Eine Tiefgarage für Augsburg?
Früherer Baulöwe will seiner Heimatstadt ein Geschenk bereiten
Ignaz Walter hat mit seinem Baukonzern ein Lebenswerk geschaffen. Mit fast 82 Jahren will der frühere Bauunternehmer jetzt seiner Heimatstadt eines der schönsten Parkhäuser in Deutschland bauen. Eigentlich sollte man sich über Geschenke freuen, doch stattdessen sorgt das Thema für Diskussionen.
Eine Lösung für das Augsburger Parkplatz-Problem?
Eine helle und exklusive Tiefgarage vor dem Theater. Mitten in der Innenstadt. Mit rund 700 extragroßen Stellplätzen, Elektro-Ladestationen und Schließfächern für Radler. Nicht nur für Besucher des Theaters wäre dies ideal. Das Parkplatz-Problem in der Stadt Augsburg ist schon lange bekannt. Walter ist der Meinung, dass viele nicht mehr zum Einkaufen in die Innenstadt kommen, weil die Parkplatzsuche zu anstrengend ist. An manchen Tagen, vor allem am Wochenende, ist die Suche sehr mühsam. Man könnte meinen, da kommt das Geschenk des ehemaligen Baulöwen ganz recht. Doch in Zeiten, in denen andere möglichst alle Autos aus der Innenstadt verbannen wollen, ist die Idee nicht so leicht umzusetzen. Denn Fakt ist, dass der Verkehr stark zugenommen hat, es immer mehr Autos gibt und die Luftqualität schlechter geworden ist. Die Aufgabe der Stadt ist es, eine Gefährdung der Gesundheit auszuschließen und die Fahrzeit der Autos zu reduzieren. Das tut sie aktuell mit der Konzeption eines Masterplans. Autofahrer sollen motiviert werden, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen: ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr, bessere Bedingungen für Radfahrer, ein Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität. Auch den Plan eines Parkleitsystems, das Autos schneller in die Parkhäuser lockt, gibt es bereits.In die Zukunft gedacht
Hierbei ist allerdings zu beachten, dass es eben Menschen gibt, für die Automobilität zur Notwendigkeit gehört. Eine Stadt mit dem Status einer Metropole bietet eine Mobilität, die Radfahren und den öffentlichen Nahverkehr fördert, lädt aber gleichzeitig auch Menschen ein, die gerne mit dem Auto fahren. Immer wichtiger wird zudem die Frage nach einem passenden Modell für die Zukunft. Im Hinblick darauf würde das Parkhaus laut Walter über ausreichend Ladestationen für Elektro-Autos verfügen, des Weiteren wären Elektroladestationen zum Aufladen von E-Bikes vorhanden. Dadurch könnte das City-Parkhaus zum Kompetenzzentrum für Autofahrer für Car-Sharing, für Elektroaufladung von Auto, Motorrollern und E-Bikes sowie zum Servicepoint für Innenstadteinkäufer werden.Berechtigte Zweifel und Bedenken
Das Angebot des früheren Konzern-Chefs hat eine Debatte ausgelöst, die so schnell nicht enden wird. Denn es besteht die Gefahr, dass mit einem neuen Parkhaus auch wieder mehr Autos in die Innenstadt fahren – was wiederum mehr Dreck und mehr Abgase bedeutet. Außerdem hat Walter angekündigt, die Garage nicht kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Einnahmen daraus sollen später einmal seinen Kindern und Enkeln zugute kommen.Pendler und Innenstadthändler befürworten das Projekt
Gerade Pendler aus dem Umland, die nicht auf ihr Auto verzichten wollen, gehören zu den Befürwortern eines neuen attraktiven City-Parkhauses. Auf der anderen Seite fordern inzwischen immer mehr Menschen ein besseres Tram- und Bus-Angebot sowie mehr Raum für Fahrradfahrer. Auch die Innenstadthändler hatten wiederholt den Wunsch nach einem neuen Parkhaus geäußert. Laut Ignaz Walter würden durch das Projekt die umliegenden Parkhäuser nicht benachteiligt, da künftig generell wieder mehr Menschen in die Stadt kämen. Durch die Belebung der vorhandenen Innenstadt-Geschäfte und des Stadtmarkts würden sich außerdem neue attraktive Fachgeschäfte in der Innenstadt ansiedeln und sie zu einem Publikumsmagneten machen.Die Erfüllung eines lang gehegten Wunschs
Die Bauzeit soll etwa 15 Monate dauern. Wenn ihm die Stadt die Fläche zur Verfügung stellt, verspricht der Bauherr auch die Kosten der Platzgestaltung auf dem Fugger-Boulevard oberhalb der Garage mitzufinanzieren. Die Verlegung aller Leitungen, der Tram-Gleise und der archäologischen Befundung wären mit inbegriffen. Zur Meinungsbildung schlägt er eine „professionelle Bürgerbefragung“ in Augsburg und dem Umland vor. „Ich gehe davon aus, dass die große Mehrheit für ein solches Parkhaus ist“, meint Walter.Ein früheres Angebot wurde bereits abgelehnt
Schon vor Jahren hatte der frühere Bauunternehmer der Stadt ein ähnliches Angebot gemacht. 1996 war das Projekt dann aber durch einen von SPD und Grünen angeregten Bürgerentscheid gekippt worden. Damals waren allerdings über 2.600 Parkplätze angedacht, das nun geplante City-Parkhaus würde wie bereits erwähnt lediglich über circa 700 Parkplätze verfügen, die mit 2,70 Metern etwas breiter als üblich sein sollen. Der 81-Jährige, der im Augsburger Stadtteil Siebenbrunn lebt, will mit der neuen Tiefgarage „etwas Bleibendes für Augsburg schaffen“. Es solle eines der schönsten Parkhäuser Deutschlands werden.Gemischte Reaktionen in der Kommunalpolitik
Während die Vertreter einiger Parteien wie ÖDP oder den Grünen das Vorhaben nicht nachvollziehen können, sehen andere das Projekt positiv beziehungsweise möchten es noch in Ruhe besprechen und ausgiebig mit den Bürgern diskutieren.Die detaillierten Statements und Argumente der einzelnen Parteimitglieder sowie ein Vergleich der aktuellen Parkhäuser in der Augsburger Innenstadt, finden Sie in der aktuellen Juni-Ausgabe des TRENDYone-Magazins.