Gemeinsam für die Zukunft der Ausbildung
IHK-Ausbildertag 2025 in Augsburg setzt ein starkes Zeichen für die duale Bildung
Augsburg, 15. Oktober 2025. – Punkt 14 Uhr füllt sich der große Saal der IHK Schwaben. Stimmengewirr, Lachen, gespannte Erwartung. Man spürt: Heute geht es um etwas, das vielen am Herzen liegt. Immer mehr Ausbilderinnen und Ausbilder, Personalverantwortliche und Vertreter von Schulen und Betrieben strömen herein – die Stuhlreihen werden voller, die Gespräche intensiver. Schon jetzt zeigt sich, wie wichtig das Thema ist: Ausbildung bewegt. Denn überall stellen sich dieselben Fragen: Wie kann ich jungen Menschen eine gute Ausbildung bieten? Wie finde ich engagierte Azubis? Und wie gewinne ich sie langfristig für mein Unternehmen? Diese Fragen – und die Suche nach Antworten – stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Ausbildertags der IHK Schwaben.
Der Nachmittag beginnt mit einem kurzen, aber eindrucksvollen Imagefilm. Er wirft eine einfache, doch tiefgehende Frage auf: Woran denkt man beim Thema Ausbildung? – An Werkstätten und Betriebe, an Prüfungen und Werkzeuge? Oder an Chancen, Perspektiven, Zukunft?
Im Anschluss übernimmt ATV-Moderatorin Angie Stifter das Mikrofon. Mit Charme und Esprit führt sie durch das Programm und begrüßt die Gäste des Eröffnungstalks: Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Valerie Paula, erfolgreiche Absolventin einer dualen Ausbildung, und Peter Leo Dobler, stellvertretender Präsident der IHK Schwaben.
Was folgt, ist kein steifer Diskurs, sondern ein lebendiges Gespräch. Die drei plaudern offen über persönliche Erfahrungen – über Unsicherheiten, Erwartungen und die Frage, ob Ausbildung oder Studium der richtige Weg ist. Valerie berichtet, wie sehr sie durch ihre Ausbildung gewachsen ist – beruflich und persönlich. Als ihre Mutter im Publikum sichtlich gerührt applaudiert, geht ein warmes Lächeln durch den Saal. Ein Moment, der zeigt: Ausbildung ist mehr als ein Abschluss. Sie ist ein Fundament fürs Leben.
Andrea Nahles: „Eine Ausbildung ist krisenstabil und eröffnet Wege“
In ihrer anschließenden Rede nimmt Andrea Nahles die zentrale Rolle der Ausbildung in den Blick. „Eine Ausbildung ist in Krisen stabil und eröffnet Perspektiven – auch finanziell“, betont sie. Sie verweist darauf, dass die Chance, arbeitslos zu werden, bei Menschen mit abgeschlossener Ausbildung nur rund drei Prozent beträgt – bei Personen ohne Ausbildung hingegen bei etwa zwanzig Prozent.
„Eine Ausbildung ist ein hervorragender Start ins Berufsleben, und danach stehen alle Wege offen“, so Nahles. Doch sie spricht auch über die Realität: Viele junge Menschen wissen schlicht nicht, was sie werden wollen. „Das hat nichts mit Desinteresse zu tun, sondern mit Orientierungslosigkeit. Und genau da müssen wir ansetzen.“
Rund 61.000 Schülerinnen und Schüler verlassen jedes Jahr die Schule ohne Abschluss – ein Alarmsignal. Für Nahles ist klar: Berufsorientierung muss früher beginnen. Eltern, Lehrkräfte und Betriebe seien gleichermaßen gefragt.
„Ich erlebe das selbst – meine Tochter ist 14. Diese Phase ist eine Herausforderung. Jugendliche brauchen echte Einblicke, Vorbilder und Chancen zum Ausprobieren.“Zwischen Anspruch und Realität – wo Ausbildung heute steht
Im Publikum nicken viele. Denn die Herausforderungen sind vielfältig. Viele Betriebe klagen über sinkende Bewerberzahlen, schwächere schulische Grundlagen und steigende Anforderungen an die Ausbilder. „Lesen, Schreiben, Rechnen – das sind keine Selbstverständlichkeiten mehr“, sagt eine Teilnehmerin in der Fragerunde. Nahles greift das auf: „Früher gab es gezielte Sprachförderung, die vielen Jugendlichen geholfen hat. Warum heute nicht mehr?“
Gleichzeitig arbeiten Politik und Institutionen an neuen Lösungen. Die Bundesagentur für Arbeit entwickelt etwa ein KI-Tool, das Unternehmen helfen soll, Bewerberinnen und Bewerber passgenauer zu finden und zu begleiten. In spätestens einem Jahr soll es einsatzbereit sein – ein weiteres Beispiel, wie Digitalisierung auch in der Berufsbildung unterstützen kann.
Impulse aus der Praxis – Motivation, Sinn und neue Wege
Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit sechs praxisnahen Vorträgen. Besonders viel Applaus erhält Dirk Werner aus Köln, der mit seinem interaktiven Vortrag das Publikum zum Mitmachen bewegt. Über Live-Abstimmungen zeigt er, was Jugendliche heute wirklich erwarten – und wo Betriebe ansetzen können.
„Schülerinnen und Schüler suchen Sinn, Sicherheit und Wertschätzung – nicht nur ein Gehalt“, fasst Werner zusammen. Er zeigt anschaulich, wie kleine Veränderungen in der Ansprache, der Betreuung und der Unternehmenskultur große Wirkung entfalten können.
Auch Themen wie psychische Gesundheit, Wohnsituation, faire Vergütung und die Vier-Tage-Woche werden diskutiert. Immer wieder taucht dabei ein Gedanke auf: Wie können wir Ausbildung so gestalten, dass sie zu den Lebensrealitäten junger Menschen passt? Ob Teilzeitausbildung, Azubi-Wohnheime oder neue Lernformate – es gibt viele Ideen, und sie brauchen Raum, Mut und Zusammenarbeit.
Gemeinsam anpacken – für die Fachkräfte von morgen
Der Ausbildertag endet mit regem Austausch, neuen Kontakten und spürbarer Aufbruchsstimmung. Zwischen den Tischen wird diskutiert, beraten, gelacht – und vor allem genetzwerkt.
Was bleibt, ist das Gefühl: Gemeinsam können Politik, Schulen, IHKs und Betriebe wirklich etwas bewegen.
Die duale Ausbildung ist und bleibt das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – und mehr denn je ein Schlüssel zur Fachkräftesicherung.
Oder, wie es ein Teilnehmer beim Verlassen des Saals sagt:
„Wenn wir alle zusammenhalten, dann wird Ausbildung wieder das, was sie immer war – die stärkste Brücke zwischen Schule und Arbeitswelt.“