Fun von Bela B Felsenheimer - der TRENDYOne Buchtipp
Ein Roman, der schmerzt, überrascht und lange nachhallt.
Es gibt Bücher, vor denen man zunächst zurückschreckt — nicht aus Angst vor der Sprache, sondern vor dem, was sie in einem auslösen könnten. Fun war für mich genau so ein Buch. Die Inhaltsangabe ließ schlimme Vermutungen zu, und die Frage stand im Raum: Wie explizit, wie belastend, wie schwer wird diese Geschichte wirklich? Und ja, es geht an die Substanz, aber anders, als ich befürchtet hatte. Nicht reißerisch, nicht brutal um der Brutalität willen, sondern leise, eindringlich und genau deshalb so wirksam. Ein Buch, das sich lesen lässt — auch wenn es triggert. Und vielleicht gerade deshalb wichtig ist.
Inhaltsangabe
Fun erzählt eine Woche im Leben der fiktiven Rockband nbl/nbl. Drei Konzerte, eine Kleinstadt, fünf Musiker — und drei Frauen, deren Leben sich durch eine einzige Begegnung dramatisch verändern.
Es geht um Ljilja, die sich im Backstagebereich in einer Situation wiederfindet, die sie nie wollte. Um Liane, die durch die Band an die eigene Vergangenheit erinnert wird. Und um Maila, die nach einem Konzert eine Erfahrung macht, die ihr Leben neu ordnet.
Der Roman zeigt, wie Machtgefälle, Gruppendynamiken und Erwartungshaltungen ineinandergreifen — und wie schnell aus Nähe Übergriff werden kann. Eine Woche, die alles verändert.
Fakten
Autor: Bela B. Felsenheimer
Titel: Fun
Verlag: Heyne
Erscheinungsdatum: 27. Januar 2025
Seiten: 368
ISBN: 978-3-453-27513-3
Formate: Hardcover, eBook, Hörbuch
Persönliche Meinung (Redakteurin Nina Königs)
Ich muss es ehrlich sagen: Fun hat mich überrascht — und zwar positiv. Ich hatte Angst davor, es zu lesen. Angst davor, dass es reißerisch sein könnte, plump, voyeuristisch. Aber es ist das Gegenteil. Bela B. schreibt über ein Thema, das schwerer nicht sein könnte, und schafft es dennoch, Räume zu lassen: für Empathie, für Menschlichkeit, für Zwischentöne.
Was das Buch für mich besonders eindrücklich macht: Es ist nicht laut. Nicht offensichtlich brutal. Nicht sensationsgierig. Und gerade das trifft. Der Schmerz findet im Kopf statt, im Bauch, zwischen den Zeilen. Es zeigt Situationen, die viele Frauen auf die eine oder andere Weise kennen. Und ja — leider kennen sie viele. Nicht nur in der Musikbranche, nicht nur in schillernden Backstage-Bereichen. Sondern überall. In allen Schichten. Genau das wird im Roman klar.
Ich empfinde es als wertvoll, dass ein Mann dieses Thema literarisch aufgreift — nicht als Held, nicht als Richter, nicht als Moralprediger, sondern als Erzähler, der sich traut, hinzusehen. Es wirkt respektvoll, ernsthaft und vorsichtig in der Art, wie er an diese Realität herangeht.
Natürlich kommt man beim Lesen nicht umhin, Parallelen zu realen Fällen in der Musikszene zu ziehen. Zu den Berichten und Vorwürfen, die in den letzten Jahren durch die Medien gingen. Wie viel davon ist Fiktion? Wie viel abgeschaut? Wieviel Realität steckt im Künstlerblick einer Person, die diese Branche kennt wie wenige? Diese Fragen bleiben offen — aber sie verstärken den Nachhall.
Das Buch zeigt nicht nur, dass Macht missbraucht werden kann, sondern wie subtil und komplex diese Strukturen sind. Wie schnell Grenzen verwischen. Wie schwer es ist, sie zu ziehen. Und wie tief solche Erfahrungen in Menschen nachwirken.
Gleichzeitig öffnet Fun auch Räume: für Mut, für Selbstbestimmung, für die Erkenntnis, dass Dunkelheit nicht das letzte Wort hat. Es zeigt Frauen in ihrer Verletzlichkeit, aber nicht in ihrer Hilflosigkeit. Und es zeigt Männer nicht als stereotype Monster, sondern als Teil eines Systems, das dringend reflektiert werden muss.
Für mich ist Fun ein wichtiges Buch. Ein unbequemes. Ein emotionales. Ein Roman, der Angst macht — aber auch Mut.
Fazit
Fun ist kein leichter Stoff, aber ein wertvoller. Ein Roman, der das Schweigen bricht, ohne die Lesenden zu überfordern. Wer sich traute Themen zutraut, wer bereit ist, hinzuspüren und nicht wegzusehen, wird hier ein Buch finden, das wirkt — noch lange nach der letzten Seite.









