Er gehört zu mir: Eifersucht = Beziehungskiller?

Je instabiler die Persönlichkeit, umso eifersüchtiger ist der Mensch

Früher haben die Menschen Rivalen mit einer Keule eins übergezogen. Diese pädagogisch etwas bedenkliche Vorgehensweise läuft heute etwas zivilisierter ab, jedoch passiert es heute wie damals aus demselben Grund: Eifersucht. Aber warum sind wir eifersüchtig? Und was ist normal? Ab wann ist die Eifersucht krankhaft?

Was ist Eifersucht überhaupt?

Eifersucht ist ein Überlebensmechanismus, den wir von den Steinzeitmenschen geerbt haben. Dieser Mechanismus diente dazu, Gefahren für die einst überlebenswichtigen Beziehungen zu erkennen, bevor es zu spät ist. Nüchtern betrachtet entsteht Eifersucht, wenn das Terrain einer Paarbeziehung von außen bedroht zu sein scheint. Freundschaften und Geschwisterbeziehungen sind davon betroffen – doch niemand nimmt das Sinneschaos so intensiv wahr wie Verliebte. Sobald die Aufmerksamkeit des Partners bei jemand anderem verweilt, schleicht sich die Eifersucht in unsere Zellen.

Liebt nur, wer eifersüchtig ist?

Eine Beziehung ohne Eifersucht klingt super modern, hip und tolerant. Paartherapeuten sehen das etwas anders: Mangelnde Eifersucht kann ebenso zum Problem für die Beziehung werden wie übertriebene Zweifel. Denn Eifersucht ist zunächst nichts anderes als ein gesundes Alarmsignal, das uns darauf aufmerksam macht, wenn jemand, den wir lieben und eine Beziehung, die wir brauchen, von einer dritten Person bedroht wird. Grundsätzlich ist Eifersucht ein Zeichen der Verbundenheit zu unserem Partner. Ist jemand hingegen nie eifersüchtig, liegt der Umkehrschluss nahe: es gibt keine Verbundenheit mehr. Und mal ehrlich: Wenn um uns nie gebangt wird, dann fühlen wir uns meistens nicht mehr wichtig genug. Uns wird das Gefühl der Einzigartigkeit genommen, das unsere Beziehung sonst so stabil hält.

Tatsächlich kann es noch einen anderen Grund für emotionale Gleichgültigkeit geben: Wenn eine Person schlichtweg keine Fähigkeit zur Eifersucht hat. Ein Phänomen übrigens, das ursprünglich bei Männern häufiger vorkam als bei Frauen. 

Wie eifersüchtig ist normal?

Mild
Die Form ist eine Art Warnsignal für unsere Beziehung, weil der Eifersüchtige hinterfragt: 
Legt der Partner gerade ungewöhnliches Verhalten an den Tag? Sollte ich selbst mehr für die Beziehung tun? 

Mittelschwer

Bei der mittelschweren Eifersucht hingegen ist es nur noch unter Anstrengung möglich, die Kontrolle über die eigenen Gefühle zu behalten. Schnell schwingt in jeder Reaktion eine extreme Empfindlichkeit mit. Wie aus dem Nichts kann es passieren, dass der eigene Wert durch zwanghafte Vergleiche mit den vermeintlichen Eindringlingen herabgesetzt wird. 

Massiv

Der massiven Eifersucht ist am Ende jede Begründung recht – sei sie noch so irrational. Schon der Gedanke an eine Bedrohung genügt, um diese als real wahrzunehmen. Das Gehirn ist wie vergiftet, die Eifersucht zerfrisst unser Seelen- und Beziehungsleben.
Die massive Eifersucht kann tödlich sein, denn sie ist der Sprengsatz unter den Gefühlen und wird als gefährlichstes Gefühl der Welt bezeichnet. Dieser Eifersuchtswahn trägt den klangvollen Namen Othello-Syndrom, benannt nach Shakespeares leidendem Protagonisten, der seine Ehefrau und schließlich sich selbst tötete.

Eifersucht = Beziehungskiller?

Studien zeigen: Menschen sind umso eifersüchtiger, je weniger stabil sie sind. Wer nicht in sich ruht, unkooperativ veranlagt ist, sich nicht als wertvoll und liebenswürdig empfindet, dessen Persönlichkeit ist umso misstrauischer, ängstlicher und neurotischer gestrickt.
Wir dürfen also die Ursache nicht hauptsächlich im Verhalten des Partners suchen, sondern auch bei uns selbst. 
Wichtig: Können wir unsere Eifersucht nicht alleine kontrollieren, müssen wir uns therapeutische Hilfe suchen, denn viele Verlustängste sind tief verwurzelt und brauchen ein weiteres Paar Hände, um sie zu ziehen. 
Ist Eifersucht nun ein Beziehungs-Killer? Ja. Wenn Sie überhandnimmt und die Gedanken vergiftet. Wichtig ist vor allem, dass die Eifersucht uns nicht zu Kopfe steigt, wie Othello. Es gilt die goldene Mitte zu finden - wie immer im Leben. Im richtigen Maß kann sie nämlich eine Liebeserklärung sein.