Anruf in Abwesenheit: Ghosting, Benching & Co.

Die Verhaltensweisen sind so alt wie die Liebe – nur haben sie jetzt einen Namen

Keine Sorge: Wir haben von diesen Dating-Verhaltensweisen auch noch nicht viel gehört. Wenn Sie mitreden wollen, dann schließen Sie sich uns an und begeben sich auf die spannende Suche nach Ihrem Date – denn das kann bei diesen „Trends“ schon mal spurlos verschwinden. Oder es taucht nach monatelanger Abwesenheit einfach aus dem Nichts wieder auf. Neugierig? Wir auch!

In unserer heutigen Zeit erfinden wir für jegliche Verhaltens- oder Denkweise Fremdwörter, nach denen wir eine Handlung benennen können. Früher haben wir gesagt: „Er meldet sich einfach nicht mehr!“ Heute sind wir Opfer von „Ghosting“, „Benching“ oder „Submarining“ geworden. Eins haben alle Begriffe gemeinsam: sie sind unreif und geben der Liebe und Romantik einen kräftigen Fußtritt. 

Was ist Ghosting?

Der Begriff „Ghosting“ beschreibt den Vorgang, dass die Person, die Sie daten, sich ohne Vorwarnung und Erklärung aus dem Staub macht. Nachrichten und Anrufe bleiben unbeantwortet, bereits getroffene Verabredungen werden nicht eingehalten. Unser Date existiert nicht mehr – zumindest für uns scheint es so, als wäre nie etwas gewesen. Ein klassisches Verbrechen ist hier nicht passiert. Die spurlos verschwundene Person hält sich mit Absicht zurück und hat bereits für sich selbst die Entscheidung getroffen, die Beziehung nicht mehr weiterzuführen.
Gab es bisher erst wenige Dates, die dem „Ghost“ gezeigt haben, dass da nichts knistert und lodert, so scheint es keiner Entschuldigung nötig, da für ihn keine richtige Bindung zu Ihnen bestand. 
Lebten Sie bereits in einer Partnerschaft, so ist „Ghosting“ für Beteiligte oftmals ein ziemlicher Schock. In diesem Fall hat der „Geist“ Angst, die Gefühle des anderen zu verletzen oder weiß einfach nicht, wie er seine Entscheidung erklären könnte. Stellen Sie sich vor, Sie haben euphorische Pläne über Hochzeit, Haus und Kinder und die Person, mit der Sie sich das alles teilen möchten, ist von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Was fällt Ihnen außer Feigheit und Respektlosigkeit dazu noch ein? Wobei das Ghosting doch eher in der frühen Phase des Kennenlernens oder einer Beziehung vorkommt. 

Auf der Ersatzbank – Benching

Viele haben sie: Die eine Single-Freundin oder den einen Single-Freund, die gelegentlich tindern* und regelmäßig daten. Mann oder Frau hat meist mehrere Dates, ob nun über Tinder oder nächtliches Nummernaustauschen in der Bar. Man schreibt mit allen parallel, hat sich ein paar Mal getroffen, aber so richtig Lust auf etwas Ernstes hat man eben nicht. Man liebt die Aufmerksamkeit, die Eroberung, die Aufregung. Möchte ein Date eine Beziehung oder regelmäßige Treffen, dann kommen meistens Meetings, Erkältungen oder der Geburtstag der geliebten Oma dazwischen. Was Menschen da betreiben, hat nun einen Namen: Benching.
„To bench“ bedeutet im Englischen so viel wie „auf die Reservebank setzen“. Ähnlich einem Fußballspieler wird man einfach aus dem Dating-Spiel genommen und so lange auf der Ersatzbank sitzen gelassen, bis man wieder gebraucht wird. Natürlich gibt es diese Warmhalte-Taktik schon, seitdem das Spiel mit der Liebe eröffnet wurde. Heute erleichtern jedoch die zahlreichen Kommunikationskanäle durch Social Media, über einen längeren Zeitraum Kontakt zu vielen Dating-Partnern zu halten, ohne sich auch nur einmal mit ihnen treffen zu müssen. 

On-Off: Submarining

„Submarining“ ist wie „Ghosting“ – mit dem Unterschied, dass sich der „Submariner“ im Gegensatz zum für auf ewig verschollenen „Ghost“ immer wieder meldet. Wie beim „Ghosting“ verschwindet die Person ganz überraschend und spurlos aus dem Leben und kehrt Wochen oder gar Monate später einfach zurück. Manchmal nach schon nach zwei Wochen, manchmal vielleicht erst nach drei Monaten Sendepause. Und wie meldet sich so ein verloren geglaubter geliebter Mensch? Mit Arien der Wehmut? Mit Blumen oder nostalgischen Liebesbriefen? Nicht ganz. Als scheint es das Normalste auf der Welt, von der Bildfläche zu verschwinden und dann wieder aufzutauchen, wird Belangloses gefragt wie „Lust auf Kino?“. So drängt sich der Submariner auf unerhörte Weise nicht nur in das Gedächtnis, sondern auch in das Leben der Betroffenen zurück. Nur um dann wieder abzutauchen, wie ein U-Boot (engl.: submarine). 
Menschen, die sich mit diesen Verhaltensweisen durch das Leben bringen, haben vor allem eine Kernkompetenz: schlechtes Benehmen.
Es ist schwer, die rosarote Brille abzunehmen, wenn dadurch doch alles so viel weicher und schöner aussieht. Aber wir können gewiss sein, dass sich jemand meldet, wenn er sich für uns interessiert. Und bleibt.