zum Thema „Influencer" unter der Fragestellung „Neuer Wein in alten Schläuchen?". Erschienen waren rund 60 interessierte Zuhörer, die nach einem Meet & Greet vom Präsidenten des Marketing-Club Allgäu e.V. Ulrich Busch in der Katine der Allgäuer Zeitung begrüßt wurden. Urs E. Gattiker sammelte zuerst vorherrschende Stereotypen und Fragen zum Begriff „Influencer" in der Zuhörerschaft auf. Es zeigte sich, dass viele der Gäste des Abends vor allem wissen wollten, ob „Influencer" branchenunanbhängig arbeiten, ob deren Erfolge meßbar sind und ob das von einem Influencer „gehypte" Unternehmen Einfluss auf den „Influencer" nehmen kann.

Digital Natives

Zuvorderst verwies Urs Gattiker auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, die von der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bestimmt werden und die in diesem Jahr verschärft werden. U.a. Blogger, Facebook-User und YouTuber werden zukünftig stärker dazu angehalten sein, ihre ins Netz gestellten Beiträge daraufhin zu prüfen, ob diese Werbung darstellen und dementsprechend zu kennzeichnen sind. Prof. Urs E. Gattiker erklärt den Unterschied von Testimonials, Prominenten, die für ein Produkt in Print und TV Werbung machen, und denen, die als Blogger, Twitterer oder YouTuber ( sog. Digital Natives) in ihren ins Netz gestellten Inhalten Produkte oder Dienstleister anpreisen. Anders als Testimonials arbeiten diese „Influencer" i.d.R. honorarfrei. Sind diese Beiträge erfolgreich, verbreiten sich diese aufgrund von Likes und Kommentaren oftmals mit exponentieller Geschwindigkeit über verschiedene Social-Media-Kanäle und werden als Viral-Marketing bezeichnet. „Aber…", so der Schweizer Medienexperte, „…Popularität ist nicht gleich Einfluss" und fügt hinzu: „Nicht alles, was man messen kann, zählt. Und nicht alles, was zählt, kann man messen."

Kein Narzzismus

„Influencer" kategorisiert der Schweizer Medienexperte in drei Gruppen: Die Trendsetter, die immer als erster das hipste Produkt besitzen, die Meinungsbilder, Menschen mit hoher gesellschaftlicher Reputation und den Value Buyer, den einfachen Konsumenten, der i.d.R. durch Mund-zu-Mund Propaganda und mit Einträgen auf Instagramm Produkte anpreist. Gattiker verweist auf den Fakt, dass der Erfolg von „Influencern" auf deren Authenzität und Ehrlichkeit fusst. Alle erfolgreichen „Influencer" im Netz passen zu ihren jeweiligen Produkten. Viel Haut, wenig Hirn, aber eine große Portion Narzzismus, ziehen nur kurzfristig Aufmerksamkeit auf sich und schaden im Rahmen einer viralen Kampagne gegebenfalls eher. Trotzdem rät Urs E. Gattiker Unternehmen, die mit „Influencern" kooperieren möchten, diese nicht über eine Agentur casten zu lassen, sondern sich selbst auf die Suche nach einer passenden Person zu machen.

Gut Ding braucht Weile

Dass der Erfolg viraler Kampagnen über „Influencer" nicht immer klar meßbar ist, zeigt Urs E. Gattiker anhand von Marketing-Bots auf. Eine Untersuchung an der Universität Rey Juan Carlos hatte gezeigt, dass bis zu 60% der Clicks reine Fakes sind. Was aber macht einen guten, nützlichen Blogger aus? Urs E. Gattiker meint, ein „Influencer" mit weniger Followern, aber passenden, wertigen Inhalten, nützt einem Unternehmen mehr als Tausende von Clicks, die in den Weiten des Netzes verhallen und die nicht anzeigen, ob sich der User tatsächlich mit den Inhalten auseinander gesetzt hat. Besser ist es, eine gute persönliche Beziehung zum „Influencer" aufzubauen ohne diesen zu bedrängen. Passt die Beziehung zwischen „Influencer" und Unternehmen sollte möglichst langfristig zusammen gearbeitet werden. It's not one shot!", so Gattiker. Funktioniert das Wirken eines „Influencers", dann können sich Unternehmen über eine preisgünstige Werbung mit großer, medienübergreifenden Reichweite freuen, die u.U. sogar die Kundschaft zu verjüngen vermag.