Festakt des Bayerischen Landtags in Augsburg: 80 Jahre Kriegsende und Befreiung

– Eröffnung 375 Jahre Augsburger Friedensfest

Mit bewegenden Worten der Festrednerinnen und Festredner und klarem Blick auf Gegenwart und Zukunft gedachte der Bayerische Landtag in Augsburg dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren – und zugleich wurde das Jubiläumsjahr des 375. Augsburger Friedensfests eröffnet.

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Die Festrede hielt die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal.Bild: Marion Buk-Kluger
In einer Zeit, in der Frieden und Demokratie erneut erschüttert werden (Oberbürgermeisterin Eva Weber), wird Erinnerung zur Verpflichtung (Dr. James Miller, US-Generalkonsul in München).
„Vergiss niemals, was du hast!“ – dieser Satz, den Bertolt Brecht in seinen Gedichten formulierte, hallte durch den Saal beim musikalischen Auftakt der Feierlichkeiten mit der Big Band des Gymnasiums bei St. Stephan feat. Young Rappers mit Jakob Kanschat. Es ist ein Aufruf zur Wachsamkeit, ein Appell, das Errungene zu schützen: Freiheit, Demokratie, Zusammenhalt. Doch Brecht fragt auch weiter: „Wir alle wollen Frieden – aber was ist Frieden wert?“

Oberbürgermeisterin Eva Weber machte die Dringlichkeit deutlich: „80 Jahre Frieden – und doch ist dieser Frieden so gefährdet wie seit langem nicht mehr. Demokratie und Frieden sind zerbrechlich – es herrscht Verunsicherung.“

Landtagspräsidentin Ilse Aigner betonte: „Wir brauchen eine Stärkung der Mitte.“ In einer Welt der Extreme sei der gesellschaftliche Zusammenhalt das Fundament für eine wehrhafte Demokratie.

Der US-Generalkonsul in München, Dr. James Miller, erinnerte an die Verantwortung, die aus der Geschichte erwächst: „Die Lehren aus dem Holocaust bestehen nicht nur aus Erinnerung, sondern aus der Verpflichtung, dass Faschismus keinen Platz haben darf.“

Die Publizistin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal sprach eindringlich von der täglichen Arbeit am Frieden: „Frieden zu riskieren – das müssen wir jeden Tag leisten.“ Sie erinnerte daran, dass Frieden nicht selbstverständlich sei – und dass er, wenn nötig, auch verteidigt werden müsse. Doch der erste Schritt bleibe das Gespräch: „Wir müssen reden.“
In ihren Worten spiegelte sich auch die Realität unserer Zeit: „Sie in Augsburg sind der Beweis, dass Migration nicht die Mutter aller Probleme ist. Was tun wir für diese Menschen, wer steht für sie auf?“ Tekkal mahnte eine ehrliche Erinnerungskultur an, die nicht im „WIR“ verklärt, sondern die Empathie fordert: „Es geht um Berührung! Unsere Feinde sind laut geworden – wir müssen dem etwas entgegensetzen.“
Ihr Appell: „Es geht um Fluchtursachen-Bekämpfung, nicht um Flüchtlings-Bekämpfung.“

Der Festakt zeigte eindrucksvoll: Erinnerung ist nicht rückwärtsgewandt. Sie ist Auftrag und Antrieb – für ein friedliches Miteinander, für eine offene Gesellschaft, für eine Zukunft, die sich der Vergangenheit stellt. Die Geschichte mahnt – und sie verbindet.
Das 375-jährige Jubiläum des Augsburger Friedensfests knüpft genau daran an. In einer Stadt, die mit ihrer Geschichte für religiösen Ausgleich, für Toleranz und für gelebte Vielfalt steht, wird dieses Erbe auch 2025 wieder gefeiert – als Zeichen der Hoffnung und als Ausdruck gelebter Verantwortung.